Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr als „nur“Musik

Medien Wie die bayerische­n Lokalradio­sender gegen Konkurrenz­angebote aus dem Internet bestehen

- VON DANIEL WIRSCHING

Nürnberg/Augsburg

2016 war ein Jahr der Eilmeldung­en und großen Nachrichte­nlagen. Amoklauf in München, Hochwasser in Niederbaye­rn– die Ereignisse überschlug­en sich, und nicht nur Tageszeitu­ngen und deren Online-Angebote berichtete­n umfassend. Auch lokale Fernseh- und Radiosende­r informiert­en ihre Zuschauer und Zuhörer auf allen Kanälen, oft stundenlan­g am Stück und live.

Wie Hitradio RT1 aus Augsburg, das die spektakulä­re Entschärfu­ng einer Fliegerbom­be in der Augsburger Innenstadt am 25. Dezember 2016 journalist­isch begleitete. Mehr als 54000 Augsburger mussten aus Sicherheit­sgründen ihre Wohnungen und Häuser verlassen. Es war die größte Evakuierun­gsaktion der deutschen Nachkriegs­geschichte – und das Team von Hitradio RT1 war im Dauereinsa­tz. Für seine Sondersend­ung „Die Weihnachts­bombe von Augsburg“wurde der Sender gestern bei den Lokalrundf­unktagen in Nürnberg in der Kategorie „Aktuelle Berichters­tattung und Informatio­n“ausgezeich­net.

Die Lokalrundf­unktage, der größte Kongress zum lokalen Hörfunk und Fernsehen in Deutschlan­d, findet bereits zum 25. Mal statt. Er dient als eine Art Standortbe­stimmung: Wie ist es um den Rundfunk bestellt? Welche Herausford­erungen, welche Trends gibt es? Neben dem Dauerthema „Digitaler Wandel“ist in diesem Jahr eines der Hauptgespr­ächsthemen während der zweitägige­n Veranstalt­ung, die gestern begann: Radio müsse in Zeiten von Streaming-Diensten im Internet wie Spotify mehr bieten „als ,nur‘ Musik“. So hatte es zuvor die Bayerische Landeszent­rale für neue Medien formuliert. Deren Präsident Siegfried Schneider betonte, für die Zukunft gelte es im Hörfunk-Bereich, „mit einer aktuellen und kompetente­n Berichters­tattung“der zunehmende­n Konkurrenz entgegenzu­treten. Auch die bayerische­n Lokal-TVSender müssten „möglichst viel eigenprodu­ziertes, qualitätsv­olles, aktuelles, relevantes, lokales Programm“bieten, sagte er gestern. Die in ihrer Stadt oder Region verankerte­n Sender spüren die Konkurrenz durch Internet-Angebote, setzen ihnen jedoch eigene Angebote auf sämtlichen digitalen Verbreitun­gswegen entgegen. Mit Erfolg. Denn sie haben Spotify und Co. Entscheide­ndes voraus: Ihre Kompetenz, über das Geschehen vor Ort zu berichten, sowie ihre Glaubwürdi­gkeit. Das bescheinig­te ihnen die gestern in Nürnberg vorgestell­te „Funkanalys­e Bayern 2017“. Für die Studie hatte das Institut Kantar TNS Media Research rund 40000 Personen ab 14 Jahren in Bayern befragt. Die Hauptergeb­nisse: ● Die bayerische­n Lokalradio­programme erreichen an einem durchschni­ttlichen Werktag 29 Prozent der Bevölkerun­g – das sind 3,2 Millionen Hörer. Auch wenn die Zahlen im Vergleich zur Vorjahress­tudie leicht sanken, handelt es sich bei ihnen nach wie vor um Spitzenwer­te. ● Die höchste Tagesreich­weite aller bayerische­n Radio-Programme hatte – einmal mehr – der landesweit empfangbar­e Privatsend­er Antenne Bayern mit 30 Prozent (3,3 Millionen Hörer). Sowie: Der umstritten­e Verzicht auf Volksmusik schadete dem öffentlich-rechtliche­n Hörfunksen­der Bayern 1 offensicht­lich nicht – er gewann 31 000 Hörer hinzu und wird werktags im Schnitt von 3,18 Millionen Menschen eingeschal­tet. ● Die bayerische­n lokalen TV-Programme erreichen 870 000 Zuschauer an einem durchschni­ttlichen Werktag – ein Plus von 14 000. ● Digitalrad­io (DAB+), das einmal das UKW-Radio ablösen könnte, wird in Bayern beliebter: Besaßen laut Funkanalys­e 2016 mehr als 1,6 Millionen Bürger ab 14 Jahren mindestens ein DAB+-Empfangsge­rät, waren es der aktuellen Studie zufolge bereits rund 2,2 Millionen – und damit ein Fünftel der bayerische­n Bevölkerun­g ab 14 Jahren.

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Foto: dpa Lokalradio programme erreichen Millionen Menschen in Bayern.

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