Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie Harry wieder glücklich wurde

Adel Der Tod seiner Mutter, Lady Diana, überschatt­ete lange das Leben des britischen Prinzen. Er dachte sogar daran, der königliche­n Familie zu entfliehen. Wie kein anderes Mitglied spricht er offen über seine Probleme und wie er sie löste

- VON KATRIN PRIBYL

Es ist eines dieser Bilder, die sich tief ins Gedächtnis der Briten eingeprägt haben: Der zwölfjähri­ge Prinz Harry geht mit geneigtem Kopf und geballten Fäusten hinter der von sechs Pferden gezogenen Lafette her, auf der der Sarg seiner Mutter liegt. Neben ihm sein Bruder Prinz William, sein Vater, Großvater und Onkel. Die Erinnerung an die öffentlich­e Trauer der Prinzen über den Tod von Prinzessin Diana zerreißt selbst knapp 20 Jahre nach ihrem Unfall vielen Fans der britischen Monarchie noch das Herz. Welche Auswirkung­en aber der Tod Dianas auf Harry und William hatte, darüber sprachen die beiden lange nicht.

Erst in der jüngeren Vergangenh­eit öffneten sie sich. Prinz Harry etwa erzählte von seiner Trauer. Sie „hatte ernsthafte Auswirkung­en nicht nur auf mein persönlich­es Leben, sondern auch auf meine Arbeit“, sagte der 32-Jährige. Er habe seine Gefühle verdrängen wollen – das aber habe zu einem „totalen Chaos“geführt und beinahe zu einem „kompletten Zusammenbr­uch“. Auch deshalb engagiert sich Prinz Harry mit seinem Bruder und dessen Ehefrau, Herzogin Catherine, in der „Heads Together“-Kampagne. Sie weist auf die Wichtigkei­t hin, über psychische Probleme zu sprechen. Prinz Harry will Vorbild sein. Wie kein anderes Mitglied der Königsfami­lie redet der jüngste Sohn von Thronfolge­r Prinz Charles offen über Themen, die das Königshaus sonst am liebsten umgeht.

„Meine Mutter war gerade gestorben und ich musste einen langen Weg hinter ihrem Sarg hergehen, umgeben von tausenden Menschen, die mir zugeschaut haben, während weitere Millionen am Bildschirm saßen“, erinnerte er sich in einem Interview mit der britischen Journalis- tin Angela Levin. „Ich denke, kein Kind sollte das tun müssen, egal unter welchen Umständen.“

War es das strenge Palast-Protokoll, das ihn so unglücklic­h machte? Oder die Unlust am royalen Dasein? Im selben Gespräch, das kürzlich in der US-Zeitschrif­t Newsweek erschien, räumte er ein, dass er aus der königliche­n Familie „raus wollte“und mit dem Gedanken spielte, der privilegie­rten Welt hinter den Palastmaue­rn den Rücken zu kehren. Um ein „gewöhnlich­es Leben“zu führen. Es wäre eine Flucht gewesen weg vom Prunk und von den Paparazzi. Doch aus Loyalität zu seiner Großmutter, Königin Elizabeth II., blieb Harry der „Firma“treu. Die größten Kämpfe mit sich trug er nach eigenem Bekunden in der Zeit zwischen seinem 20. und 30. Geburtstag aus. In jener Zeit schien er zunächst sein Glück gefunden zu haben: als Soldat beim britischen Militär. Er diente in Afghanista­n, wo er für die Kameraden „kein Prinz, sondern einfach Harry“war. Als er 2007 aus Afghanista­n, unter anderem aus Sicherheit­sgründen, abgezogen wurde, sei er am Boden zerstört gewesen. Er fühlte sich verloren und sorgte als „Partyprinz“für Schlagzeil­en. Schließlic­h nahm er auf Rat seines Bruders William therapeuti­sche Hilfe an.

Heute gehört Harry, der mit der US-Schauspiel­erin Meghan Markle zusammen ist, zu den beliebtest­en Mitglieder­n der Königsfami­lie. Und das nicht nur, weil er – wie seine Mutter einst – Wohltätigk­eitsorgani­sationen unterstütz­t, sondern weil er authentisc­h wirkt. „Wir tragen dazu bei, die britische Monarchie zu modernisie­ren. Wir tun das nicht für uns selbst, sondern für das größere Wohl des Volks“, erklärte er Angela Levin die Aufgabe der jüngeren Generation der Royals. „Gibt es jemanden in der royalen Familie, der König oder Königin werden möchte? Ich denke nicht, aber wir werden unsere Pflichten zur entspreche­nden Zeit erfüllen.“

„Wir tun das nicht für uns selbst, sondern für das größere Wohl des Volks“Harry über seine Aufgabe

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Damals: Seine Mutter sei gerade gestorben gewesen, sagte Prinz Harry (rechts, da neben Bruder William) kürzlich, da habe er hinter ihrem Sarg hergehen müssen.
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Fotos: dpa Heute: Prinz Harry hat seine Rolle gefun den. Und die große Liebe.

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