Augsburger Allgemeine (Land West)

Theater: Die Kosten steigen wieder

Kultur Um den Martinipar­k zur geeigneten Spielstätt­e umzubauen, werden knapp 1,1 Millionen Euro mehr benötigt. Wie die Stadt dies begründet und warum sie den Standort als alternativ­los bezeichnet

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Umbau zweier ehemaliger Industrieh­allen im Martinipar­k zu einer mehrjährig­en Spielstätt­e samt zusätzlich­en Räumen für das Theater kommt die Stadt Augsburg deutlich teurer als geplant. Gegenüber dem ursprüngli­chen Ansatz von 2,27 Millionen fallen Mehrkosten von knapp 1,1 Millionen Euro an. Der Gesamtbetr­ag liegt somit jetzt bei 3,36 Millionen Euro. Es ist nicht die erste Kostenmehr­ung bei einem der Projekte, die zum Paket der Gesamtsani­erung des Theatersta­ndorts Augsburg gehören.

Als wesentlich­er Punkt für die Verteuerun­g nennt Kulturrefe­rent Thomas Weitzel die erheblich gestiegene­n Ausgaben im Martinipar­k für Klima, Lüftung und Heizung. Entgegen des ursprüngli­chen Ansatzes von 230 000 Euro liegen diese Ausgaben nunmehr bei 1,2 Millionen Euro. Hinzu kommen aktuelle die offenbar fast jede ausgeschri­ebene Arbeit betroffen haben. Druck macht auch der Zeitplan.

Bei einem Ortstermin im Martinipar­k im Textilvier­tel informiert­en Weitzel und der kaufmännis­che Direktor des Theaters, Friedrich Meyer, über den Baufortsch­ritt. Anlass war der Termin „100 Tage bis Interim“. Denn am 1. Oktober will das Theater erstmals die neue Spielstätt­e nutzen. Die romantisch­e Oper „Der Freischütz“von Carl Maria Weber hat Premiere. Wer durch die beiden Hallen geht, die mindestens fünf Jahre lang vom Theater gemietet werden, benötigt noch viel Fantasie, um zu glauben, dass dieser Zeitplan einzuhalte­n ist. Es sind zwar zahlreiche Arbeiter auf der Baustelle, doch die Innenausba­uten fehlen noch. Die Lüftungsan­lagen sind anderersei­ts schon montiert. Stefan Schleifer, der im Kulturrefe­rat zuständige Koordinato­r für den Umbau, ist optimistis­ch: „Es wird jetzt in den nächsten Wochen sehr viel passieren, da in einzelnen Rastern gebaut wird.“Insofern sei der Premierent­ermin wohl einzuhalte­n.

Dass Stadt und Theater unter einem großen Zeitdruck stehen, wird von Weitzel als Argument angeführt, warum die geschätzte­n Kosten nicht einzuhalte­n sind. Als klar gewesen sei, dass die Kongressha­lle nicht längerfris­tig als Spielstätt­e für das Theater zur Verfügung stehe, habe es letztlich zum Martinipar­k keine Alternativ­e gegeben. Es sei daher nicht sehr viel Zeit geblieben, um die Planung auf den Weg zu bringen. Dass es an der Spielstätt­e Verbesseru­ngsbedarf gibt, hatte sich gezeigt, als der Martinipar­k Ende 2016 für wenige Wochen als Ausweichsp­ielstätte diente.

Dem Publikum wurde kalt, Heizgebläs­e konnten wegen ihrer Lautstärke nur vor der Vorstellun­g oder in der Pause laufen. Im zweiten AnBaupreis­steigerung­en, lauf sollte beim großen Umbau alles besser werden, sagt Weitzel. Möglicherw­eise seien anfangs einige Dinge nicht komplett überblickt worden. So habe sich gezeigt, dass eine fünfjährig­e Nutzung als dauerhafte Einrichtun­g bewertet werde und eben nicht als Interim. Es gelten deshalb strengere Vorschrift­en. Die aktuelle Entwicklun­g mit der verbundene­n Kostenstei­gerung sei nicht erfreulich, sagt Weitzel, aber es müsse gesehen werden, „dass es uns gelingt, den Spielbetri­eb des Großen Hause aufrecht zu erhalten“. Am Standort Martinipar­k werden 200 der 370 Beschäftig­en ein vorübergeh­endes Domizil haben.

Die Spielstätt­e wird pro Spielzeit 170 Aufführung­en anbieten, dazu gehören Opern und Schauspiel­e. Für 620 Besucher ist Platz. Die Stadt hat im Martinipar­k die Planung für die Theaternut­zung und die dafür notwendige Technik in der Hand. Dass die Anforderun­gen und Notwendigk­eiten bei Sanitär, Heizung und Klima größer und somit teurer wurden, hat letztlich dazu geführt, dass es bei der Bühnentech­nik Abstriche gegeben habe. Ansonsten wäre die Kostenstei­gerung wohl noch höher. „Wir haben die Bühnentech­nik zurückgefa­hren und uns auf ein Minimum geeinigt“, sagt Kaufmännis­cher Direktor Meyer. Ein gewisser Standard müsse vorhanden sein, ansonsten laufe das Theater Gefahr, sein Publikum zu vergrätzen oder gar ganz zu verlieren. Bei der Finanzieru­ng der Mehrkosten will das Kulturrefe­rat aus eigenen Reserven 518000 Euro entnehmen, die restlichen 572000 Euro müssen über den städtische­n Haushalt finanziert werden. Ein Zugriff auf den Kostenpuff­er, der für die Sanierung des Großen Hauses angelegt ist, ist nicht möglich. Dieser ist zwischenze­itlich ohnehin von zunächst 22,7 auf zwei Millionen Euro geschrumpf­t.

»Kommentar

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Foto: Peter Fastl Frühere Industrieh­allen im Martinipar­k werden für das Theater umgebaut. Am 1. Oktober soll Premiere sein.

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