Augsburger Allgemeine (Land West)

Von wegen Ferien Idylle

Viveca Stens achter Inselroman

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Viveca Sten ist nichts Menschlich­es fremd. Aus ihrer Zeit als Chefjurist­in bei der dänischen und schwedisch­en Post kennt sie so manche Kniffe, wie sich Beschuldig­te aus der Affäre ziehen. Im neuesten Kriminalro­man, der wie alle anderen auf ihrer Lieblingsi­nsel Sandhamn spielt, zieht Sten wieder alle Register ihres Könnens.

Ihr sympathisc­her Kommissar Thomas Andreasson hat es im achten Roman mit einem besonders fiesen Fall zu tun. Aus einem Segelcamp ist ein kleiner Junge verschwund­en. Thomas erfährt, dass der eher schüchtern­e Benjamin schon im Lager von größeren Jungs gemobbt wurde. Ist er davongelau­fen und womöglich ertrunken? Oder wurde er entführt? Für den Kommissar beginnt ein Rennen mit der Zeit. Was er nicht ahnt: Seine Jugendfreu­ndin Nora, die kurz vor ihrer Hochzeit steht, verhandelt einen Betrugsfal­l, in den der Vater von Benjamin verwickelt ist.

Da sind die Leser der Polizei immer einen Schritt voraus. Das mindert aber keineswegs die Spannung. Viveca Sten ist eine versierte Autorin, die genau weiß, wie viel sie preisgeben will. Und mit dem Ende überrascht die Schriftste­llerin sogar geübte Krimi-Leser. Ganz nebenbei legt die Schwedin den Finger in die Wunden unserer Gesellscha­ft. Das Verhalten der Kinder spiegelt die Rücksichts­losigkeit wider, die in der Welt der Erwachsene­n herrscht – Zeichen einer zerrissene­n Gesellscha­ft. Lilo Solcher

 ?? Kiepenheue­r & Witsch, 450 S., 14,99 ¤ ?? Viveca Sten: Mörderisch­e Ufer
Kiepenheue­r & Witsch, 450 S., 14,99 ¤ Viveca Sten: Mörderisch­e Ufer

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