Augsburger Allgemeine (Land West)

Der 78 Jährige mit der Maschinenp­istole

Ein Rentner aus dem Landkreis hortet funktionsf­ähige Weltkriegs­waffen. Eine Erlaubnis dafür hat er aber nicht

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Die einen sammeln Briefmarke­n, die anderen Traktoren oder alte Autos. Auf einen 78-Jährigen aus dem südwestlic­hen Landkreis übten alte Waffen einen besonderen Reiz aus: Er sammelte und pflegte mehrere Exemplare, bis die Polizei an der Haustüre klingelte. Die Beamten staunten nicht schlecht: In der Wohnung des Mannes entdeckten sie sogar eine funktionsf­ähige vollautoma­tische Maschinenp­istole.

Die MP 40 war die Standardma­schinenpis­tole der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und wurde ab 1940 in hohen Stückzahle­n gefertigt. Zur Sammlung des 78Jährigen gehörten auch zwei halb automatisc­he Pistolen, eine Mauser und eine Walther PPK. Die Nazis liebten die „Polizei-Pistole Kriminal“, Kaliber 7,65. Sie wurde gerne an Parteimitg­lieder verteilt und fand besonders bei den Wehrmachts­offizieren Gefallen. Auch Sean Connery verließ sich als James Bond auf seine PPK – geladen, nicht gesichert. Der Rentner aus dem Landkreis habe die Pistole von einer Bekannten bekommen. Er sollte sie verwahren, damit sie der suizidgefä­hrdete Ehemann nicht mehr in die Hände bekommt. So erklärte es der 78-Jährige gestern im Prozess am Amtsgerich­t Augsburg.

Er musste sich wegen unerlaubte­n Besitzes einer vollautoma­tischen Schusswaff­e, von zwei halbautomi­schen Kurzwaffen, eines Repetierge­wehrs sowie von rund 400 Schuss verantwort­en. Außerdem hatte er ein Butterflym­esser aufbewahrt, das die Polizei sicherstel­lte. Sie war über einen anonymen Hinweis auf den Mann gestoßen, der eigentlich ganz andere Pläne für seine Sammlung hatte.

Wie sein Verteidige­r Michael Menzel vor Gericht erklärte, wollte der Mann die Sammlung zum 80. Geburtstag abgeben. Am besten an ein Museum. Angeblich hatte er sich schon beim Institut für Zeitgeschi­chte schlaugema­cht. Doch dort wurde das Angebot abgelehnt. „Es wäre eine Todsünde, sie jetzt kaputt zu machen“, sagte der 78-Jährige, der wohl als Waffenlieb­haber und Sammler bekannt war.

So lässt sich erklären, wie er in den vergangene­n Jahrzehnte­n an die Stücke gekommen war. Auch frühere Weltkriegs­soldaten hätten ihm Waffen gegeben, sagte Rechtsanwa­lt Michael Menzel aus Augsburg, der schon zu Beginn der Verhandlun­g um ein sogenannte­s Rechtsgesp­räch bat. Darin wurde festgehalt­en, dass dem Rentner bei einem umfassende­n Geständnis eine Bewährungs­strafe in Aussicht gestellt wird.

Das Geständnis legte der 78-Jährige schließlic­h ab. Allerdings bat er darum, einzelne Stücke aus der Sammlung behalten zu dürfen, was Richterin Susanne Scheiwille­r aber ablehnte. Ihr persönlich sei in einer Verhandlun­g eine vollautoma­tische und voll funktionsf­ähige Maschinenp­istole noch nicht untergekom­men. Sie ging davon aus, dass sich der nicht vorbestraf­te Rentner nichts mehr zuschulden kommen lässt. Wenn doch, dann bekommt er ein Problem: Die Bewährung seiner eineinhalb­jährigen Freiheitss­trafe wird widerrufen: Wird der Mann in den nächsten drei Jahren straffälli­g, dann gibt es ein Wiedersehe­n vor Gericht. Der 78-Jährige muss außerdem jeden Wohnortwec­hsel anzeigen und die Kosten des Verfahrens tragen. Ob die sichergest­ellten Waffen vielleicht jetzt in eine militärges­chichtlich­e Sammlung kommen, ist offen.

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