Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie eine Kult Bar erwachsen wurde

Interview Das „Peaches“in der Maxstraße gibt es seit 25 Jahren. Andreas Reisewitz ist ein Mann der ersten Stunde. Er erzählt, wer hier schon auf der Theke getanzt hat – und warum man heute auch mal Apfelschor­le bestellen kann

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Herr Reisewitz, Sie sind seit der Anfangszei­t des „Peaches“in den 1990er Jahren dabei. Hätten Sie gedacht, dass das Lokal so lange besteht?

Ehrlich gesagt nicht. Es ist ja auch nicht selbstvers­tändlich. Es sind in den letzten 25 Jahren in der Maxstraße viele Klubs und Bars entstanden und irgendwann wieder verschwund­en. Das Peaches war das erste Lokal dieser Art direkt in der Maxstraße, das sich an ein jüngeres Publikum richtete. Und wir sind immer noch da.

Andreas Reisewitz:

Sind die Gäste im Nachtleben heute anspruchsv­oller als früher?

Generell ja. Für alle Lokale, bei denen ich die Werbung betreue, würde ich das sofort unterschre­iben. Beim Peaches ist das anders. Es reicht den Gästen eben, dass es das Peaches ist. Wir brauchen nicht ständig neue Mottoparty­s. Eine Happy Hour mit ermäßigten Preisen haben wir auch erst im Jahr 2013 eingeführt. Vergleichb­are Läden hatten das schon viel früher.

Reisewitz:

Was hat sich in den 25 Jahren verändert? Werden an der Bar heute andere Getränke als früher verkauft?

Es gibt Dauerbrenn­er. Der Cocktail Super-Zombie gehört dazu. Zu Beginn der 1990er Jahre kam gerade Red Bull auf. Das hat sich bis heute gehalten. Ich habe damals von Hand die Plakate gemalt, mit denen wir diese Getränke beworben haben. Interessan­t ist es bei den alkoholfre­ien Getränken. Wenn

Reisewitz:

früher mal jemand Apfelschor­le bestellt hat, dann haben wir uns totgelacht. So was war völlig uncool. Wir haben damals vielleicht alle zwei Wochen mal ein Apfelschor­le ver- kauft. Heute ist das ganz anders. Schorle ist Standard.

Gibt es noch Leute, die von Anfang an dabei sind?

Reisewitz:

Ja, die gibt es. Im Juni 1992 war die Eröffnung. Leo Dietz begann am 30. August als Barkeeper, heute ist er der Chef. Oder Christian „Hauser“Maier, der im September 1992 dazukam und heute noch als DJ im Club nebenan auflegt. Auch unsere Putzfrau Fatma ist seit 25 Jahren dabei. Leo hat übrigens auch seine heutige Ehefrau im Peaches kennen und lieben gelernt.

Gehen junge Menschen heute mehr oder weniger abends weg als vor 20 Jahren?

Reisewitz:

Tendenziel­l ist es weniger geworden. Heute bleibt man auch öfter zu Hause, ist mein Eindruck. Man hat ja Internet, Playstatio­n, Whatsapp. Das Vorglühen – zu Hause schon mal was trinken, bevor man loszieht – gab es zu frühen Peaches-Zeiten auch noch nicht. Und auch die Uhrzeiten, das Weggehverh­alten hat sich geändert. Früher war der Laden um 21 Uhr voll, heute ist das anderthalb Stunden später. Uns trifft das alles nicht so sehr, weil wir ein gemischtes Publikum haben. Bei uns kommen 18-Jährige, aber eben auch Leute jenseits der 50.

Gab es in all den Jahren auch prominente Gäste?

Fußball- und Eishockeys­pieler natürlich. FCA und AEV haben ihre Aufstiege an und auch auf der Bar gefeiert. Die Sängerin Blümchen war zum Beispiel mal da, Marc Terenzi, Hans Söllner, Dr. Alban und die Chippendal­es.

Reisewitz:

Wie wird das Peaches am 50. Geburtstag aussehen?

Natürlich immer noch so wie heute. Im Ernst: Keiner weiß, was in 25 Jahren ist. So weit denken wir nicht voraus. Aber warum soll es das Peaches dann nicht mehr geben? Wir hätten ja auch nicht gedacht, dass wir mal den 25. Geburtstag feiern. Interview: Jörg Heinzle

Reisewitz: Andreas Reisewitz,

48, malte im Jahr 1992 die Getränke Plakate noch von Hand. Bis heute küm mert er sich um Werbung.

 ?? Foto: Andreas Reisewitz ?? So feierte man Anfang der 1990er Jahre im „Peaches“in der Maximilian­straße. Auch Rauchen war damals noch erlaubt. Zum 25. Geburtstag kehren heute Abend Personal und DJs aus dieser Zeit in die Bar zurück.
Foto: Andreas Reisewitz So feierte man Anfang der 1990er Jahre im „Peaches“in der Maximilian­straße. Auch Rauchen war damals noch erlaubt. Zum 25. Geburtstag kehren heute Abend Personal und DJs aus dieser Zeit in die Bar zurück.
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