Augsburger Allgemeine (Land West)
Sautrogrennen und Baumstammwerfen zum Jubiläum
Verein Die Grundholden Heretsried feiern in historischem Gewand und mit einem ungewöhnlichen Wettkampf
Sie wollen einfach nur einfache Leute sein. So wie ihre „Vorfahren“aus einer Zeit vor einem halben Jahrtausend eher bescheiden daherkamen. Zwar war den sogenannten Grundholden ein Stück Land beschieden, das sie bewirtschafteten, aber immer in Abhängigkeit von mächtigen Grundherren. So legte Rosi Wörle als Vorsitzende des gleichnamigen Vereins in Heretsried stets großen Wert auf ein jenseits des schrillen Auftritts ausgerichtetes Outfit: Erdfarben und höchstens mit den Tönen von Weizen, Gras und Heu. Doch mit ihrer tadellosen Figur, die in einer dunkelbraun-weißen Schnürbluse über der hellen Schürze und dem langen, beigefarbenen Rock steckte, war Wörle beim 25-Jahr-Fest auch so eine wahre Augenweide.
Viel zu sehen gab es an den beiden im wahrsten Sinne des Wortes Feiertagen zum Jubiläum der Grundholden auch an anderer Stelle. Nicht nur beim finalen Feuerwerk. Schließlich sollte, wie die Vereinschefin gleich zu Beginn bei ihrer Begrüßungsrede betonte, nach einem Vierteljahrhundert der intensiven Pflege von Tradition und Brauchtum in Heretsried auch „gebührend gefeiert“werden: „25 Jahre sind eine lange Zeit, mit Höhen und Tiefen, aber auch mit ganz vielen schönen Dingen“, sagt Rosi Wörle.
Die gebürtige Bonstetterin, die sich einst in den nordöstlich gelegenen Holzwinkel-Nachbarort aufmachte und für immer bleiben sollte, erinnerte an die Anfänge der mittelalterlichen „Bewegung“. Etwa das 750-Jahr-Fest der Gemeinde 1992, das Anlass genug bot, historisch interessierte Gleichgesinnte zusammenzubringen, um die durchwachsene Ortsgeschichte zu erhalten und sie an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Etwa Menschen wie der ebenfalls anwesende Sebastian Bernhard, der sich standesgemäß und mit dunklem Filzhut, leuchtendweißem Hemd und Pluderhose unter die rund 200 Festgäste beim Jubiläum zwischen dem ehemaligen Schulgebäude mit Holzbackofen und dem Sportplatz mischte. Auf dem grünen Rasen vor dem BCH-Heim bot sich natürlich ein sportlicher Programmpunkt mit fünf heimischen Vereinen an. So musste beim Baumstammwerfen ein fast ein Zentner schweres Fichtenstück in den weiß-blauen Himmel über dem Ort gewuchtet werden – eine Aufgabe freilich für schwere Jungs. Vorsichtshalber ließ der perfekt im Grundhold-Stil ausgestattete „Schiri“Thomas Liepert die Powermänner auch mal im Doppelpack antreten, was sich zum Vergnügen der umstehenden Feierbesucher kaum auf die Wurfergebnisse auswirkte.
Wie wohl seit Jahrhunderten so üblich, übernahm bei der folgenden Disziplin das zarte Geschlecht Führung, Verantwortung und Übersicht: Die Damen waren es hauptsächlich, die beim Sautrogrennen aufpassten, dass die zweibeinigen Vierergespanne Richtung und Bodenhaftung behielten. Spaß an der schweißtreibenden Tour hatten die in der hölzernen Wanne mitgeschleppten Kids allemal.
Die Kleinen kamen beim Fest der Großen ganz besonders auf ihre Kosten. Nicht nur beim Sackhüpfen, Stämmerollen, Kegeln oder dem obligatorischen Eis. „Für die Buben und Mädchen wird hier viel gemacht – das finde ich toll“, staunte Erna Stegherr-Haußmann am Rande. Die Bürgermeisterin aus Adelsried wollte nur mal vorbeischauen, wie in Heretsried gefeiert wird. Der Nachwuchs ist Rosi Wörle und ihrem Verein mit rund 50 Mitgliedern und einer Altersspanne zwischen 20 und 76 besonders wichtig: „Wir hoffen, dass auch bei den Jungen einmal der Funke überspringt.“Zu den einfachen Menschen der Heretsrieder Grundholden.