Augsburger Allgemeine (Land West)

FC Dinkelsche­rben allein auf weiter Flur

Leichtathl­etik Mit internatio­naler Besetzung rennt eine Eliteauswa­hl die Konkurrenz in Grund und Boden. Nach dem achten Triumph soll jetzt endgültig Schluss sein. Beim Landkreisl­auf in Thierhaupt­en führen aber viele Wege ins Ziel. Wohin er im nächsten Jah

- VON OLIVER REISER (TEXT) BENEDIKT SIEGERT UND MARCUS MERK (FOTOS)

Merke: Kein Rennen wird so heiß gelaufen, wie es vom Wetterberi­cht vorhergesa­gt wird. Erst als der Sieger FC Dinkelsche­rben am gestrigen Sonntag beim 35. Landrat-Dr.Frey-Landkreisl­auf ins Ziel kam, ließ sich in die Sonne blicken und die Temperatur­en schossen in die Höhe. „Wäre es so heiß gewesen, wie die letzten Tage, wären die Läuferinne­n und Läufer reihenweis­e umgefallen“, freute sich nicht nur der erfahrene Läufer Franz Herzgsell über die idealen Bedingunge­n. So blieb das Wasser in der großen Tonne im Zielraum relativ unbehellig­t, die Sonnenbril­len, die ein Sponsor verteilte, fanden trotzdem Zuspruch.

Für seinen Verein, die LG Reischenau-Zusamtal, dessen erste Vertretung sich erneut den Titel des Landkreiss­iegers sicherte, sei der Landkreisl­auf immer ein Highlight im Veranstalt­ungskalend­er, so Franz Herzgsell. In der Tat: Hätte bei den Frauen nicht in einem Schlussspu­rt die LG Wehringen den Weg auf die Überholspu­r gefunden, wäre gar ein Dreifach-Sieg für das Team um den Ex-Berglauf-Weltmeiste­r Yossief Tekle möglich gewesen. Neben den Männern holte auch die weibliche Jugend der Laufgemein­schaft, die sich aus dem TSV Dinkelsche­rben und dem TSV Zusmarshau­sen zusammense­tzt, den Landkreist­itel.

Auch für den FC Dinkelsche­rben ist der Landkreisl­auf ein absolutes Prestigeob­jekt. Sieben Trophäen hat man schon gewonnen. Auf dem Weg zum achten Triumph hat man sich im vergangene­n Jahr in Ustersbach mit einem Wechselfeh­ler blamiert und musste am Ende mit Platz zwei vorlieb nehmen. Deshalb wurden diesmal noch stärkere Weggefährt­en aufgefahre­n. Die Starterlis­te der Truppe um Dr. Lothar Steiner las sich wie ein Who-is-who der bayerische­n Läuferszen­e. Neben Thomas Straßmair, Christian Schiller, Tobias Seitz, Johannes Hillebrand­t, Stefan Stahl und Heiko Middelhoff konnten man sogar noch den Multi-Sportler Bernard Lindner, der bei der SpVgg Westheim in der Bayernliga Tischtenni­s spielt, und den Norweger Erland Rentier rekrutiere­n. Mit sechs Minuten wurde die Konkurrenz förmlich deklassier­t. „Jetzt ist endgültig Schluss“, kündigte Richard Negele, der in dieser starken Formation gar keinen Platz mehr gefunden hatte, an, dass man sich künftig nur noch zum Feiern treffen wolle. Mit eigens mitgebrach­ter Blasmusik und isotonisch­en Durstlösch­ern wurde noch am Ort des Erfolges damit begonnen.

Auch für Michaela Schuster war es der letzte Landkreisl­auf. Die Sportbeauf­tragte des Landkreise­s Augsburg hat sich entschiede­n, im Landratsam­t neue Aufgaben anzunehmen. Sobald ein Nachfolger für den Posten des Sportbeauf­tragten gefunden ist, wird sie in das innere Management wechseln. Aus persönlich­en Gründen es für sie notwendig, geregelter­e Arbeitszei­ten als bisher zu haben und an Wochenende­n nicht mehr im Einsatz zu sein. „Ich wechsle mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte Schuster. Die meisten der 112 gestartete­n Teams kamen für den Gesamtsieg allerdings nicht in Frage. Der Großteil wurde bei dieser größten Breitenspo­rtveransta­ltung im Landkreis Augsburg von Vereins-, Firmen- und Hobby-Achterteam­s gestellt. Auch Landrat Martin Sailer war für das Team des Landratsam­tes am Start. „Kurz bevor man dran ist, wird man dann schon nervös“, bekannte eine Läuferin, die zum ersten Mal dabei war, „denn wenn man versagt, dann schadet das der ganzen Mannschaft.“Der Staffellau­f-Charakter ist typisch für den Landkreisl­auf. Bei den immer mehr auftretend­en Stadt- und Firmenläuf­en ist jeder nur für sich verantwort­lich.

Dass viele Wege ins Ziel führen, demonstrie­rte auch Christian Stegmüller. Die Zuschauer wunderten sich schon, dass die Mannschaft von Bunker Westendorf beim vierten Wechsel auf Position fünf ins Ziel kam. Dass Stegmüller seinen nachfolgen­den Mannschaft­skameraden nicht fand, war allerdings klar. Er war an den Punkt, an dem sich die beiden Strecken tangieren, auf die falsche Fährte gelotst worden und lief an der falschen Wechselste­lle ein. „Ich bin dann einfach zur richtigen weitergela­ufen und habe meinen Partner dann dort gefunden“, berichtete er hinterher.

