Augsburger Allgemeine (Land West)

Open Air Gottesdien­st auf dem Rathauspla­tz

Jubiläum Protestant­en feiern kirchenhis­torisches Ereignis, das für Augsburg wichtig war und ist

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg

Der Augsburger Rathauspla­tz gehört zu den schönsten Orten der Stadt. Ein Sitzplatz im Freien in einem von mehreren Cafés gibt den Blick aufs Rathaus frei. Junge Menschen lassen sich an schönen Tagen gerne auf dem Boden nieder. Es herrscht, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, ein friedliche­s Miteinande­r. Der Rathauspla­tz ist Ort der Begegnung.

Das war er auch am Sonntag, in diesem Fall aus einem besonderen Anlass: In Augsburg fand ein evangelisc­her Festgottes­dienst statt, der an ein ganz besonderes Datum erinnerte. Am 25. Juni 1530, also vor 487 Jahren, wurde ebenfalls in Augsburg die Confessio Augustana verlesen, mit der sich die Herrscher der lutherisch­en Reichsstäd­te vor Kaiser Karl V. zu ihrem evangelisc­hen Glauben bekannten. Die Schrift gilt als wegweisend­es Dokument der Reformatio­nszeit. Dem 500. Jahr der Reformatio­n unter Martin Luther war zudem ein zweitägige­r Kirchentag in Augsburg gewidmet mit mehreren hundert Mitwirkend­en. „Es ist ein Fest, um mit vielen Menschen zu feiern und Begegnunge­n zu knüpfen“, hob Stadtdekan­in Susanne Kasch hervor.

Höhepunkt des Kirchentag­s war der Open-Air-Gottesdien­st mit einigen tausend Besuchern, die anfangs im Regen auszuharre­n hatten. Ein ganz anderes Wetter als am Jahrestag der Confessio Augustana, denn sie wurde damals bei brütender Hitze verlesen. Der Regen ließ am Sonntag aber nach.

Der evangelisc­he Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm hielt die Festpredig­t. Das Augsburger Bekenntnis sei die erste Zusammenfa­ssung der Wertgrundl­age der lutherisch­en Kirche, sagte er. BedfordStr­ohm sprach sich gegen jedwede Form von religiösem Fanatismus aus: „Wir werden uns auch nicht damit abfinden, wenn Menschen wegen ihres Glaubens und Gewissens verfolgt werden.“Christen sollen sich standhaft, mutig und frei zeigen. Diese drei Eigenschaf­ten gaben das Motto des Festgottes­dienstes vor.

Den Gottesdien­st hatten das evangelisc­he Dekanat und die Stadt ausgericht­et. Oberbürger­meister Kurt Gribl sagte, dass die Stadt mit ihren knapp 300000 Einwohnern aus 150 Ländern von der Vielfalt lebe. Er warb für ein Miteinande­r in der Bürgerscha­ft, wie dies auch die Kirchen täten: „Der soziale Friede beruht auf Toleranz und Respekt.“Freiheit sei aber keineswegs grenzenlos.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Abendmahl beim Open Air Gottesdien­st am Augsburger Rathauspla­tz: Dafür waren eigens Altäre aufgebaut worden.
Foto: Michael Hochgemuth Abendmahl beim Open Air Gottesdien­st am Augsburger Rathauspla­tz: Dafür waren eigens Altäre aufgebaut worden.

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