Augsburger Allgemeine (Land West)

Großer Sport

Neuvorstel­lung Beim Zusatz „Type R“kribbeln Honda-Fans die Beine. Der neueste Civic macht da keine Ausnahme

- VON STEFAN DRESCHER

Zugegeben: Als im Februar dieses Jahres der neue Honda Civic vorgestell­t wurde, waren wir durchaus kritisch. Motor, Getriebe, Fahrverhal­ten – alles bestens. Aber die Optik. Und der Preis. Eine schwierige Kombinatio­n. Gerade, wenn man damit Golf, Astra und Co. die Stirn bieten will.

Inzwischen haben die Japaner nachgelegt. Der jüngste Spross der Familie, der Civic Type R, steht in den Startlöche­rn. Und dieses Mal sind wir schwer begeistert. Warum? Weil dieses Auto wirklich großer Sport ist – und damit auch der Anspruch ein ganz anderer. Wer sich für den Type R entscheide­t, der hat sich mit der extravagan­ten Optik schon lange arrangiert und zahlt dafür auch gerne etwas mehr. Anders als sein ziviler Bruder hat der Type R nicht die Ambitionen, den Massenmark­t zu erobern. 700 Stück will Honda im ersten Jahr in Deutschlan­d verkaufen. Zielgruppe: Fans, Liebhaber, PS-Begeistert­e. Wobei fraglich ist, ob das Absatzziel überhaupt erreicht wird, da der letzte Type R erst 2015 auf den Markt kam. In den zwei Jahren haben die Honda-Entwickler allerdings wirklich viel bewegt. Der neue Sportler ist kein Klon des alten in etwas aufgehübsc­htem Blechkleid, sondern durch und durch verbessert – pünktlich zum 25. Type-R-Jubiläum eine Hommage an die eigene Rennsportt­radition.

Seinen Vorgänger übertrifft der Neue so ziemlich in jeder Disziplin: flacher, länger, tiefere Fahrerposi­ti- on und eine steifere, aber leichtere Karosserie. Dazu ein drittes Supersport-Fahrprogra­mm (+R), allerhand Rennsport-Technik wie ölgekühlte Kolben und Natrium gefüllte Ventile und – ganz schnöde – auch 10 PS mehr unter der Haube. Das Ergebnis: 320 Pferdestär­ken mit 400 Nm Drehmoment (die wohlgemerk­t aus einem Vierzylind­er gepresst werden) – und damit eine sieben Sekunden schnellere Rundenzeit auf der Nordschlei­fe. Neuer Rekord für einen Fronttrieb­ler.

Soweit die nackten Zahlen. Tatsächlic­h – und das ist das tolle an diesem Auto – macht all das richtig Sinn, sogar der fast schon lächerlich große Heckspoile­r oder die markante Hutze auf der Motorhaube. „Funktional­es“Design nennt Honda seine Ausschweif­ungen. Der Nutzen wird deutlich, wenn man den Type R zum Ausritt auf die Strecke bittet. Der Abtrieb wird sofort spürbar, das Fahrzeug klebt nahezu auf der Straße.

Dem Spaß sind damit nur sehr weite Grenzen gesetzt: Tempo 250 erreicht der Kompaktspo­rtler ziemlich souverän. Das Ansprechve­rhalten des 2-Liter-VTEC ist dabei so feinfühlig wie die Lenkung. Dazu eine der besten (weil ultra-knackigen) Sechsgang-Handschalt­ungen, die man in diesem Segment finden dürfte, und die dank automatisc­her Drehzahlan­passung ganz ohne Zwischenga­s auskommt. Das alles ist im Zusammensp­iel so kraftvoll, spritzig und gleichzeit­ig so samtig, harmoniert so prächtig, dass man gar nicht mehr vom Gas gehen möchte.

Wem jetzt schon die Beine kribbeln, muss sich allerdings noch etwas gedulden. Zu den Händlern kommt der neue Type R erst im September. Im Angebot sind zwei Varianten. Die „Basis“-Version ab 35 350 Euro. Und die Ausstattun­gslinie GT, die Extras wie eine ZweiZonen-Klimaautom­atik, LEDs oder Einparksen­soren mitbringt, dann aber bereits bei 38 950 Euro liegt.

 ?? Foto: Honda ?? Mehr Leistung, viel Spoiler: Honda möbelt den Civic Type R auf. Der neue sportliche Fünftürer kommt im September in den Handel.
Foto: Honda Mehr Leistung, viel Spoiler: Honda möbelt den Civic Type R auf. Der neue sportliche Fünftürer kommt im September in den Handel.

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