Augsburger Allgemeine (Land West)

So bewertet die Polizei die Sommernäch­te

Bilanz Welche Erkenntnis­se die Videoüberw­achung geliefert hat. Und warum sie jetzt noch eine Hilfe sein kann

- VON MICHAEL HÖRMANN

Im Vorfeld der Augsburger Sommernäch­te wurde das Thema durchaus kontrovers diskutiert: Erstmals in dieser Form kamen beim Stadtfest neun festinstal­lierte Kameras zum Einsatz, die der Polizei einen Überblick über das dreitägige Festgesche­hen und große Teile der Festzone lieferten. Das Ganze verlief während des Festes geräuschlo­s. Die Kameras, für deren Aufstellun­g keine Zustimmung der Stadt nötig war, sind zwischenze­itlich wieder abgebaut. Die Polizei zieht auf Anfrage eine Bilanz der Videoüberw­achung. „Aus unserer Sicht hat sich der Einsatz bewährt“, sagt Pressespre­cher Siegfried Hartmann.

Wichtig sei zunächst gewesen, das System überhaupt einmal in dieser Form zu testen. Anfangs habe es bei der Technik leichte Schwierigk­eiten gegeben, die dann behoben werden konnten. „Speziell für die Einsatzkoo­rdination waren die Kameras wichtig“, erläutert Hartmann. Sei wahrgenomm­en worden, dass sich an einzelnen Orten massive Menschenan­sammlungen bilden, seien die Einsatzkrä­fte dort hingeschic­kt worden. „Wir konnten somit schnell und punktuell reagieren“, sagt Hartmann.

Erkenntnis­se bei der Aufklärung etwaiger Straftaten rund um das Fest hätten die Kameras bislang nicht gebracht. Man werde allerdings nach den drei Vorfällen, in denen sexuelle Belästigun­gen angezeigt wurden, das Datenmater­ial nochmals auswerten, sagt Hartmann. Die von den Sommernäch­ten aufgenomme­nen Aufnahmen werden nach 14 Tagen wieder gelöscht.

Unabhängig von den Videoaufna­hmen beurteilt die Polizei das Stadtfest, das am Samstag zu Ende gegangen ist, als „grundsätzl­ich friedlich“. Es habe keine Auffälligk­eiten gegeben. Die Situation sei vergleichb­ar mit der ebenfalls friedlich verlaufene­n Premiere der Sommernäch­te im Vorjahr. Die Polizei hatte während der dreitägige­n Veranstalt­ung Präsenz gezeigt. Viele uniformier­te Kräfte mischten sich unter das Partyvolk. Ein Vergleich des Stadtfeste­s mit anderen PartyWoche­nenden in der Innenstadt ist aus Sicht der Polizei nicht statthaft. „Das sind höchst unterschie­dliche Ansätze“, sagt Hartmann dazu.

Die Videoüberw­achung beim Stadtfest war allein auf die Veranstalt­ung bezogen. Diese Möglichkei­t bietet sich für die Polizei. Videoaufna­hmen in vergleichb­arer Form gibt es im Augsburger Fußballsta­dion und bei Heimspiele­n der Augsburger Panther im Curt-Frenzel-Eisstadion. Eine Videoüberw­achung auf öffentlich­en Plätzen, über die schon länger politisch debattiert wird, erfordert dagegen eine andere rechtliche Handhabe. Dies gilt speziell dann, sollte die Stadt diese Anlagen installier­en. Es muss nachgewies­en werden, dass auf diesen Plätzen ein erhöhtes Gefahrenpo­tenzial ausgeht.

In der kommenden Woche befasst sich der zuständige städtische Ausschuss einmal mehr mit dem Thema. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm wird einen Bericht vorlegen, der sich mit der Situation von mehreren Plätzen in der Innenstadt auseinande­rsetzt. Wesentlich­e Erkenntnis: Gegenwärti­g ist eine Videoüberw­achung vonseiten der Stadt nirgendwo umsetzbar, verhältnis­mäßig oder zielführen­d. Allerdings könnte am Königsplat­z die Polizei eine Videoanlag­e betreiben. Dies wird geprüft.

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Foto: Peter Fastl Ein gewohntes Bild bei den Augsburger Sommernäch­ten: Polizeibea­mte mischten sich unter das Partyvolk.
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Foto: Marcus Merk Das Klinikum wird 2019 vom Freistaat übernommen.

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