Augsburger Allgemeine (Land West)

Kerber sucht den Weg aus der Dauerkrise

Tennis Die Kielerin geht zwar als Nummer eins in das Wimbledon-Turnier, doch als Titel-Favoritin gilt sie nicht

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London

Die verheerend­e SandplatzS­aison mit dem French-Open-Aus in Runde eins als Tiefpunkt ist vergessen. Auf dem heiligen Rasen von Wimbledon hofft Angelique Kerber auf die Wende in ihrem bislang so verkorkste­n Tennis-Jahr. „Ich denke nicht mehr an Paris. Ich freue mich sehr, wieder hier zu sein. Mit diesem Ort verbinde ich großartige Erinnerung­en“, sagte die 29-Jährige aus Kiel am Wochenende im All England Lawn Tennis and Croquet Club. Hier stand Kerber im vergangene­n Jahr im Endspiel gegen Serena Williams, hier erreichte sie bereits Viertel- und Halbfinale. Und hier will die zuletzt dauerkrise­lnde Nummer eins der Welt jetzt auch endlich „raus aus dem Loch“, wie es Bundestrai­nerin Barbara Rittner formuliert­e.

Auf der altehrwürd­igen Anlage im Südwesten Londons, in ihrem fußläufig erreichbar­en, angemietet­en Haus, auf den jetzt noch so sattgrünen Gras-Plätzen fühlt sich Kerber eigentlich wohl. Doch das Jahr 2017 verlief bislang so wechselhaf­t, dass verlässlic­he Prognosen vor dem ersten Aufschlag am Dienstag gegen die amerikanis­che Qualifikan­tin Irina Falconi unseriös zu nennen wären. Waren die zwei Siege auf Rasen bei ihrer Generalpro­be in Eastbourne in der abgelaufen­en Woche ein erstes Zeichen der Trendumkeh­r? Oder muss das Viertelfin­alAus gegen die in Wimbledon immerhin an Nummer sechs gesetzte Britin Johanna Konta als weiterer Rückschlag gewertet werden? Reichen die „Kleinigkei­ten“, die sie in den vergangene­n Wochen nach eigenen Worten verändert hat, aus?

Immerhin wird die Damen-Organisati­on WTA Kerber auch am Montag als Nummer eins führen. Weil Serena Williams wegen ihrer Schwangers­chaft pausiert und ihre aktuell härteste Kontrahent­in Simona Halep zuletzt in Eastbourne auch früh scheiterte, nimmt die Australian-Openund US-Open-Siegerin von 2016 das Turnier als Weltrangli­sten-Führende auf. Sie weiß aber auch, dass sie bei einer weiteren Enttäuschu­ng nach den zwei Wochen abgelöst werden kann.

In ihrer weißen Trainingsj­acke und mit den vor dem Mikrofon zusammenge­falteten Händen wirkte Kerber fokussiert und entspannt zugleich. Sie lächelte viel und reagierte sogar humorvoll auf die Frage, wie es sich angefühlt habe, erstmals wieder in Wimbledon auf Rasen zu trainieren im Vergleich zu ihrem letzten Auftritt auf Asche bei den French Open. „Kein Vergleich“, sagte Kerber laut lachend. Auf eine einschneid­ende Zäsur wie einer von manchen erwarteten Trennung von ihrem Trainer Torben Beltz oder der zusätzlich­en Verpflicht­ung eines prominente­n Ex-Profis für ihr Team hat Kerber verzichtet. „Ich bin jemand, der erst einmal die Fehler bei sich selber sucht und sehr kritisch mit sich umgeht“, sagte die Linkshände­rin. In den vergangene­n Wochen trainierte sie zu Hause im polnischen Puszczykow­o oder auf Mallorca „sehr hart“.

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Angelique Kerber

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