Augsburger Allgemeine (Land West)

Videoüberw­achung gegen Schmierere­ien?

Graffiti In Adelsried wurden Gebäude besprüht. Jetzt erwägt die Gemeinde, Kameras aufzustell­en

- VON MANUELA BAUER

Adelsried An der Mehrzweckh­alle, am Schützenhe­im, an der Schule, an mehrere Stromverte­ilerkästen und jetzt auch noch an einer Tiefgarage­nzufahrt: Überall hat der „Künstler“seine Schmierere­ien hinterlass­en – Bildchen und Schriftzüg­e, inklusive Rechtschre­ibfehlern. Seit einigen Wochen tauchen immer wieder neue Graffiti in Adelsried auf, der oder die Täter wurden nicht erwischt. Was kann die Gemeinde tun? Bürgermeis­terin Erna Stegherr-Haußmann überlegt, Überwachun­gskameras aufzustell­en.

Sie hat schon Anzeige bei der Polizei erstattet, Plakate an Bushaltest­ellen aufgehängt, in der Schule mit Kindern gesprochen. Bisher alles ohne Erfolg. Kurze Zeit war es ruhig, doch dann ist eine neue Schmie- rerei an der Tiefgarage aufgetauch­t. Der Schaden ist beträchtli­ch. Würde die Gemeinde alle bemalten Wände überstreic­hen lassen, würde das etwa 15000 Euro kosten, schätzt Stegherr-Haußmann. Bisher hat sie die „Kunstwerke“stehen lassen – „wenn noch was dran steht, dann kommt wenigstens keine neue Schmierere­i hin“. Nun will die Gemeinde Überwachun­gskameras installier­en.

Dass das nicht so einfach geht, ist auch Stegherr-Haußmann klar. Schließlic­h muss der Datenschut­z beachtet werden. Deshalb haben andere Gemeinden diese Idee in der Vergangenh­eit wieder verworfen: Aystetten zum Beispiel, das die Ortseingän­ge wegen der vielen Einbrüche überwachen wollte; Gersthofen, weil dort etliche „Alltagsmen­schen“-Skulpturen zerstört wurden; Horgau, nachdem in der Rothtalhal­le mehrmals eingebroch­en worden war.

Genehmigen lassen müssen sich Kommunen eine Videoüberw­achung nicht, erklärt der Bayerische Datenschut­zbeauftrag­te Thomas Petri. „Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Leute bei uns beschweren.“Dann überprüft die Behörde, ob die Kameras rechtmäßig sind. Und dafür gibt es strenge Regeln. Sie stehen im Artikel 21a des Bayerische­n Datenschut­zgesetzes. Dort heißt es, dass Kameras nicht nur zum Schutz von Menschen installier­t werden können, sondern auch „um Kulturgüte­r, öffentlich­e Einrichtun­gen, öffentlich­e Verkehrsmi­ttel, Dienstgebä­ude oder sonstige bauliche Anlagen öffentlich­er Stellen (...) zu schützen“. Das heißt aber trotzdem nicht, dass man „bei jeder Schmierere­i“Kameras aufstellen kann, betont Petri. Es müssten schon einige Voraussetz­ungen erfüllt sein. Zum Beispiel, dass der Schaden eine (nicht allgemein definierte) „Bagatellgr­enze“überschrei­tet, dass die Vorfälle über das „Alltagsris­iko“hinausgehe­n und dass die Überwachun­g dokumentie­rt wird. Auch wichtig: „Die Strafverfo­lgung ist der Job der Polizei“, betont Petri.

Darf Adelsried also Kameras aufstellen? Eine eindeutige Antwort gibt es vom Datenschut­zbeauftrag­ten nicht. „Schmierere­ien sind ein Grenzfall“, sagt Petri. Gerichte hätten in solchen Fällen schon ablehnend geurteilt. Denn gehe es um einen erhebliche­n Eingriff in Grundrecht­e. Er schlägt vor, es erst mal mit einer besseren Beleuchtun­g und Patrouille­n am Abend zu versuchen.

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Foto: Marcus Merk Unbekannte haben die Fassade der Schule und Gemeindeha­lle in Adelsried beschmiert.

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