Augsburger Allgemeine (Land West)
Nach dem Pomp die Taten
Mit derselben hoheitlichen Feierlichkeit, mit der Emmanuel Macron am Abend seines Wahlsieges vor seine jubelnden Anhänger am beleuchteten Louvre trat, wandte er sich gestern in Versailles an den Kongress. Doch dieses betont weihevolle und machtbewusste Auftreten birgt Gefahren.
Indem der Staatschef nur einen Tag vor der Regierungserklärung des Premiers den Kongress zusammenholt, bleibt der Eindruck, er wolle ihm bewusst zuvorkommen. Die Aufregung seiner Gegner, die von „Jupiter-Gehabe“sprechen, ist übertrieben. Denn auch vor ihm wandten sich Präsidenten ans Parlament, um ihre Linie zu erklären.
Will Macron Modernität verkörpern, sollte er auf zu viel Pomp verzichten und stattdessen die von ihm selbst hochgesteckten Erwartungen erfüllen: faire und zugleich mutige Politik machen. Auf dass die Franzosen Grund bekommen, stolz zu ihm aufzublicken – dank seiner Taten und nicht nur wegen großer Worte im festlichen Dekor.