Augsburger Allgemeine (Land West)

Union ebnet Weg für die Homo Ehe

Bundestag stimmt noch diese Woche ab

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Nach einem überrasche­nden Richtungsw­echsel von Kanzlerin Angela Merkel soll der Bundestag noch diese Woche über die völlige rechtliche Gleichstel­lung von Homosexuel­len abstimmen. Die Union hat die Entscheidu­ng zur Gewissensf­rage erklärt und den Fraktionsz­wang aufgehoben, obwohl sie die Homo-Ehe mit dem vollen Adoptionsr­echt für schwule und lesbische Paare bisher strikt abgelehnt hat. Bei einer Abstimmung ohne Fraktionsz­wang gilt eine Mehrheit für die volle Gleichstel­lung als sicher.

Merkel war bereits am Montagaben­d vom klaren Nein der Union überrasche­nd abgerückt und hatte dies offenbar auch mit CSU-Chef Horst Seehofer abgesproch­en. In der Union ist diese Entscheidu­ng äußerst umstritten. Mit ihrer Forderung nach einer sofortigen Abstimmung habe die SPD den Koalitions­vertrag gebrochen, kritisiert­e der CSU-Abgeordnet­e Max Straubinge­r. „Der besagt, dass wir uns in dieser Legislatur­periode nicht damit beschäftig­en.“Der frühere Verkehrsmi­nister Peter Ramsauer warnte die CDU vor einer Zerstörung der letzten konservati­ven Werte. „Ich will das Thema überhaupt nicht im Bundestag haben“, sagte Ramsauer. „Deutschlan­d hat ganz andere Probleme.“

Dem Bundestag liegen drei Gesetzentw­ürfe für die Gleichstel­lung vor – von den Linken, den Grünen und vom Bundesrat. Die Große Koalition hat bislang eine Abstimmung verhindert, indem sie im Rechtsauss­chuss das Thema 30 Mal vertagte. Die drei Gesetzentw­ürfe schlagen übereinsti­mmend vor, Paragraf 1353 des Bürgerlich­en Gesetzbuch­s so zu ergänzen, dass klargestel­lt wird, dass auch gleichgesc­hlechtlich­e Paare eine Ehe eingehen können. In vielen Bereichen sind sie Eheleuten bereits gleichgest­ellt, aber nicht in allen – vor allem aber fehlt Homosexuel­len das uneingesch­ränkte Adoptionsr­echt. (dpa)

Mit dem Thema beschäftig­t sich auch der Kommentar. Einen Hintergrun­dbericht lesen Sie in der Politik.

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