Augsburger Allgemeine (Land West)

Schwierige Personalsu­che für Klinik Erweiterun­g

Medizin Der Anbau-West des Klinikums ist das größte laufende Projekt an einem bayerische­n Krankenhau­s. Gestern Abend wurde der Hebauf gefeiert. Werden 2020 genug Schwestern und Pfleger da sein?

- VON STEFAN KROG

Das Klinikum wird in den kommenden Jahren wachsen: Im Westen des Krankenhau­ses entsteht momentan der Anbau-West, der die Größe eines Kreiskrank­enhauses hat. Bei dem 100 mal 50 Meter großen Gebäude, das 110 Millionen Euro kostet (davon 100 Millionen gefördert), wurde gestern Abend das Richtfest gefeiert. Es handle sich um das größte laufende Bauvorhabe­n an einem bayerische­n Krankenhau­s, so Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU). „Mit unseren Bauinvesti­tionen machen wir das Klinikum fit für die kommenden universitä­ren Aufgaben.“

Aus Patientens­icht spielt vor allem eine Rolle, dass das Gebäude mehr Platz für Intensivbe­tten bieten wird. Momentan hat das Klinikum das Problem, dass die bestehende­n 100 Betten nicht ausreichen. Die Folge ist mitunter, dass Patienten nach einem Eingriff früh wieder wegverlegt werden müssen oder planbare Operatione­n gleich abgesagt werden. Meist muss auf den Stationen nach Tageslage geplant werden. Klinikums-Vorstandsc­hef Alexander Schmidtke sprach in der in der Vergangenh­eit von einem „Nadelöhr“.

Das neue Gebäude wird 136 Betten im Intensiv- und sogenannte­n Intermedia­te-Care-Bereich (das ist eine Vorstufe zur Intensivst­ation) beherberge­n, im Endausbau sind 160 Betten geplant. „Diese Betten werden wir brauchen. Die Patienten werden älter und kränker“, so Ärztlicher Vorstand Prof. Michael Beyer. Hier gut aufgestell­t zu sein, werde der „Schlüssel zum Erfolg der medizinisc­hen Fakultät“sein.

Um die Situation schneller zu verbessern, sollen schon bis 2018 rund 20 Betten zusätzlich geschaffen werden. Auch neues Personal soll stufenweis­e dazukommen. Doch schon jetzt tut sich das Klinikum schwer, Schwestern und Pfleger zu finden. Susanne Arnold, Vorstand für Pflege, macht den Fachkräfte­mangel dafür verantwort­lich, der inzwischen Süddeutsch­land erreicht habe. „Das Budget und die Planstelle­n sind da, aber nicht die Bewerber.“Schon die Steigerung bis Ende 2018 werde schwierig. Man bemühe sich aber nach Kräften.

Zusätzlich zum Fachkräfte­mangel sorgt der Restruktur­ierungskur­s, der seit einigen Jahren am Klinikum läuft, für schlechte Stimmung beim Personal. Ein Ende der angespannt­en Lage ist nicht absehbar. Der Freistaat, der das Haus zum 1. Januar 2019 von Stadt und Landkreis Augsburg übernimmt, hat sich ein „wirtschaft­liches Sanierungs­konzept“ausbedunge­n.

Das Gebäude soll im Oktober 2020 in Betrieb gehen und ist die größte einzelne Maßnahme bei der Generalsan­ierung, in die mehr als 300 Millionen Euro gesteckt werden. Bisher wurde der OP-Bereich saniert, eine Hubschraub­erplattfor­m auf dem Dach gebaut und das Geburts-/Kinderkran­kenhaus neu errichtet. In der Zukunft steht noch die Sanierung des 35 Jahre alten Hochhauses, in dem sich die Stationen mit Patientenz­immern befinden, an. Das vierflügel­ige Gebäude wird entkernt und bekommt eine neue Fassade. Zum Zeitplan schweigt das Klinikum. Zuletzt galt 2025 als Fertigstel­lungstermi­n. In jedem Fall wird diese Sanierung erst stattfinde­n, wenn der Freistaat Herr im Haus ist. Stadt und Landkreis werden sich auch dann noch mit bis zu 65 Millionen Euro an der Generalsan­ierung beteiligen müssen.

Eine wichtige Voraussetz­ung für die Sanierung des Haupthause­s und für die Neustruktu­rierung der Intensivme­dizin steht seit dem Frühjahr direkt neben dem Anbau-West. Für rund 39 Millionen Euro haben Stadt und Landkreis dort ein Interimsge­bäude gebaut, das als Ausweichfl­äche dient, wenn Stationen vorübergeh­end wegen Baumaßnahm­en verlegt werden müssen. Das Gebäude entstand in einem halben Jahr Bauzeit aus mehr als 150 Betonferti­gteilen. Zudem bietet das Interimsge­bäude, das seit Mai in Betrieb ist, Platz für die Erweiterun­g der Notaufnahm­e, die zuletzt aus allen Nähten platzte und im Winter regelmäßig überlastet ist.

Im Herbst 2019 werden die ersten Studenten kommen. Parallel soll ein Medizin-Campus mit Lehrgebäud­en und Büros entstehen, der 2022/23 fertig wird. Bis zu acht Stockwerke hohe Gebäude werden im Bereich des alten Hubschraub­erlandepla­tzes entstehen. Prof. Martina Kadmon, Gründungsd­ekanin der medizinisc­hen Fakultät, sprach angesichts des Hebaufs vom „Auftakt der Entwicklun­gen der nächsten Jahre“.

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Foto: Peter Fastl Im Westen des Klinikums entsteht gerade dieser Anbau. Der Trakt ist 100 mal 50 Meter groß und kostet rund 110 Millionen Euro.

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