Augsburger Allgemeine (Land West)
Nur 30 von 751 Abgeordneten wollten Junckers Rede hören
wandte er sich an Juncker: „Sie können das Parlament kritisieren, aber es ist nicht die Kommission, die das Parlament kontrolliert.“Es sei genau umgekehrt. Doch Juncker redete sich in Rage. Mehrmals gestikulierte er so wild, dass er das Mikrofon traf. Er blieb dabei, die Volksvertretung sei lächerlich, während er dem maltesischen Premier Tribut für die getane Arbeit zollte. Diesmal unterbrach ihn Tajani – mit der Aufforderung, Juncker möge sich im Ton mäßigen. „Wir sind nicht lächerlich“, schimpfte der Italiener, der wie der Kommissionspräsident der christdemokratischen EVP-Parteienfamilie angehört.
Juncker kündigte beleidigt an, „nie wieder an einer Zusammenkunft dieser Art“teilzunehmen. Einmal mehr an die wenigen Abgeordneten gewandt forderte er, dass diese auch den Ratsvorsitz der kleineren Länder zu respektieren hätten. Seine Rede hielt er nicht.
Der Grünen–Abgeordnete Sven Giegold, dessen Fraktion als einzige mit der Vorsitzenden Ska Keller anwesend war, forderte von Juncker eine Entschuldigung. Er habe „als Kommissionspräsident die Pflicht, dem Parlament zu berichten, seine Weigerung war selbstgerecht und arrogant“, so der Grüne. In einem Punkt aber gab er dem Wutausbruch recht. „Wenn Regierungschefs kleinerer EU-Länder im Plenum sprechen, stößt das auf weniger Interesse als bei Reden von Merkel oder Macron“, gab er zu.