Augsburger Allgemeine (Land West)

Unfaire Kritik bei Lebensmitt­el Skandalen?

Chef des Landesamte­s für Gesundheit fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt

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München

Das für saubere Lebensmitt­el in Bayern zuständige Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) fühlt sich im Zusammenha­ng mit den jüngsten Skandalen im Freistaat zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Ob Salmonelle­n bei Bayern-Ei, gefährlich­e Listerien beim südbayeris­chen Großmetzge­r Sieber oder zuletzt die Hygiene-Kritik der Organisati­on „Foodwatch“an bayerische­n Großbäcker­eien: „Man sitzt auf der Anklageban­k, wenn man etwas findet“, beschwerte sich LGLPräside­nt Dr. Andreas Zapf bei der Vorstellun­g des Jahresberi­chts seines Amtes im Landtag. Dies sei „unfair“, weil die Beanstandu­ngen Folge der hohen Kontrolldi­chte seien: „Für mich ist die Kritik an uns deshalb nicht immer angemessen“, schimpfte Zapf.

Die kürzlich im Zusammenha­ng mit den Hygiene-Problemen bei manchen Großbäcker­n aufgekomme­ne Forderung nach Veröffentl­ichung der Namen der beanstande­ten Firmen stellte Zapf infrage: Mehr Transparen­z helfe nicht bei der Mängelbese­itigung. Vielmehr sei sie nur „eine Bestrafung­saktion“, findet der LGL-Chef: „Und wollen wir wirklich eine Gesellscha­ft, die Prangerstr­afen ins Internet stellt?“

Mehr Transparen­z könne sehr wohl dazu beitragen, dass in problemati­schen Betrieben sauberer gearbeitet wird, entgegnete der SPDVerbrau­cherpoliti­ker Florian von Brunn. Die Grünen-Abgeordnet­e Rosi Steinberge­r warf dem LGLChef zudem falsche Schwerpunk­te bei den Kontrollen vor: Zum Beispiel hätten knapp 6000 der rund 70 000 Lebensmitt­elproben des Landesamte­s 2016 den fränkische­n Weinbau betroffen, „obwohl es dort so gut wie keine Beanstandu­ngen gibt“. Beim Fleisch oder bei Backwaren gebe es dagegen seit Jahren große Hygiene-Probleme: „Ich denke, wir sollten den Schwerpunk­t deshalb auf gesundheit­lich relevante Bereiche legen“, verlangte Steinberge­r.

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