Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Chris Roberts stirbt ein Teil der heilen Welt

Nachruf Er war Mädchensch­warm und Schlager-Star der „ZDF-Hitparade“. Vor allem ein Ohrwurm wird bleiben

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Nümbrecht

Komplizier­t waren die Zeiten auch in den 70ern schon. Die Ölkrise, der Rücktritt von Willy Brandt, der RAF-Terror. Es war das Jahrzehnt, in dem Chris Roberts seine größten Erfolge hatte. Braungebra­nnt und akkurat geföhnt lächelte er in die Kameras der ZDF„Hitparade“, das Mikrofon mit meterlange­m Kabel in der Hand. Und vor dem Fernseher wollten tausende Mädchen am liebsten in die Röhre kriechen. Chris Roberts war die Definition eines Mädchensch­warms. Das lag auch daran, dass es in seinen Liedern fast immer um Liebe und Sehnsucht ging und nie, nie, nie um Politik. Nun ist Chris Roberts mit 73 Jahren gestorben – und mit ihm einer der letzten Großen der HeileWelt-Fraktion des deutschen Schlagers.

Vielleicht ist das Wehklagen über seinen Tod deshalb so laut. Auf Twitter erinnern sich nun viele wieder an jemanden, der ein Teil der Kindheit war. Damals, als man im Schlafanzu­g vor dem Fernseher saß und wartete, bis Dieter Thomas Heck die „Hitparade“im „ZettDee-Eff!“ anmoderier­te. Roberts war ein Star. Er verkaufte rund elf Millionen Schallplat­ten und spielte in Komödien wie „Wenn die tollen Tanten kommen“(1970) mit. Die Hits des singenden Ingenieurs hießen „Ich bin verliebt in die Liebe“(1970), „Hab ich Dir heute schon gesagt, dass ich Dich liebe“(1971) und „Ich mach ein glückliche­s Mädchen aus Dir“(1974). Und natürlich „Du kannst nicht immer 17 sein“(1974), komponiert von Ralph Siegel. Nach den goldenen 70ern wurde es deutlich ruhiger um ihn. Auch in seiner Filmografi­e finden sich bald nur noch sporadisch­e Einträge.

Geboren wurde Roberts, der eigentlich Christian Klusacek hieß, in München. Zuletzt lebte er in Nümbrecht in Nordrhein-Westfalen. Vor einigen Jahren sagte Roberts über seine Begegnunge­n mit Fans: „Die Menschen sagen, wenn es mir schlecht geht, lege ich deine Platten auf.“Das dürfte sich auch mit seinem Tod nicht ändern. Die Zeiten sind ja wieder sehr komplizier­t, und Helene Fischer wird es allein nicht schaffen. Jonas-Erik Schmidt, dpa

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Foto: Istvan Bajzat, dpa Ihm ging es um Liebe und nie um Politik: Chris Roberts.

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