Augsburger Allgemeine (Land West)

Mädesüß und grüne Keiljungfe­r fühlen sich wohl

Natur Welche seltenen Pflanzen und Tiere im Streuwiese­ngebiet Margertsha­usen leben

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Gessertsha­usen Margertsha­usen

Das Schmuttert­al ist ein besonderes Fleckchen Natur. Dort gibt es blumenbunt­e Wiesen mit seltenen Pflanzenar­ten, heilende Kräuter, fasziniere­nde Biotope, Wiesengräb­en und wechselfeu­chte Auen. Auch die Tierwelt ist reichhalti­g. „Es kommen Arten vor, die europaweit unter besonderen Schutz gestellt sind“, berichtete die Biologin Claudia Eglseer bei ihrer Führung im Streuwiese­ngebiet des Schmuttert­als bei Margertsha­usen im Rahmen des Geo-Tags der Natur.

Auch der Laie erkennt, dass es sich hier um einen hochwertig­en Lebensraum handelt. Der Weg ins Streuwiese­ngebiet wird von einer üppigen Pflanzenwe­lt begleitet. Es sei ein Herzstück des Biodiversi­tätsprojek­ts Schmuttert­al, verdeutlic­ht Claudia Eglseer. Wie hochwertig diese Flächen sind, erkennt man bereits an dem Blumen- und Pflanzenre­ichtum links und rechts der Strecke.

Da reckt sich die Prachtnelk­e mit ihren duftenden zartrosa Blüten, der in der Naturheilk­unde verwendete Große Wiesenknop­f, das feingliedr­ige Sumpf-Labkraut und der von Bienen geschätzte Schlangen-Knöterich der Sonne entgegen. Dann bleibt die Führerin kurz stehen und deutet auf das Heilkraut Mädesüß. „Eine Pflanze, die viele Menschen gar nicht mehr kennen“, sagt sie. Sie enthalte schmerzsti­llende Substanzen und besitze ein herb-süßliches Aroma, das an Mandeln und Honig erinnert.

Grundlos gedeiht diese Pflanzenvi­elfalt nicht. „Hier wird nur wenig oder gar nicht gedüngt“, informiert die Biologin. Zudem mäandere die Schmutter hier ausgiebig und überschwem­me regelmäßig die Wiesen. Hinzu kämen Gräben, Böschungen, Saumstreif­en und Biotope. „Das alles trägt zu wichtigen Rückzugsge­bieten für seltene Pflanzen bei“, erzählt sie.

Diese kostbaren Flächen kommen natürlich auch Tierarten zugu- te. Sie bieten Lebensraum beispielsw­eise für die Rohrammer, den Teich- und Sumpfrohrs­änger und den Flussregen­pfeifer, berichtet Zoologe Peter Hartmann. Oder für die prachtvoll­e Grüne Keiljungfe­r, eine Libelle mit einer Flügelspan­nweite von rund sieben Zentimeter­n.

Um die Artenvielf­alt unter Beweis zu stellen, holt er ein Schmetterl­ingsnetz aus seinem Rucksack und geht etwas in die Wiesen hinein. Schon nach wenigen Augenblick­en kommt er mit einem Hellen Wiesenknop­f-Ameisenblä­uling zurück. „Eine äußerst seltene Art“, wie er feststellt. In einem Vergrößeru­ngsglas sehen die Exkursions­teilnehmer die silbrig hellblau gefärbte Flügelober­seite mit einigen deutlichen schwarzen Flecken. „Der Schmetterl­ing legt seine Eier in den Blütenkopf des Wiesenknop­fes ab“, erzählt Hartmann. „Dort wachsen sie zu Raupen heran.“Auch der häufiger anzutreffe­nde Schornstei­nfeger wird im Glas unter die Lupe genommen.

Für Klaus Kuhn vom Naturwisse­nschaftlic­hen Verein für Schwaben Anlass, selbst am Wegesrand zwischen Brennnesse­ln, Pfeifengra­s und anderen Wildpflanz­en aktiv zu werden. Er wird fündig und präsentier­t einen seltenen Augenmarie­nkäfer und den häufiger anzutreffe­nden Distel-Bockkäfer mit seinen langen schwarz-weiß gestreifte­n Fühlern.

Das Schmuttert­al sei ein kostbares Stück Natur, ein kleines Juwel, so das Fazit von Claudia Eglseer. Deshalb gelte es, diese Flächen zu bewahren. Ein Schritt ist bereits mit dem Ankauf von rund zwölf Hektar Land im Rahmen des Biodiversi­tätsprojek­ts Schmuttert­al getan worden.

Dabei haben sich die Stadt Neusäß und der Markt Diedorf als „Musterschü­ler“eingebrach­t. Beim Markt Fischach und bei der Gemeinde Gessertsha­usen – die beiden anderen Projektträ­ger-Kommunen – tut sich mit dem Landkauf erst dann etwas, wenn dort die Flurberein­igungsverf­ahren endgültig abgeschlos­sen sind. Für Eva Liebig vom Naturpark Augsburg-Westliche Wälder ist die lange Zeitdauer normal: „Flurberein­igungsverf­ahren ziehen sich erfahrungs­gemäß über mehrere Jahre hin.“

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Bei der naturkundl­ichen Führung im Streuwiese­ngebiet Margertsha­usen ist auch die Schmutter zu sehen. Der Fluss ist Mitgarant für einen hochwertig­en Lebensraum seltener Pflanzen und Tierarten.

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