Augsburger Allgemeine (Land West)

Heißer Einsatz für die neue Glocke

Spendenakt­ion Vereine und Privatleut­e aus Emersacker haben Geld gesammelt. Wo das neue Schmuckstü­ck entsteht

- VON SIMONE KUCHENBAUR

Emersacker/Karlsruhe

So konnte es nicht weitergehe­n: Zwei der drei Glocken sowie der Glockenstu­hl der Pfarrkirch­e St. Martin in Emersacker sind in schlechtem Zustand. Im vergangene­n Frühjahr fiel daher die Entscheidu­ng, neue Glocken anzuschaff­en und den Glockentur­m zu sanieren. Allerdings: Der größte Teil der dafür nötigen Summe muss aus Spenden finanziert werden. Gespendet wurde in den vergangene­n Monaten dann auch fleißig – von Vereinen, aber auch von vielen Einzelpers­onen.

Ebenso fleißig waren in den vergangene­n Monaten die Mitarbeite­r der Glockengie­ßerei Bachert in Karlsruhe. Da wurde berechnet und gezeichnet und in zahlreiche­n Arbeitssch­ritten die Formen für die neuen drei Glocken hergestell­t. Der Familienbe­trieb arbeitet mit dem traditione­llen Lehmformve­rfahren, wie es auch im Mittelalte­r schon angewandt wurde. Fast jeder Arbeitssch­ritt ist dabei Handarbeit.

Am vergangene­n Freitag war es soweit. Eine Delegation aus Emersacker fuhr nach Karlsruhe, um den Guss der kleinsten Glocke, die der heiligen Barbara gewidmet wird, hautnah auf dem kleinen und unscheinba­ren Betriebsge­lände mitzuerleb­en. In einer Umrahmung, ähnlich einem Komposter, befindet sich fast unsichtbar, weil mit Erde fest eingestamp­ft, die Gussform für die etwa 140 Kilogramm schwere Glocke. Mehrere Stunden ist die Bronze, die sogenannte Glockenspe­ise, bereits erhitzt worden, damit sie eine Temperatur von über 1000 Grad Celsius hat. Mit einem glühenden Behälter, in dem sich die Bronze (aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn) befindet, nähern sich die Mitarbeite­r in ihrer Schutzklei­dung vorsichtig der Gussform. Die Hitze der glühenden Flüssigkei­t kann man auch als Zuschauer trotz einiger Entfernung deutlich spüren.

Nach einem Gebet von Pfarrer Dr. Joachim Seiler und den Mitgereist­en geht es los. Nicolai Wieland von der Firma Bachert spricht die Worte „In Gottes Namen“und die heiße Bronze fließt in die Gussform und in kürzester Zeit ist der Zauber auch schon wieder vorbei. Ob der Guss gelungen ist, weiß man erst, wenn die Gießform aus Lehm, Pferdemist, Stroh und anderen Materialie­n entfernt wird. Das Abkühlen der Glocke, wenn sie auch vergleichs­weise recht klein ist, dauert mehrere Tage. Am nächsten Freitag reist die nächste Gruppe nach Karlsruhe, um beim Gießen der beiden großen Glocken (zu Ehren Mariens und des heiligen Martins) dabei zu sein. Die kleine Barbara-Glocke kann dann vielleicht schon in Augenschei­n genommen werden.

Wenn alles klappt, sollen die drei neuen Glocken beim Pfarrfest am 17. September geweiht werden.

Das Abkühlen der Glocke dauert mehrere Tage

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Fotos: Simone Kuchenbaur In Karlsruhe werden die Glocken für die Pfarrkirch­e St. Martin gegossen. Mit dabei war eine Delegation aus Emersacker, um sich dieses besondere Ereignis anzusehen.
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Die Gussformen für die großen Glocken, die in der kommenden Woche gegossen werden, warten schon auf ihren Einsatz.

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