Augsburger Allgemeine (Land West)
Geschmack im Wandel
Beispielhaftes bei Rehms Kunstauktion
Es klingt wie eine Beschwörung, was Georg Rehm im Auktionskatalog bemerkt, dass nämlich „feine Möbel-Antiquitäten nicht mehr lange zu solchen Preisen zu erwerben sein werden“. Gemeint sind zum Beispiel als barocke deutsche Spitzenstücke ein Tabernakelsekretär (Taxe 4500 ¤), ein Dielenschrank (3600 ¤) oder ein Aufsatzsekretär (2000 ¤). Erst sehr gefragt, dann weniger geschätzt. Dieser Wandel bei Antiquitäten betrifft Rubriken (Möbel, Stiche, sakrale Kunst) wie Zeit- und Stilepochen.
Dem entspricht das Toplos dieser Auktion: ein auf 15 000 ¤ geschätztes Ölgemälde von Julius Anton Adam, und zwar eines seiner ab 1882 geschaffenen Katzenbilder, die diesem Spross der bedeutenden Münchner Künstlerfamilie den Namen „Katzenadam“eingebracht hat. Hier spielt in seiner lieblichen Komposition eine Katzenmutter mit ihren Jungen; dort, bei der zweithöchsten Gemäldetaxe (9500 ¤), reitet im strengen Gehabe des 17. Jahrhunderts ein Kavalier mit seiner Dame ins offene Land. Das Bild wird Wolfgang Heimbach zugeschrieben, das Paar als König Friedrich III. von Dänemark mit Gemahlin Sophie Amalie vermutet. Über 160 Aufrufe entfallen allein auf den Gemäldesektor. Beim Porzellan beeindrucken diesmal große Skulpturen: Leoparden, Löwe, Greifvogel und um 1900 datierte opulente Ensembles eines Sektgelages aus der Manufaktur Sitzendorf (700 ¤) und einer Wildschweinjagd aus Nymphenburg (2500 ¤). Kleinteilig ist naturgemäß der Schmuck, dessen umfängliches Aufgebot ein Smaradcollier mit 40 Brillanten anführt (9000 ¤). Beim Silber ist Augsburgs unverzichtbare Barockzeit mit drei Bechern und einem Kerzenleuchter von J. B. Heckenauer (500 ¤) vertreten. (hks) O
Auktion (Provinostr. 50 1/2) Don nerstag (ab 16 Uhr) und Freitag (ab 14,30 Uhr). Besichtigung noch am heuti gen Mittwoch von 10 bis 18 Uhr.