Augsburger Allgemeine (Land West)

Den Heimflug verschoben

Confed Cup Mit dem 3:1 gegen Kamerun qualifizie­rt sich Deutschlan­d für das Halbfinale. Für reichlich Gesprächss­toff sorgte der Schiedsric­hter, der den Überblick kurzfristi­g verlor

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Joachim Löw klatschte auf dem Rasen im Olympiasta­dion von Sotschi jeden seiner Spieler ab und bedankte sich für den Jubiläumss­ieg. Der 100. Erfolg als Bundestrai­ner wurde von seinem blutjungen Perspektiv­team mit dem Gruppensie­g beim Confed Cup veredelt. Nach dem 3:1 (0:0) gegen den Afrikameis­ter Kamerun trifft der Weltmeiste­r im Halbfinale am Donnerstag wiederum in Sotschi auf Mexiko.

Ein strapaziös­er Umzug bleibt dem DFB-Team damit erspart. „Hochachtun­g und Respekt vor der jungen Mannschaft. Dass wir das Halbfinale erreicht haben, ist etwas Außergewöh­nliches“, lobte Löw, der sich über den 100. Sieg ganz besonders freute: „Normalerwe­ise sind Statistike­n nebensächl­ich, aber 100 Siege sind schon schön. Das spricht auch für eine lange Zeit und schöne Momente.“Einen davon erlebte Löw am Sonntag. TurnierNeu­ling Kerem Demirbay (48.) Timo Werner (66. und 81.) erzielten vor 30 230 Zuschauern a im 150. Länderspie­l in der Amtszeit von Löw die Tore. Kamerun kam durch Vincent Aboubakar zum zwischenze­itlichen Anschlusst­reffer (78.).

Für eine Peinlichke­it sorgte indes der kolumbiani­sche Schiedsric­hter Wilmar Roldán, der nach einem Videobewei­s zunächst den falschen Kameruner Spieler wegen groben Foulspiels die Rote Karte zeigte. Erst nach erneuter Interventi­on des Video-Assistente­n wurde Ernest Mabouka und nicht Sebastien Siani des Feldes verwiesen (64.). Für Löw war es vor allem nicht einmal ein rot-würdiges Foul. Zum Videobewei­s generell sagte er: „Man muss sich daran gewöhnen. In einigen Fällen hat er sich bewährt, vielleicht kann man das eine oder andere noch optimieren.“

Mit dem Halbfinale­inzug ist das Experiment des Bundestrai­ners, ohne fast alle Weltmeiste­r anzutreten, aufgegange­n. Nun geht es gegen Mexiko. „Eine Mannschaft, die wir nicht ständig haben. Sie spielen eine andere Art von Fußball“, meinte Löw. So richtig zufrieden konnte Löw aber erst mit der zweiten Halbzeit sein, nachdem die ersten 45 Minuten eine zähe Angelegenh­eit waren. „Die Leistungss­teigerung im zweiten Durchgang war auch not- Die erste Halbzeit war kein gutes Spiel von uns. Wir hatten dann das frühe Tor auf unserer Seite, das vieles leichter gemacht hat“, sagte Kapitän Julian Draxler und ergänzte mit Blick auf den Gruppensie­g: „Ein Tag mehr Pause ist gut für uns, und auch dass wir den Reisestres­s nach Kasan nicht haben, ist ein Vorteil.“

Gegen Kamerun löste Demirbay mit einem satten 16-Meter-Schuss den Knoten im deutschen Spiel, nachdem er durch eine wunderbare Hacken-Vorlage von Draxler in Szene gesetzt worden war. „Die Führung war die Erlösung für unser Spiel. Ich bin sehr glücklich“, sagte Demirbay, der bis zu seinem Tor noch unglücklic­h agiert und oftmals wie ein Fremdkörpe­r gewirkt hatte. Und auch Werner, der ebenfalls neu ins Team gerückt war, kam zu seinen ersten Turniertor­en. Unmittel- bar nach der Verwirrung um die Rote Karte traf der Leipziger per Kopf nach Flanke von Joshua Kimmich zum 2:0. In der Schlusspha­se machte der Stürmer nach Zuspiel des Leverkusen­ers Benjamin Henwendig. richs den Gruppensie­g endgültig perfekt.

Neben Demirbay hatte Löw erstmals beim Confed Cup auch Marvin Plattenhar­dt das Vertrauen geschenkt. Im Tor stand wieder MarcAndré ter Stegen, der von Löw zur Nummer eins beim Confed Cup bestimmt worden war. Der Keeper blieb aber nicht ohne Fehler. So musste sich ter Stegen den Gegentreff­er ankreiden lassen. Nach Flanke von Nicolas Moumi Ngamaleu wurde der Barcelona-Schlussman­n von Aboubakar düpiert. Es blieb am Ende ein Schönheits­fehler. Löw nutzte das letzte Gruppenspi­el, um auch Henrichs und Amin Younes zu einem Turnier-Einsatz zu verhelfen. Damit sind alle Feldspiele­r des deutschen Teams bereits zum Einsatz gekommen, nur Torwart Kevin Trapp durfte beim Turnier in Russland noch nicht spielen.

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Foto: Witters Timo Werner erzielte zwei Treffer beim Sieg der deutschen Mannschaft. Hier trifft er gerade mit einem sehenswert­en Flugkopfba­ll zum zwischenze­itigen 2:0 gegen Kamerun.
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Foto: dpa Hat mit Ernest Mabouka nach mehreren Versuchen endlich den richtigen Sünder ausgemacht: Schiedsric­hter Wilmar Rol dán.

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