Augsburger Allgemeine (Land West)
So klappt die Fahrt mit dem Rollator
Training In Gersthofen üben Senioren den Umgang mit der Gehhilfe. Es gibt dabei einige Tricks
Gersthofen
Langsam und vorsichtig lässt sich Adelheid Proneth mit ihrem Rollator von Helferin Maria Link durch einen speziellen Parcour leiten. Seit einem halben Jahr hat die 86-Jährige ihren Rollator. Nach einem Schlaganfall ist sie beim Gehen unsicher. Sie weiß, dass es so manche Stolperfallen gibt, wenn sie mit dieser Gehhilfe unterwegs ist.
Wie man den Rollator richtig einsetzt, sich mit ihm richtig vorwärts bewegt oder auch einmal Hindernisse überwindet, das übten nun auf Initiative des Seniorenbeirats Gersthofen und des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Gersthofen rund 35 vorwiegend weibliche Senioren einen unterhaltsamen, aber durchaus auch anstrengenden Nachmittag lang im BRK-Gebäude. Am Ende gab es nach bestandener RollatorFührerscheinprüfung für jeden Teilnehmer ein Zertifikat.
Anneliese Beckenlechner vom BRK und Manfred Link vom Seniorenbeirat hatten dazu die Verkehrswacht Augsburg ins Boot geholt. Was die alten Damen und Herren besonders plagt, wenn sie mit dem Rollator unterwegs sind, wollte Marianne Birkle von der Verkehrswacht zuerst wissen? Das Kopfsteinpflaster - und das Einsteigen in den Bus waren hier typische Reaktionen. Aber genau das konnte an diesem Samstagnachmittag trainiert werden.
Marianne Birkle und ihre Kollegin Heike Schröter bauten im Saal des BRK einen Parcour sowie mehrere Übungsstationen im Freien auf. Sich richtig in kleinem Radius umdrehen, in engeren Kurven um Hindernisse/Hütchen laufen, einmal kurz ausschnaufen, indem man sich auf die Sitzfläche des Rollators setzt - und dabei natürlich auch die Bremsen betätigt - auf unebenem Untergrund laufen: All das will geübt sein.
Eine Station weiter ging es zum Rollator-TÜV: Andreas Hollfelder vom Gersthofer Sanitätshaus Stein & Mayr stellte den Damen und Herren ihre Rollatoren auf die richtige Höhe ein, schraubte nach und verbesserte und wies darauf hin, dass die alten Herrschaften aufrecht mit nur leicht angewinkelten Armen vor dem Rollator - die Füße zwischen den Vorderrädern - laufen sollten. Dann schiebt er sich auch mit wenig Kraftaufwand vorwärts. Und natürlich gibt es auch verschiedenste Modelle für verschiedene Bedürfnisse, den Indoor-Rollator mit Tablett inbegriffen.
Wie hilfreich ein gut ausgestatteter Rollator sein kann, wurde dann auch klar, als die Senioren vor dem BRK-Haus übten, einen Bordstein zu überwinden oder über eine Tür- schwelle zu kommen: Ein Rollator mit Kipp-Hilfe ist da eine echte Erleichterung. Mit einem solchen kommt Anna Gerle gut auf einen Gehsteig, führte sie unter Anleitung von Marianne Birkle vor. Seit drei Monaten hat Anna Gerle den Rollator. Nach einer Augen-Operation sieht sie nur noch auf einem Auge, doch mit dem Rollator kann sie wieder sicher zum Einkaufen.
Rosa Gerle dagegen hat diese Kipp-Hilfe am Rollator nicht. Sie muss eine Fußspitze eng an das Hinterrrad des Gefährts setzen, um dieses anzukippen. Und, nicht vergessen, war die beständige Mahnung der Helfer: Immer mit der Ruhe und immer die Bremse rein, damit sich das Gefährt nicht selbständig macht. Am Schluss gings zum Omnibus auf dem Parkplatz des BRKGeländes. „Die Busfahrer steigen schon mal aus und helfen“, erklärte Fahrer Bernd Läuter von den Gersthofer Verkehrsbetrieben, der auch viele Senioren mit dem Bus zum BRK-Haus abgeholt hatte.
Doch generell müssen die alten Leute auf den blauen Knopf mit dem Rollstuhl-Symbol drücken, damit sich der gesamte Omnibus auf niederes Niveau absenkt und eine Rampe ausgefahren werden kann. So brachte auch Barbara Burger sich und ihre Gehhilfe sicher in den Omnibus. Und wie geht´s wieder hinaus? Marianne Birkles Rat fürs sichere Aussteigen: „Rückwärts!“
»Kommentar