Augsburger Allgemeine (Land West)
Kardinal spricht von „gnadenlosem Rufmord“
„Die ganze Vorstellung von sexuellem Missbrauch ist abscheulich für mich“, sagte der Kardinal. Er sei Opfer eines „gnadenlosen Rufmords“und „froh, endlich vor Gericht erscheinen zu dürfen“.
Die Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in Australien hatte in den vergangenen Jahren durch die Arbeit der im Jahr 2013 eingesetzten Kommission an Fahrt aufgenommen. So lassen sich nun auch die Ermittlungen der Polizei von Victoria gegen Pell erklären. Viele Betroffene zeigten erst im Zuge der verstärkten Aufarbeitung die Jahrzehnte zurückliegenden Taten bei der Polizei an.
In seiner Zeit als Erzbischof von Melbourne von 1996 bis 2001 hatte Pell Entschädigungszahlungen für Opfer sexuellen Missbrauchs durch die Kirche autorisiert. Opferverbände kritisierten die Zahlungen als zu gering. Pell geriet etwa auch in die Kritik, weil er sich einst solidarisch mit dem später verurteilten Serientäter, dem Priester Gerald Ridsdale, gezeigt und ihn zum Prozess begleitet hatte. Dessen Neffe David, der jahrelang von seinem Onkel Gerald missbraucht worden war, bezichtigte Pell eines Bestechungsversuchs. „Was kostet es, dich zum Schweigen zu bringen“, soll Pell den Neffen gefragt haben. Pell wies diese Anschuldigungen als haltlos zurück.