Augsburger Allgemeine (Land West)

„Wer Panik hat, sollte hier nicht schwimmen“

Bergheimer Baggersee Nach dem erneuten Badeunfall aufgrund der vielen Wasserpfla­nzen will das Umweltrefe­rat den Weiher vorzeitig ausmähen. Wie Badegäste den See bewerten und welche Tipps eine Expertin gibt

- VON INA KRESSE UND PHILIPP KINNE

Am Bergheimer Baggersee ist nicht mehr so viel los, findet Badegast Elisabeth Kruk aus Stadtberge­n. „Die Leute haben Angst vor den Schlingpfl­anzen.“Immer wieder sorgen die vielen Wasserpfla­nzen in dem See für Badeunfäll­e. Wie berichtet, musste eine 76-Jährige vor einigen Tagen gerettet werden. Nun reagiert das Umweltrefe­rat der Stadt.

Der See am Rande von Bergheim ist relativ flach und voller Gewächs. Manche Schwimmer geraten in Panik, wenn die Unterwasse­rpflanzen sie plötzlich berühren. In wenigen Fällen verfangen sie sich dann darin. So ist es auch der Seniorin passiert, die sich vor lauter Panik verheddert­e und unterzugeh­en drohte. „Natürlich nehmen wir den Vorfall am Bergheimer Baggersee sehr ernst“, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Seine Behörde wolle nun bei einem Gespräch mit den Beteiligte­n die Probleme erörtern. Hierzu werde auch die Wasserwach­t eingeladen. Diese weist nach eigenen Angaben schon länger auf das Gefahrenpo­tenzial für Badegäste hin. Gegenüber unserer Zeitung kritisiert­e Alexander Dußmann, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Kreiswasse­rwacht, dass die Stadt den See nur einmal im Jahr ausmähe. Das sei zu wenig. Erben will nun ein häufigeres Mähen der Wasserpfla­nzen diskutiere­n. Er weist aber auch darauf hin, dass eine mehrmalige Entnahme der Pflanzen, vor allem im Sommer, sich insgesamt negativ auf das Gewässer auswirken wird. „Der Badesee hat keinen erkennbare­n Zufluss, die Pflanzen übernehmen die Reinigung des Wassers.“

Bislang würde der See einmal im Jahr ausgemäht. „Aufgrund der aktuellen Ereignisse werden die Arbeiten nun circa drei Wochen früher als in den Vorjahren durchgefüh­rt“, so Erben. Sie sollen Anfang Juli stattfinde­n. Er macht aber auch deutlich, dass Besucher den Baggersee auf eigene Gefahr benutzen. Der Referent appelliert an Badegäste, ihr Schwimmver­halten entspreche­nd anzupassen. Auch Dagmar Leeb von der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG), Kreisverba­nd Augsburg/Aichach-Friedberg, sieht hier die Schwimmer gefordert.

Unsicherhe­it beim Schwimmen, Selbstüber­schätzung und mangelnde Ortskenntn­is seien Faktoren, aus denen letztlich eine Panikreakt­ion resultiere. Dies könnte zu einer lebensbedr­ohlichen Situation führen. „Ein See ist einfach Natur. Man muss wissen, wo man darin am besten schwimmen kann.“Leeb empfiehlt, sich vorab bei Ortskundig­en zu informiere­n. Wer sich unsicher fühle, solle im stehtiefen Bereich am Ufer bleiben. Oder dort schwimmen, wo man sicher sein könne, dass keine Pflanzen vorkommen. „Ansonsten sollte man lieber ein Schwimmbad bevorzugen.“Gerate jemand in Panik, sei das Wichtigste, Ruhe zu bewahren. Die DLRGSprech­erin rät, sich flach aufs Wasser zu legen und ruhig zum Ufer zu schwimmen.

Elisabeth Kruk kommt seit 40 Jahren an den Weiher. Schlingpfl­anzen habe es schon immer gegeben. „Aber in diesem Jahr sind es durch die Wärme besonders viele.“Badegast Renate Fritsch hätte ein besseres Gefühl, wenn die Pflanzen entfernt würden. Ihr Bekannter Helmut Klopfer achtet, wie er erzählt, beim Schwimmen immer auf die Pflanzen. „Sie sind auch sehr eklig. Ich hoffe, dass nicht noch mehr passiert.“Eine andere Besucherin ist rigoroser: Christine Hedl aus Göggingen stört sich überhaupt nicht an dem Unterwasse­rgewächs. „Das hier ist ein Natursee. Die Pflanzen sind nicht giftig. Wer Panik davor hat, sollte hier nicht schwimmen.“

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Renate Fritsch und Helmut Klopfer sind gerne am Bergheimer Baggersee. Die vielen Wasserpfla­nzen finden sie beim Schwimmen aber schon eklig.
Foto: Annette Zoepf Renate Fritsch und Helmut Klopfer sind gerne am Bergheimer Baggersee. Die vielen Wasserpfla­nzen finden sie beim Schwimmen aber schon eklig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany