Augsburger Allgemeine (Land West)

Theater auf dem Rodelberg

Freiluftth­eater Bald beginnt für das Diedorfer Eukitea die Sommersais­on. Der Ort, an dem es schon seit Jahren spielt, ist außergewöh­nlich: Er liegt umgeben von Wald auf einer Wiese

- VON RICHARD MAYR

Normalerwe­ise stehen Theaterbüh­nen mitten in der Stadt. Sie gehören wie das Rathaus, die vielen Geschäfte und die großen Kirchen zum Zentrum dazu. Ein Ort, an dem es um die Kunst geht, ein Ort, an dem sich die Gesellscha­ft trifft, um sich zusammen Kunst anzusehen oder unterhalte­n zu lassen. Wenn das Spielwerk Theater Eukitea, das in Diedorf sein Theater zwischen einer katholisch­en und einer evangelisc­hen Kirche hat, seine Open-Air-Saison beginnt, dann spielt es an einem Ort, der mitten in der Natur liegt, der nicht einmal von einer geteerten Straße erschlosse­n ist.

Hinter Anhausen hat das unkonventi­onelle Theater, das sich auf Kinder- und Jugendstüc­ke spezialisi­ert hat, einen Ort gefunden, an dem es das erste Mal im Jahr 2004 Shakespear­es „Romeo und Julia“aufgeführt hat. „Damals hatten wir auch keine richtige Bühne, haben direkt auf der abschüssig­en Wiese gespielt“, sagt Theaterlei­ter Stephan Eckl. Ja, damals steckte das Eukitea in einer entscheide­nden Phase, damals war das Theater gerade dabei, die Finanzieru­ng für den eigenen Theaterbau zusammenzu­bekommen. Die Gruppe wollte im Sommer auf einer Lichtung mitten im Wald spielen, alles war für die Premiere vorbereite­t, dann brachte einstweili­ge Verfügung des Jagdpächte­rs alles durcheinan­der. Letztlich einigte man sich auf die abschüssig­e Wiese, eine Schneise am Waldrand, der alte Rodelberg von Anhausen.

Und dort spielt das Eukitea auch heute noch seine Sommerinsz­enierungen unter freiem Himmel. Aus dem Provisoriu­m ist schon seit vielen Jahren eine feste Bühne geworden, das gleiche Achteck, auf dem Eckl und sein Team auch im Theaterhau­s in Diedorf spielen. Das macht es für das Proben leichter. Mittlerwei­le hat das Theater auch einen eigenen Stromansch­luss bekommen, ein Verteilerk­asten in der Nähe des allerletzt­en Einsiedler­häuschens im Tal, von dem der Starkstrom dann auch noch etliche Meter via Kabel durch den Wald transporti­ert wird.

Diese Freiluftbü­hne liegt eingebette­t in der Natur. „In einer Saison hatten wir bei unserem Kinderstüc­k einmal einen Hasen, der einen Sommer lang unter der Bühne gelebt hat“, erzählt Eckl. Als die Kinderstüc­ke gegeben wurden, habe er sich jedes Mal dem jungen Publikum gezeigt, habe eine Runde um die Bühne gedreht und sei dann im Wald verschwund­en, bis es wieder ruhiger gewesen sei.

Und dann fügt Eckl noch einen Satz hinzu, der die Philosophi­e des Eukitea-Theaters auf den Punkt bringt: „Wir spielen auf unserer Freiluftbü­hne so, dass auch die Natur unser Publikum ist.“Kein Theaterspe­ktakel also mit großen Feuerwerks­körpern am Ende, das die Tiere verschreck­t, nein, da soll im Spiel auch ein Einklang mit dem Ort und der Umgebung hergestell­t werden. Die Bühnenbild­er sollen Räume markieren, aber nie den Blick auf die Umgebung verschließ­en, etwa das Abendrot in den Wipeine feln der Fichten und der Blick auf das Anhauser Tal.

In diesem Jahr gibt das Eukitea an seiner Open-Air-Spielstätt­e eine Eigenprodu­ktion, die stark dem Spielzeitm­otto folgt. „Frieden“war das Leitmotiv für die Produktion­en. „Wir wollten nicht ein Problem in den Mittelpunk­t stellen, etwa die Gewalt, sondern die Lösung“, sagt der Theaterlei­ter. In einem Workshop hat sich das Team getroffen – mit dabei war auch das Berliner Eukitea-Team, das vor allem in Berlin und Brandenbur­g auftritt. Eine Erkenntnis war, dass Friede ein Zustand sei, nachdem sich alle Menschen sehnen, der aber nicht nur einmal, sondern kontinuier­lich herbeigefü­hrt werden müsse. Und dann beleuchtet­en sie die verschiede­nen Ebenen, auf denen Friede hergestell­t werden könne: auf der persönlich­en Ebene der Mensch mit sich selbst, im nächsten Umfeld der Familie und Freunde, in einer Gruppe, gegenüber der Natur und letztlich in gesamtgese­llschaftli­chen Verhältnis­sen.

Diese Grundlagen fließen nun in die Open-Air-Produktion „Frieden ist“ein, die am 23. Juni auf der Waldbühne Anhausen Premiere hat. Im Stück geht es um eine Gruppe von Menschen aus unterschie­dlichen Regionen der Welt, die alle die Sehnsucht nach Frieden verbindet, die sich deshalb auch zusammensc­hließen, dann aber Probleme bekommen, Widersache­r finden, verunsiche­rt werden. O

Termine Das Eukitea spielt „Frieden ist“am 23., 24. und 30. Juni sowie am 1. Juli jeweils um 21 Uhr auf der Wald bühne Anhausen (Wegweiser ab Die dorf). Das Open Air Café hat von 19 Uhr an geöffnet. Bei ungünstige­m Wetter finden die Vorstellun­gen im Eukitea Theater in Diedorf statt.

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Foto: Marcus Merk Das Eukitea Team bei den Proben für das Stück „Frieden ist“auf der Waldbühne An hausen.

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