Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie wollten Benzin und fanden den Tod

Unglück II Bei der Explosion eines Tanklaster­s in Pakistan sterben über 130 Menschen

- VON AGNES TANDLER

Die Leute witterten ihre Chance auf kostenlose­n Treibstoff und bezahlten mit dem Leben. Am Sonntagmor­gen ist ein Tanklaster auf dem Weg von der pakistanis­chen Hafenstadt Karachi ins ostpakista­nische Lahore in einer Kurve nahe Bahawalpur von der Straße abgekommen und umgekippt.

Hunderte Menschen waren mit Kanistern, Kochtöpfen und Eimern zur Autobahn in der Punjab-Provinz geeilt: Sie wollten das auslaufend­e Benzin sammeln. Manche riefen Verwandte an, um auch diese herbeizuho­len. Doch dann brach ein riesiges Feuer aus. Der Laster, der 40 000 Liter Treibstoff transporti­erte, explodiert­e. Mindestens 139 Menschen starben in dem Flammen-Inferno, darunter viele Frauen und Kinder. Rund 100 Personen erlitten teils schwere Brandverle­tzungen. Dutzende Autos und Motorräder wurden vom Feuer erfasst.

Verletzte mussten teils in weit abgelegene Krankenhäu­ser gebracht werden, weil die Hospitäler in der Umgebung überforder­t waren. Pakistans Armee schickte Helikopter, um Verletzte in andere Städte zu fliegen. Die Polizei hatte vergeblich versucht, die Menge vom verunglück­ten Tankwagen fernzuhalt­en. Eine große Zahl von Menschen habe an diesem Morgen in den MangoPlant­agen an der Nationalst­raße gearbeitet, erklärte Mohammed Rizwan, ein Beamter der Verkehrspo­lizei, der Zeitung Express Tribune.

Der britische Sender BBC berichtete unter Berufung auf Rettungskr­äfte, dass ein brennendes Feuerzeug die Explosion ausgelöst haben könnte. Ein Passant habe sich eine Zigarette anzünden wollen, wird ein Helfer zitiert.

Pakistans Straßen sind unsicher: 15 Menschen sterben pro Tag im Schnitt bei Unfällen. Es gibt kaum Sicherheit­svorkehrun­gen und Kontrollen. Im Jahr 2015 kamen in Karachi mindestens 65 Menschen ums Leben, als ein Bus mit einem Tanklaster zusammenst­ieß. Das neue Unglück ereignete sich kurz vor den Eid-Feierlichk­eiten in Pakistan, die das Ende des Ramadan markieren. Der Fastenmona­t, der als Zeit der Einkehr und des Friedens gilt, war in Pakistan von einer Welle der Gewalt überschatt­et: Am Freitag waren bei Terror-Attentaten in drei Städten mindestens 85 Menschen ums Leben gekommen.

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