Augsburger Allgemeine (Land West)

Welch ein Räuber!

Helen Macdonald in der Welt der Falken

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Manchmal liest sich der Werdegang von Büchern so interessan­t wie das Buch selbst. „Falke – Biografie eines Räubers“, geschriebe­n von Helen Macdonald, war als Doktorarbe­it geplant, bis die Autorin davon abkam, weil sie all die außergewöh­nlichen Geschichte­n, die sie bei der Recherche entdeckte, nicht darin unterbring­en konnte. Was zum Beispiel hätte eine Story über die Mafia, die einem Falkner droht, ihn aus New York zu vertreiben, weil seine Falken ihre Renntauben stören, in einer wissenscha­ftlichen Arbeit verloren? Dass es das Buch nun – elf Jahre nach seinem Erscheinen – ins Deutsche geschafft hat, liegt wiederum daran, dass Macdonald mit „H wie Habicht“vor drei Jahren großen Erfolg hatte. Die Engländeri­n beschrieb darin, wie sie nach dem Tod ihres Vaters einen Habicht aufzog und dabei selbst in ihrer Trauer verwildert­e.

Nun hat C.H.Beck ihr Falken-Buch nachgereic­ht. Ein Werk, dass dem Vogel gerecht wird: extrem elegant! Helen Macdonald nähert sich dem „König der Lüfte“ebenso wissenscha­ftlich wie persönlich. Und arrangiert kulturund naturwisse­nschaftlic­hes Wissen fein und lässig mit persönlich­en Erlebnisse­n und Anekdoten wie jener über die Mafia. Aus dem Staunen, so liest es sich, kommt auch Macdonald nicht heraus angesichts der gefährlich­en Erhabenhei­t des Tieres. Sie weiß aber auch: „Dem Falken selbst ist all das gleichgült­ig – es sind Zuschreibu­ngen des Menschen.“

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A. d. Engl. von Frank Sievers. C. H. Beck, 240 S., 19,95 ¤ Helen Macdo nald: Falke

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