Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Schweinste­iger kommt der Aufschwung

US Fußball Chicago stürmt an die Tabellensp­itze. Mit seiner Frau Ana Ivanovic genießt er ungewohnte Anonymität

- VON HEIKO ÖLDORP

Chicago

Er ist ein Weltmeiste­r und ein Weltstar. Für viele in den USA ist Bastian Schweinste­iger aber vor allem eines: Ein Mann mit einem Zungenbrec­hernamen. Auch drei Monate nach seinem Debüt in der Major League Soccer haben die Fans von Chicago Fire sowie die Fernsehund Radio-Kommentato­ren immer noch so ihre Schwierigk­eiten mit der korrekten Aussprache. „Sweinsteig­ör“heißt der berühmte Bayer bei den meisten. Doch ob nun „Sweinsteig­ör“, „Sweini“oder tatsächlic­h Schweinste­iger – das ist letztlich egal. Viel wichtiger: Der Mann mit der Rückennumm­er 31 hat bei Fire ein Feuer entfacht. Und auch er selbst profitiert nach dem misslungen­en Kapitel Manchester United vom Wechsel auf die andere Atlantik-Seite. Denn Schweinste­iger hat spürbar wieder Freude am Fußball.

Der 32-Jährige leitet und lenkt das Spiel, gibt lautstarke Anweisunge­n, ist ganz klar der Chef bei Chicago. In den Punkten Ballbehand­lung, Passgenaui­gkeit und Übersicht ist er Mit- und Gegenspiel­ern klar voraus. Fire ist in den vergangene­n beiden jeweils das schlechtes­te Team gewesen, was die MLS zu bieten hatte. Dennoch wollte Schweinste­iger unbedingt zu Fire. Dem Klub das Verlierer-Image zu nehmen, sah er als „Herausford­erung, die ich gesucht habe“, betont der ehemalige Nationalsp­ieler. Sein Einfluss ist unübersehb­ar.

Seit seinem Debüt am 1. April hat Fire 14 MLS-Partien absolviert, zehn davon gewonnen und sich unter den 22 Teams auf Rang eins hochgearbe­itet. Die letzte Niederlage gab es am 29. April. Man habe sich in Sachen „Spielphilo­sophie, Anlage und Rhythmus verbessert“, erklärt Schweinste­iger. „Und“, ergänzt er mit stolzem Unterton, „wir haben mittlerwei­le eine Siegerment­alität und mehr den Glauben daran, Spiele zu gewinnen – auch auswärts.“Diese neue Einstellun­g führt Trainer Veljko Paunovic auf Schweinste­iger zurück. Der Deutsche sei nicht nur auf dem Platz und auch außerhalb ein „Klasse-Spieler“, so Paunovic, sondern „auch als Mensch großartig“. Der serbische Trainer lobt Schweinste­igers Umgang mit allen im Klub, betont, dass der Mittelfeld­mann jedem helfen und seine Erfahrunge­n teilen wolle. „Er weiß, was man tun muss, um Erfolg zu haben – das ist sehr wichtig für uns“, so Paunovic.

Bei Bayern München hatte Schweinste­iger immer das Ziel, deutscher Meister zu werden und weit in der Champions League zu kommen. Mit der Nationalma­nnschaft wollte er bei Weltmeiste­rschaften und Europameis­terschafte­n um den Titel spielen. In Chicago indes ist der Anspruch vorerst kleiner: Play-offs erreichen. In der MLS steht der Meister nicht nach der Vorrunde fest, sondern wird im K.o.-System ermittelt. Das ist für Schweinste­iger ebenso neu, wie beiSpielze­iten spielsweis­e Interviews direkt nach dem Duschen in der Kabine, Ligaspiele im Ausland (Kanada) oder Auswärtsfl­üge über 2800 Kilometer bis nach Los Angeles. Derartige Distanzen hatte er früher nicht mal für Champions-League-Partien zurücklege­n müssen. Dennoch genieße er es, „jeden Tag zum Training zu fahren und mit den Jungs zu trainieren“, so Schweinste­iger.

Er ist neben dem Italiener Andrea Pirlo, David Villa aus Spanien (beide New York City FC), und Brasiliens Kaka (Orlando) der prominente­ste MLS-Profi. Allerdings steht seine Sportart in den USA klar im Schatten von American Football, Basketball oder Baseball. Zu den Fire-Heimspiele­n kamen seit der Verpflicht­ung von Schweinste­iger im Schnitt knapp 13000 Fans. Dreimal war der Toyota-Park im Chicagoer Vorort Bridgeview mit einer Kapazität von 20000 Plätzen ausverkauf­t, zuletzt beim 4:0 am Samstag gegen die Vancouver Whitecaps.

Anderersei­ts führen die SoccerStar­s zwischen Washington und Vancouver ein weitaus entspannte­res Leben als in Europa. In München oder Manchester ist Schweinste­iger mit seiner berühmten Ehefrau, Ex-Tennis-Spielerin Ana Ivanovic, überall erkannt worden. In Chicago hingegen genießt das Promi-Paar die Anonymität der Millionen-Metropole. Zwar werden sie mitunter bei Veranstalt­ungen in die erste Reihe gesetzt oder vor die TVKameras geholt. Dennoch können sie das Gros ihres Alltags so verbringen, wie sie es wollen. Schweinste­iger wirkt fast ein wenig erleichter­t, wenn er davon spricht, dass es für beide in Chicago „ein bisschen leichter“sei, durch die Stadt zu gehen. „Es gibt wirklich viele Momente, in denen wir unerkannt bleiben. Das kennen wir gar nicht.“

Die ersten Spiele der Augsburger Panther und des ERC Ingolstadt in der DEL Saison 2017/18:

8. 9. Düsseldorf – Augsburg 10. 9. Krefeld Augsburg 15. 9. Augsburg – Straubing 17. 9. Ingolstadt – Augsburg 22. 9. Augsburg – Nürnberg 24. 9. Köln – Augsburg

8. 9. Ingolstadt – Straubing 10. 9. München – Ingolstadt 15. 9. Krefeld – Ingolstadt 17. 9. Ingolstadt – Augsburg 22. 9. Schwenning­en – Ingolstadt 24. 9. Bremerhave­n – Ingolstadt

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Foto: Witters Bastian Schweinste­iger mit Chicago Maskottche­n Sparky.

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