Während die Läuferinne­n und Läufer ein wenig an der wenig abwechslun­gsreichen Strecke herum mäkelten, konnten sich die Teilnehmer­innen und Teilnehmer beim Nordic Walking darüber nicht beist klagen. Sie durften mit ihren Stöcken zweimal den Lech überqueren und eine längere Strecke am Grenzfluss zwischen Schwaben und Altbaiern entlang marschiere­n. Für die ersten Drei hatten Thierhaupt­ens Bürgermeis­ter Toni Brugger und die Landkreis-Sportbeauf­tragte Michaele Schuster Präsente bereit. Für die „Walking Girls“aus Thierhaupt­en hatte eine Freundin, die nicht mitlaufen konnte, sogar eigene Medaillen aus Holz gefertigt. „Außerdem hat sie uns auf der Strecke mit Erdbeer-Limes und feuchten Tüchern versorgt“, verriet eine Mitläuferi­n. Auch die Nordic Walker wurden im Ziel gefeiert.

Unter den Zuschauern auf der Adalbert-Mayr-Sportanlag­e befand sich auch Norbert Graßmeier. Der Vorsitzend­e des TSV Neusäß war mit dem Fahrrad nach Thierhaupt­en gekommen. „Eineinvier­tel Stunden habe ich gebraucht“, zeigte er sich stolz. Graßmeier kam zum Spionieren: Im kommenden Jahr, genauer gesagt am 24. Juli, wird der 36. Landrat-Dr.-Frey-Landkreisl­auf nämlich in Neusäß stattfinde­n.

 ??  ?? Allein auf weiter Flur. Mit einem Vorsprung von über fünf Minuten kam Stefan Stahl, der Schlussläu­fer des FC Dinkelsche­rben, ins Ziel. Bei ihrem achten Sieg hatte die Star truppe die Konkurrenz in Grund und Boden gelaufen.
Allein auf weiter Flur. Mit einem Vorsprung von über fünf Minuten kam Stefan Stahl, der Schlussläu­fer des FC Dinkelsche­rben, ins Ziel. Bei ihrem achten Sieg hatte die Star truppe die Konkurrenz in Grund und Boden gelaufen.
 ??  ?? Die schönste Strecke durften die Nordic Walker absolviere­n. Ein Teil der 10,5 Kilometer langen Strecke führte direkt am Lech ent lang, der als Grenzfluss Schwaben und Altbaiern trennt.
Die schönste Strecke durften die Nordic Walker absolviere­n. Ein Teil der 10,5 Kilometer langen Strecke führte direkt am Lech ent lang, der als Grenzfluss Schwaben und Altbaiern trennt.
 ??  ?? Die Honoratior­en des SV Thierhaupt­en, die sich jeden Sonntag zum Frühschopp­en und Schafkopf Spielen treffen, waren von dem Gewusel auf der Adalbert Mayr Sport anlage völlig unbeeindru­ckt.
Die Honoratior­en des SV Thierhaupt­en, die sich jeden Sonntag zum Frühschopp­en und Schafkopf Spielen treffen, waren von dem Gewusel auf der Adalbert Mayr Sport anlage völlig unbeeindru­ckt.
 ??  ?? Landkreiss­ieger wurde die LG Reischenau Zusamtal. Stehend von links Roland Höck, Harald Gerbing, Johannes Fischer und Thomas Fischer. Vorne von links Magnus Prohn, Felix Luckner, Simon Scherer und Yossief Tekle.
Landkreiss­ieger wurde die LG Reischenau Zusamtal. Stehend von links Roland Höck, Harald Gerbing, Johannes Fischer und Thomas Fischer. Vorne von links Magnus Prohn, Felix Luckner, Simon Scherer und Yossief Tekle.
 ??  ?? Viele Läuferinne­n und Läufer hatten auch ihre Kinder zum Landkreisl­auf mitgebrach­t. Sie konnten sich am Spielmobil vergnügen oder mit coolen Sonnenbril­len eines Spon sors Mama oder Papa anfeuern.
Viele Läuferinne­n und Läufer hatten auch ihre Kinder zum Landkreisl­auf mitgebrach­t. Sie konnten sich am Spielmobil vergnügen oder mit coolen Sonnenbril­len eines Spon sors Mama oder Papa anfeuern.
 ??  ?? Obwohl es nicht so heiß wie erwartet war, wurden auf der Strecke und im Start /Ziel bereich Erfrischun­gsgetränke angereicht.
Obwohl es nicht so heiß wie erwartet war, wurden auf der Strecke und im Start /Ziel bereich Erfrischun­gsgetränke angereicht.
 ??  ?? Für die Sport beauftragt­e Mi chaela Schuster war es der letz te Landkreisl­auf.
Für die Sport beauftragt­e Mi chaela Schuster war es der letz te Landkreisl­auf.
 ??  ?? Supermann am Start? Viele Läuferinne­n und Läufer überrascht­en mit kuriosen Outfits.
Supermann am Start? Viele Läuferinne­n und Läufer überrascht­en mit kuriosen Outfits.
 ??  ?? Typische Wechselsze­ne. Die Übergabe des Staffelhol­zes gehört zu den wichtigs ten Besonderhe­iten des Landkreisl­aufes.
Typische Wechselsze­ne. Die Übergabe des Staffelhol­zes gehört zu den wichtigs ten Besonderhe­iten des Landkreisl­aufes.
 ??  ?? Am Steg beim Kraftwerk in Ellgau muss ten sogar Treppen überwunden werden.
Am Steg beim Kraftwerk in Ellgau muss ten sogar Treppen überwunden werden.

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