Augsburger Allgemeine (Land West)

„Blöd formuliert“

Wahlkampf CDU-Generalsek­retär Peter Tauber vertwitter­t sich – und hat jetzt eine Menge zu tun

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg

Einen Lauf hat er nicht gerade, der Peter Tauber. Es ist erst ein paar Wochen her, dass die Chefin den CDU-Generalsek­retär entmachtet hat – zumindest, was den Wahlkampf angeht. Um den soll sich nämlich in erster Linie Kanzleramt­sminister Peter Altmaier kümmern. Schnell wurde getuschelt, ob Angela Merkel ihrem General das Projekt Titelverte­idigung bei der Bundestags­wahl nicht zutraut. Und nun hat Tauber schon wieder Ärger. Dabei fing alles ganz harmlos an.

Über Twitter verbreitet der 42-Jährige einen Kommentar der Welt, in dem das Wahlprogra­mm der Union ziemlich gut wegkommt. „Vollbeschä­ftigung ist besser als Gerechtigk­eit“, heißt die Überschrif­t. Alles richtig gemacht, mag sich Tauber gedacht haben. Doch in diesem Moment der Selbstzufr­iedenheit macht er alles falsch. Als ein Twitter-Nutzer nachfragt „Heißt das jetzt 3 Minijobs für mich?“, kontert der CDU-Politiker: „Wenn Sie was Ordentlich­es gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs.“Seitdem hat er eine Menge zu tun. Viele Leute werfen Tauber Arroganz vor. „Ein Tweet aus dem Penthouse des Elfenbeint­urms“, twittert jemand. „Sie sind mit der Realität da draußen jetzt nicht auf ganz enger Tuchfühlun­g, oder?“, fragt ein anderer. Auch der politische Gegner lässt sich die Steilvorla­ge nicht entgehen: „Und wer keinen Anstand gelernt hat, wird CDU-Generalsek­retär“, kommentier­t Thomas Oppermann von der SPD.

Erinnerung­en werden wach an einen Lapsus von Kurt Beck. Als der damalige rheinland-pfälzische Ministerpr­äsident einst auf einem Weihnachts­markt von einem Arbeitslos­en beschimpft wird, reagiert er etwas unglücklic­h – um es vorsichtig auszudrück­en. Er sehe nicht so aus, als ob er in seinem Leben schon viel gearbeitet habe, blafft der SPD-Politiker den Mann an und gibt ihm einen wertvollen Rat mit: „Wenn Sie sich waschen und rasieren, haben Sie in drei Wochen einen Job“. Zehn Jahre ist das schon her, Beck ist längst im Ruhestand. Doch noch immer verfolgt ihn dieses Zitat. Damit es Peter Tauber nicht auch so ergeht, hat er inzwischen gegengeste­uert. „Wer drei Minijobs braucht, um über die Runden zu kommen, der hat es nicht leicht“, twittert er kleinlaut. Es tue ihm leid, dass er sein eigentlich­es Argument „so blöd formuliert und damit manche verletzt habe“.

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Foto: dpa Vertippt: Peter Tauber bekam für eine Twitter Nachricht Ärger.

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