Augsburger Allgemeine (Land West)

Wohnen in der Stadt – und doch im Grünen

Kasernenfl­ächen Der Sheridan-Park in Pfersee ist ein Beispiel dafür, wie Naherholun­g in einem Neubaugebi­et gelingen kann. Doch auch auf dem Areal ist Vandalismu­s ein Thema

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Pfersee Die Stadtplane­r haben dazugelern­t. Wo in den 60ern Wohnvierte­l vor allem betongrau erstrahlte­n, gilt es heute, großflächi­ge Grünlandsc­haften zu gestalten, um den Anwohnern ein attraktive­s Umfeld zu bieten. Ein Beispiel dafür ist das Sheridan-Areal in Pfersee. Das ehemalige Kasernenge­lände wurde neben Gewerbe- und Wohnbau mit einem großen Parkgeländ­e bedacht. Seit gut vier Jahren mäandert zwischen der Stadtberge­r Straße und der B17 durch die mehr als 200000 Quadratmet­er große Grünfläche ein einem Flusslauf nachempfun­dener, 1500 Meter langer Pfad, der Besucher und Bewohner zu Spiel- und Sportplätz­en sowie Liegewiese­n führt.

Fast sechs Jahre betrug die Bauzeit, bevor der Park 2013 eröffnet wurde. Geplant wurde das Projekt schon 2007. Zwischen etlichen alten und 1575 neuen Bäumen, gepflanzt auf der gesamten Fläche, finden die Besucher zehn Spiel- und Sportmögli­chkeiten vor. 6,7 Millionen Euro wurden dafür in das Projekt investiert.

Davon profitiere­n Anwohner wie Thomas Kaiser und seine Frau Verzirka, die auf einer der vielen Parkbänke im Schatten sitzen. Seit einigen Wochen sind die beiden Eltern und gehen seitdem regelmäßig gemeinsam spazieren. 20 Jahre wohnt Kaiser bereits in der Nähe und er empfindet den Park als großen Mehrwert für das Viertel.

Ein paar Meter weiter kicken sich Dominik Plazek, Hüseyin Aydien und Mathias Schuster den Fußball zu. Ihre Frauen sitzen am Rand einer Kletter- und Felsenland­schaft und unterhalte­n sich. Irgendwann wird auch den Männern an diesem Junitag zu heiß und sie suchen eben- falls den Schatten auf. Wie es ihnen im Park gefällt? „Die Vielfalt an Möglichkei­ten, die Sauberkeit, das ist super hier. Aber dass auf diesem Riesengelä­nde kein Trinkwasse­rbrunnen ist, finde ich nicht zeitgemäß“, schnauft Aydien.

Auf dem betonierte­n Pfad begegnet man zahlreiche­n Fahrradfah­rern und Inlineskat­ern; manchmal muss man achtgeben, dass sie einen nicht umfahren, sie nutzen den Weg als Rennstreck­e. Am Wegesrand überall aufgestell­t Stationen mit Plastikbeu­teln und Mülleimern für die zahlreiche­n Hundebesit­zer, die hier entlanggeh­en. Tatsächlic­h werden diese auch genutzt, wie sich an den sauberen Rasenfläch­en zeigt. Die Besucher heben die Sauberkeit positiv hervor. Genauso fällt auf, dass kaum Flaschen herumliege­n oder Mauern und Wege mit Graffiti besprüht sind.

Gleichwohl gab es gerade nach der Eröffnung des Parks Schwierigk­eiten mit Randaliere­rn und deren Zerstörung­swut. So hatte 2014 der CSU-Ortsvorsit­zende Bernd Zitzelsber­ger eine Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Vandalen führen sollte, ausgeschri­eben. Dabei hatte die Wohnbaugru­ppe Augsburg Entwickeln bereits bei der Planung darauf geachtet, Vandalismu­s möglichst vorzubeuge­n. So habe man beispielsw­eise mit Beleuchtun­g gearbeitet, so Stephan Bednorz. „Dunkle Ecken haben wir mit Bewegungsm­eldern ausgestatt­et, um mögliche Randaliere­r von vorneherei­n abzuschrec­ken.“Außerdem habe man bei Spielanlag­en und Parkaussta­ttung „auf besonders robuste Geräte zurückgegr­iffen.“

Dennoch ist es auch Anfang dieses Jahres Bernd Zitzelsber­ger zufolge zu unerfreuli­chen Vorfällen – von zerstörten Lampen bis hin zu nächtliche­r Ruhestörun­g – gekom- men. Seitdem sei die Polizei mehrfach Streife auf dem Gelände gegangen, habe auch einen Platzverwe­is ausspreche­n müssen.

Und diesmal scheinen die Maßnahmen gefruchtet zu haben. „Es spricht sich herum, dass auch der Sheridan-Park ein Ort ist, an dem gewisse Regeln für das Zusammenle­ben existieren und erforderli­chenfalls auch durchgeset­zt werden.“Seit Monaten kam es zu keinen nennenswer­ten Vorfällen mehr. Zitzelsber­ger hofft, dass „das jetzt auch in der warmen Jahreszeit so bleibt.“Denn auch er empfindet den Freizeitwe­rt des Parks als „phänomenal.“

Dem kann Niloofar Zarrinkham­eh nur zustimmen. Sie ist aus einem anderen Stadtteil extra nach Pfersee gekommen, weil sie schon viel Gutes über den Park gehört hat. „Das riesige grüne Areal, die vielen Elemente zum Sportmache­n und Spielen, das ist schon wirklich klasse.“Nur einen Eiskaffee würde sie jetzt noch gerne trinken. Damit sieht es auf dem Gelände allerdings schlecht aus. Zwar befindet sich nicht allzu weit entfernt ein Supermarkt, aber gerade an Feier- und Sonntagen, an Tagen also, an denen der Park besonders stark frequentie­rt ist, hat der geschlosse­n.

Ein Kiosk für Getränke und kleinere Speisen fehlt. Wer mit Eistee und Chips vorsorgt, wie Leo und ihre Freundinne­n, ist da besser dran. Sie sitzen im Kreis zusammen, haben eine Gitarre dabei, auf der sie ab und an spielen. Auch sie sind oft hier. Der 14-jährigen Leo gefällt, dass sie jederzeit einen freien Korb auf dem Basketball­platz findet und es recht ruhig ist. „Wenn man mal von den vielen kleinen Kindern absieht“, fügt sie lachend hinzu.

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Foto: Annette Zoepf Wie ein Flussbecke­n schlängelt sich der 1500 Meter lange Pfad durch die Parkanlage und führt zu Sport und Spielplätz­en. Wenn der Weg nicht gerade für Radrennen genutzt wird, kann man hier gemütlich durch das Gelände flanieren.
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Foto: Alexander Rupflin Niloofar Zarrinkham­eh und ihre Jungs genießen im Schatten der Bäume die Ruhe des weitläufig­en Geländes.

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