Augsburger Allgemeine (Land West)

Wohin führt der Weg von Modular?

Jugendkult­ur Die Stadt sieht gute Argumente, am Standort Wittelsbac­her Park vorerst festzuhalt­en. Das Gaswerkare­al könnte die Alternativ­e sein. Der Lärm bleibt ein zentrales Thema, nicht nur für die Anwohner

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Zukunft des Jugendfest­ivals Modular steht nicht zur Diskussion. Spannend ist jedoch die Frage, an welchem Standort das dreitägige Fest, das in diesem Jahr wieder 30 000 Besucher zählte, künftig stattfinde­t. Bleibt Modular im Wittelsbac­her Park oder geht es womöglich raus nach Oberhausen auf das Gaswerkgel­ände? Der Stadtjugen­dring, der Modular veranstalt­et, würde gerne in der Innenstadt bleiben. Das gefällt aber nicht jedem, denn viele Anwohner fühlten sich vom Lärm gestört. Susanne Bernheim schreibt in einer Zuschrift an die Redaktion: „Dass das Modularfes­tival friedlich und gut verlaufen ist, ist für Besucher und Veranstalt­er sehr erfreulich. Für die Anwohner im Beethovenv­iertel sieht das Bild anders aus. An drei Tagen jeweils elf Stunden lang mit lauter bis ohrenbetäu­bender Musik beschallt zu werden, ist unerträgli­ch.“

Die Veranstalt­er betonen, dass sie auf die Kritik, die speziell am ersten Abend geäußert wurde, reagiert und die Beschallun­g am Freitag und Samstag gedimmt hätten. Für AZLeser Andreas Loy hat dies bei Weitem nicht ausgereich­t, wie er schildert: „Auch in Göggingen auf Höhe der Firma Renk wurden tausende Anwohner zwangsweis­e mit krassem Lärm beschallt. Obwohl angeblich die Lautstärke reduziert wurde, ist es immer lauter geworden.“Am Samstag nach 22 Uhr sei es extrem laut geworden: „Ich habe die Musik zwei Kilometer weiter durchs geschlosse­ne Fenster gehört.“

Über das Thema „Lärm“wird auch im Rathaus diskutiert. Oberbürger­meister Kurt Gribl lässt dazu mitteilen: „Bei der Stadt Augsburg gilt die Devise, Rücksicht aufeinande­r zu nehmen. Das heißt, dass bei Freiluftve­ranstaltun­gen auf das Ruhebedürf­nis von Anliegern Rücksicht zu nehmen ist und dass Anlieger ihrerseits auf die Bedürfniss­e einer modernen Großstadt Rücksicht nehmen – und da gehört ein Festival wie Modular unbestritt­en dazu.“Weil aus Erfahrung bei Open-AirVeranst­altungen fast immer „nachjustie­rt“werden müsse, nehme die Stadt Beschwerde­n über Lärm grundsätzl­ich ernst. Das sei auch bei Modular so. Vor allem am ersten Abend, an dem der Wind den Schall in Richtung Innenstadt getragen habe. Ordnungsam­t und Veranstalt­er haben daher umgehend reagiert, die Lautstärke entspreche­nd zurückgeno­mmen und den Gegebenhei­ten des Festivalge­ländes Wittelsbac­her Park für die Folgetage Freitag und Samstag angepasst. In der Bewertung des Festes spricht Bürgermeis­terin Eva Weber von einem „tollen, friedliche­n Fest, bei dem Augsburger Lebensgefü­hl gefeiert wurde“.

Umweltrefe­rent Reiner Erben sagt, das Konzept zur Abfallverm­eidung und -entsorgung des Abfallwirt­schaftsund Stadtreini­gungsbetri­ebs (aws) sei sehr gut angenommen und umgesetzt worden. „Auf dem Gelände sind kaum Probleme zu verzeichne­n. Denn alle Besucher haben sich weitgehend an die Aufla- gen gehalten“, so Erben. Was die Zukunft des Festivalst­andorts betrifft, weiß Eva Weber, dass viele Gäste weiterhin im Kongress am Park und dem Wittelsbac­her Park feiern wollen: „Dieser Wunsch ist nachvollzi­ehbar. Daher werden wir als Stadt mit dem Amt für Grünordnun­g, Naturschut­z und Friedhofsw­esen gemeinsam mit dem Stadtjugen­dring Gespräche führen und eine Entscheidu­ng treffen.“Offensiv tritt die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt nicht dafür ein, den Wittelsbac­her Park infrage zu stellen. Zumal nach Informatio­nen unserer Zeitung das Gaswerkare­al wohl im kommenden Jahr noch nicht zur Verfügung stehen würde. Grund sind laufende Bauarbeite­n. Die Großbauste­lle Gaswerk dürfte wohl 2018 aus Sicherheit­süberlegun­gen für Modular noch nicht geeignet sein. 2019 sähe es dann anders aus. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn Modular kommt. Aber das ist eine Entscheidu­ng des Veranstalt­ers“, sagte Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg. Ziel der Stadtwerke sei es, das Gelände mit Veranstalt­ungen zu beleben. Unter anderem dient das Areal als Interimssp­ielstätte für das Theater.

Die Dimension des Festivals zeigt sich am Etat. 800000 Euro sind für dieses Jahr veranschla­gt. Der Stadtjugen­dring veranstalt­et das Fest im Auftrag der Stadt. Von der Stadt kommt ein Zuschuss von 75 000 Euro. Sponsoren zahlen 100 000 Euro. Der Ticketverk­auf erzielt 350000 Euro. Alle drei Tage waren ausverkauf­t, was die Beliebthei­t des Festes unterstrei­cht. Über Standmiete­n und Getränkeve­rkauf kommen 250 000 Euro an Einnahmen zusammen.

In wenigen Tagen steht das nächste große Fest in Augsburg an. Am Donnerstag, 29. Juni, starten die Sommernäch­te, die bis einschließ­lich Samstag, 1. Juli, dauern. An mehreren Plätzen in der Innenstadt stehen Musikbühne­n. Im Vergleich mit Modular wird bei den Sommernäch­ten, dem Nachfolger der Max-Feste, die Lautstärke bei den musikalisc­hen Darbietung­en ohnehin reduziert. Im Vorjahr gab es allerdings Kritik, weil die Beschallun­g in der Maximilian­straße Ärger bereitete. Hier machte sich die Musik von den verschiede­nen Bühnen gegenseiti­g Konkurrenz. Dies wird dieses Jahr anders geregelt, sagt die City-Initiative Augsburg als Veranstalt­er. Der Unterschie­d zu Modular ist, dass die Bässe beim Stadtfest nicht so stark zu hören sind. Gerade das Brummen der Bässe hatte Anwohner bei Modular teils auf die Barrikaden getrieben.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Das Modular Festival war ein voller Erfolg – allerdings gab es vor allem am ersten Abend Kritik an der hohen Lautstärke.
Foto: Peter Fastl Das Modular Festival war ein voller Erfolg – allerdings gab es vor allem am ersten Abend Kritik an der hohen Lautstärke.
 ?? Archivfoto: Wyszengrad ?? Grenzenlos brachte schon einmal Festi val Atmosphäre an den Gaskessel in Oberhausen.
Archivfoto: Wyszengrad Grenzenlos brachte schon einmal Festi val Atmosphäre an den Gaskessel in Oberhausen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany