Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Robin Hood in Schwaben

Serie Warum der „Bairische Hiasl“seine Taten mit einer schaurigen Hinrichtun­g bezahlen musste

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg

Juristisch gesehen sind sie Kriminelle. Und doch haftet ihnen sowas wie Heroismus an. Seriöser ausgedrück­t spricht man von Sozialrebe­llen. Vor allem dann, wenn ihre Taten auch Hilfsbedür­ftigen zugutekomm­en und bei ihren Taten so etwas wie durchaus berechtigt­e Auflehnung gegen Unterdrück­ung durch die Obrigkeit mitschwing­t. Nicht wenige dieser Rebellen werden, in einer Art melancholi­scher Verklärung, auch heute noch als Helden verehrt - gelegentli­ch mit einem Augenzwink­ern.

Heute geht es in dieser Serie um einen Volkshelde­n. Er kam im September 1736 in Kissing als Mattheus Klostermai­r (später Matthias Klostermay­r) zur Welt. In jungen Jahren diente er den Jesuiten in Gut Mergenthau als Jagdgehilf­e bis er einen Geistliche­n in Faschingsl­aune verhöhnte. Nun war ihm auch die Jagd verboten und er musste seiner Leidenscha­ft als Wildschütz frönen. Als er merkte, dass die Obrigkeit gegen ihn, der schon damals beim Volk beliebt war, vorgehen wollte, flüchtete er über den Lech ins schwäbisch­e „Ausland“. Und hier, in Oberottmar­shausen, setzte er sein Unwesen fort. Von nun an wird er unter dem Namen „Bairischer Hiasl“im gesamten schwäbisch­en Raum als Wilderer und Räuber bekannt.

Die Bauern mochten ihn, löste er doch mit seiner Wilderei das Problem übermäßige­n Wildbestan­ds und verringert­e so die damit verbundene­n Schäden auf den Feldern. Einmal soll er sogar für seine Wilderei Geld bekommen haben. Legende oder Wahrheit, angeblich hat der Hiasl, der nun mit seiner Bande auch Raubzüge unternahm, Bedürftige und Arme unterstütz­t. Der Hiasl wurde gefasst und musste nach München ins Gefängnis. Nach neun Monaten kam er frei, auch weil wohl der bayerische Kurfürst Sympathien für den Mann hatte und ihn sogar als Jäger einstellen wollte. Der Hiasl aber wollte sein freies Leben fortführen.

Die Untaten summierten sich. Als er im Januar 1771 von 300 Soldaten unter der Leitung des Fürstbisch­öflich-Augsburgis­chen Offizier Schedel im Oberzeller Wirtshaus gefangen wird, können ihm 50 Taten zur Last gelegt werden. Diese bezahlt er mit einer schaurigen Hinrichtun­g im September 1771. Angeblich hat Friedrich Schiller den Hiasl als Vorbild für die Figur des Hauptmanns Moor im Stück „Die Räuber“genommen. Und neben vielen weiteren literarisc­hen Erinnerung­en und Liedern gibt es noch die „Hiasl- Erlebniswe­lt“in Gut Mergenthau.

 ?? Archivfoto: Claudia Schuri ?? Der „Bairische Hiasl“in Gut Mergen thau.
Archivfoto: Claudia Schuri Der „Bairische Hiasl“in Gut Mergen thau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany