Augsburger Allgemeine (Land West)
Theater: Die Kosten steigen wieder
Kultur Um den Martinipark zur geeigneten Spielstätte umzubauen, werden knapp 1,1 Millionen Euro mehr benötigt. Wie die Stadt dies begründet und warum sie den Standort als alternativlos bezeichnet
Der Umbau zweier ehemaliger Industriehallen im Martinipark zu einer mehrjährigen Spielstätte samt zusätzlichen Räumen für das Theater kommt die Stadt Augsburg deutlich teurer als geplant. Gegenüber dem ursprünglichen Ansatz von 2,27 Millionen fallen Mehrkosten von knapp 1,1 Millionen Euro an. Der Gesamtbetrag liegt somit jetzt bei 3,36 Millionen Euro. Es ist nicht die erste Kostenmehrung bei einem der Projekte, die zum Paket der Gesamtsanierung des Theaterstandorts Augsburg gehören.
Als wesentlicher Punkt für die Verteuerung nennt Kulturreferent Thomas Weitzel die erheblich gestiegenen Ausgaben im Martinipark für Klima, Lüftung und Heizung. Entgegen des ursprünglichen Ansatzes von 230 000 Euro liegen diese Ausgaben nunmehr bei 1,2 Millionen Euro. Hinzu kommen aktuelle die offenbar fast jede ausgeschriebene Arbeit betroffen haben. Druck macht auch der Zeitplan.
Bei einem Ortstermin im Martinipark im Textilviertel informierten Weitzel und der kaufmännische Direktor des Theaters, Friedrich Meyer, über den Baufortschritt. Anlass war der Termin „100 Tage bis Interim“. Denn am 1. Oktober will das Theater erstmals die neue Spielstätte nutzen. Die romantische Oper „Der Freischütz“von Carl Maria Weber hat Premiere. Wer durch die beiden Hallen geht, die mindestens fünf Jahre lang vom Theater gemietet werden, benötigt noch viel Fantasie, um zu glauben, dass dieser Zeitplan einzuhalten ist. Es sind zwar zahlreiche Arbeiter auf der Baustelle, doch die Innenausbauten fehlen noch. Die Lüftungsanlagen sind andererseits schon montiert. Stefan Schleifer, der im Kulturreferat zuständige Koordinator für den Umbau, ist optimistisch: „Es wird jetzt in den nächsten Wochen sehr viel passieren, da in einzelnen Rastern gebaut wird.“Insofern sei der Premierentermin wohl einzuhalten.
Dass Stadt und Theater unter einem großen Zeitdruck stehen, wird von Weitzel als Argument angeführt, warum die geschätzten Kosten nicht einzuhalten sind. Als klar gewesen sei, dass die Kongresshalle nicht längerfristig als Spielstätte für das Theater zur Verfügung stehe, habe es letztlich zum Martinipark keine Alternative gegeben. Es sei daher nicht sehr viel Zeit geblieben, um die Planung auf den Weg zu bringen. Dass es an der Spielstätte Verbesserungsbedarf gibt, hatte sich gezeigt, als der Martinipark Ende 2016 für wenige Wochen als Ausweichspielstätte diente.
Dem Publikum wurde kalt, Heizgebläse konnten wegen ihrer Lautstärke nur vor der Vorstellung oder in der Pause laufen. Im zweiten AnBaupreissteigerungen, lauf sollte beim großen Umbau alles besser werden, sagt Weitzel. Möglicherweise seien anfangs einige Dinge nicht komplett überblickt worden. So habe sich gezeigt, dass eine fünfjährige Nutzung als dauerhafte Einrichtung bewertet werde und eben nicht als Interim. Es gelten deshalb strengere Vorschriften. Die aktuelle Entwicklung mit der verbundenen Kostensteigerung sei nicht erfreulich, sagt Weitzel, aber es müsse gesehen werden, „dass es uns gelingt, den Spielbetrieb des Großen Hause aufrecht zu erhalten“. Am Standort Martinipark werden 200 der 370 Beschäftigen ein vorübergehendes Domizil haben.
Die Spielstätte wird pro Spielzeit 170 Aufführungen anbieten, dazu gehören Opern und Schauspiele. Für 620 Besucher ist Platz. Die Stadt hat im Martinipark die Planung für die Theaternutzung und die dafür notwendige Technik in der Hand. Dass die Anforderungen und Notwendigkeiten bei Sanitär, Heizung und Klima größer und somit teurer wurden, hat letztlich dazu geführt, dass es bei der Bühnentechnik Abstriche gegeben habe. Ansonsten wäre die Kostensteigerung wohl noch höher. „Wir haben die Bühnentechnik zurückgefahren und uns auf ein Minimum geeinigt“, sagt Kaufmännischer Direktor Meyer. Ein gewisser Standard müsse vorhanden sein, ansonsten laufe das Theater Gefahr, sein Publikum zu vergrätzen oder gar ganz zu verlieren. Bei der Finanzierung der Mehrkosten will das Kulturreferat aus eigenen Reserven 518000 Euro entnehmen, die restlichen 572000 Euro müssen über den städtischen Haushalt finanziert werden. Ein Zugriff auf den Kostenpuffer, der für die Sanierung des Großen Hauses angelegt ist, ist nicht möglich. Dieser ist zwischenzeitlich ohnehin von zunächst 22,7 auf zwei Millionen Euro geschrumpft.
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