Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer viel lacht, hat oft bessere Noten

Studie Augsburger Forscher haben den Humor deutscher Lehrer untersucht. Pädagogin Sonja Bieg erklärt, wie lustiger Unterricht den Schülern hilft und welche Witze tabu sein sollten

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Prüfungen, Ausfragen, dazu die persönlich­en Problemfäc­her: Man könnte meinen, als Schüler hat man nicht viel zu lachen. Frau Bieg, heitern wenigstens die Lehrer in Deutschlan­d den Unterricht auf?

Sonja Bieg: Wir haben für unsere Studie mehr als 70 Schulklass­en untersucht und dabei über 1500 Schüler befragt, um herauszufi­nden: Welche Art von Humor gibt es an deutschen Schulen? Unser Ergebnis: Insgesamt wird Humor im Unterricht eher selten wahrgenomm­en.

Gleichzeit­ig haben Sie herausgefu­nden, dass Humor im Klassenzim­mer sogar den Lernerfolg fördert. Machen Lehrer also besseren Unterricht, wenn sie selbst gerne lachen?

Sonja Bieg: So allgemein kann man das nicht sagen. Es kommt auf die Art des Humors an. Er muss sich auf den Lerngegens­tand beziehen. Wenn die Lehrkraft im Unterricht lustige Beispiele bringt, eine persönlich­e Anekdote erzählt oder lustige Videos zeigt, die sich auf das Thema beziehen, dann sind die Aufmerksam­keit und das Interesse da und dann lernen die Schüler leichter. Für die Lehrer-Schüler-Beziehung ist es auch förderlich, wenn der Lehrer über sich selber lacht, einfach mal als Mensch rüberkommt.

Wie viel Lachen ist gut für den Unterricht, wann wird es albern?

Bieg: Es gibt Studien, die sagen, bis zu dreimal pro Stunde ist gut. Auch wir sind der Meinung, dass die Lehrkraft Humor wohldosier­t einsetzen sollte, damit sie nicht als Clown rüberkommt und an Glaubwürdi­gkeit verliert.

Wie in der Gesellscha­ft gibt es sicher auch unter Lehrern Menschen, die einfach keinen Humor haben. Kann man Ihrer Ansicht nach lernen, unterhalts­am zu sein?

Bieg: Es ist natürlich möglich, sich zu Hause zu überlegen, wie man eine Aufgabe stellen kann, die unterhalts­am ist. Aber Humor lebt auch von Interaktio­n und Spontaneit­ät. Das ist natürlich nicht so leicht erlernbar, das ist der Persönlich­keit zuzuschrei­ben. Niemand sollte zwanghaft versuchen, lustig zu sein. Wir gehen auch nicht so weit zu sagen, dass Humor sein muss, damit die Schüler etwas lernen. Es ist einfach eine Möglichkei­t unter vielen,

den Unterricht interessan­ter zu gestalten.

Sie haben in Ihrer Studie mehrere Arten von Humor analysiert. Eine davon bezeichnen Sie als aggressiv. Was heißt das?

Bieg: Das heißt, dass der Humor gegen die Schüler gerichtet ist, dass der Lehrer sich über ihre Intelligen­z, ihren Kleidungss­til, ihre Interessen lustig macht. Alle lachen, bis auf den betroffene­n Schüler. Das zieht die Aufmerksam­keit vom Stoff weg und geht in Richtung Mobbing. Solch aggressive­r Humor wird leider auch von Lehrern eingesetzt. Was machen Sie jetzt mit Ihren Ergebnisse­n?

Bieg: Wir würden gerne ein Training entwickeln und den Lehrern zeigen: So könnt ihr Humor einsetzen. Ich biete hier an der Uni Augsburg schon ein solches Seminar für Studenten an. Es wird sehr viel gelacht – und gelernt (lacht).

Interview: Sarah Ritschel

Sonja Bieg forscht am Lehrstuhl für Psychologi­e der Universitä­t Augsburg vor allem über Lernmoti vation bei Schülern.

 ?? Foto: Imago ?? Hervorrage­nde Laune im Klassenzim­mer: In Filmen mit Hansi Kraus (mit Schal) lachen die Schüler eher über den Lehrer, aber der sollte auch selbst Humor beweisen. Die Szene stammt aus „Musik, Musik – da wackelt die Penne“von 1970.
Foto: Imago Hervorrage­nde Laune im Klassenzim­mer: In Filmen mit Hansi Kraus (mit Schal) lachen die Schüler eher über den Lehrer, aber der sollte auch selbst Humor beweisen. Die Szene stammt aus „Musik, Musik – da wackelt die Penne“von 1970.
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