Augsburger Allgemeine (Land West)
Statussymbol schon von Königen und Herzögen
viel Chemie einsetzen.“Und auch keine, wie er es nennt, „Astronautennahrung“verabreichen. Jetzt ein wenig Magnesium, dann noch Stickstoff… „Wenn man eine Mischung aus organischem und mineralischem Dünger nimmt, dann hat man eine schöne Grundversorgung. Und auch das Moos verschwindet.“
Und da wären wir schon beim Wichtigsten. Den Tipps. Bitte jetzt. Der Sommer ist ja voll am Laufen. Es summen die Bienen, die Herbstanemonen wollen schon blühen und der Nachbar linst ab und zu über den Zaun. Was also jetzt tun mit dem Rasen? Schwab lässt Luft raus. „Die ganze Kunst ist, häufig mähen, häufig düngen.“Wer zum Beispiel zwei mal statt ein mal in der Woche mähe, habe schon einen 100 Prozent schöneren Rasen. Dann aber bitte nicht zu kurz. „Es verbrennen hier Werte“, seufzt auch Morell, empfiehlt daher: „Im Sommer sollte man den Rasen drei, vier Finger hoch stehen lassen, weil er sonst der Sonne schutzlos ausgeliefert ist.“Und womit mähen? Vielleicht gar nicht mehr selber, sondern mit diesen netten kleinen Robotern? Statusgeräte für Statusgrün. Schwab stöhnt. Er vertritt da eine klare Meinung. „Eigentlich müsste die Mähroboterindustrie verklagt werden, weil sie vorsätzlich Rasenflächen unansehnlich macht.“Feinsäuberlich würde da Wildgräsersamen verteilt. Das gibt Flecken. Nie schön. Maurice Morell rät vor allem zu gut geschliffenen Mähern. Weil die schneiden und nicht rupfen. Ein Spindelrasenmäher sei etwas Tolles, der aber sei wirklich schwierig zu pflegen. In England lieben sie die Dinger natürlich. Da regnet es auch hübsch gleichmäßig. Aber lassen wir das. Es tut sich ja auch was im Rasenland Deutschland. Von einer Demokratisierung des Wissens schwärmt Morell, bestätigt von Schwab: „Es hat eine Entwicklung stattgefunden, die sucht ihresgleichen.“In Heimgärten wie in den Stadien. Neulich hat er sich ein Fußballspiel aus den Siebzigern angesehen. Mit Beckenbauer als Libero. „Und wissen Sie was? Der Rasen war braun!“Unvorstellbar heute. Dafür aber gibt es hier ab Herbst in Osnabrück einen Professor für „Nachhaltiges Rasenmanagement“, die Stelle gestiftet von der Deutschen Rasengesellschaft.
Noch eine letzte Frage, indiskret. Wie denn der eigene Rasen so aussieht? Nicht unbedingt zum Vorzeigen. Sagt Maurice Morell, verweist auf die ungünstigen Bedingungen auf Sylt. Und Günther Schwab gibt nett grinsend zu: „Schlecht gewässert, nicht ausreichend gedüngt, all das nicht gemacht, was ich den Leuten predige…“Aber was soll’s. Es ist ja auch so: Auf einem Rasen sollte man nicht nur herumtreten. Sondern sich auch mal darauflegen. Und dann die Augen zumachen .