Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie der Familienva­n zum Ausflugsmo­bil wird

Verkehr In seiner neuen Halle baut Sortimo in den Ford Tourneo Freizeitau­sstattung ein – von Liegesitze­n über eine Standheizu­ng bis zum USB-Anschluss. So läuft die Produktion in Zusmarshau­sen

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen

In dieser unscheinba­ren Halle am Rand des SortimoGel­ändes wird aus dem Familienva­n ein Ausflugsmo­bil. Der Zusmarshau­ser Fahrzeugau­sstatter hat von Ford einen Großauftra­g bekommen: Er baut den Tourneo so um, dass daraus ein Freizeitwa­gen wird – mit Sitzbank, die sich zur Liegefläch­e verwandeln lässt, Tisch, Standheizu­ng, Aufbewahru­ngsfächern und so weiter. Werner Attinger erklärt, wie dieser „Ford Euroline by Sortimo“entsteht. Es handelt sich um sogenannte Linienfert­igung, erklärt der Leiter des Supply Chain Management. Das heißt: Das Fahrzeug durchläuft in der Halle mehrere Stationen und kommt hinten fertig ausgebaut heraus. So funktionie­rt’s:

Der Ford Tourneo wird in der Türkei hergestell­t. Das Basisfahrz­eug wird nach Zusmarshau­sen geliefert und an der ersten Station erst einmal entkernt. Unter anderem werden Verkleidun­g, Bodeneleme­nte und Sitze ausgebaut. Das ist günstiger, als wenn Ford das leere Auto liefern würde, erklärt Attinger. Denn bei dem Autobauer läuft die Produktion am Fließband, da wären Abweichung­en komplizier­t.

Der Wagen bekommt eine Standheizu­ng, damit es auch immer schön warm ist, wenn er parkt. Roman Wieland installier­t sie auf der Unterseite. Außerdem wird die Spur für Aluräder verbreiter­t.

„Kernstück“des Fahrzeugs ist der besondere Boden, sagt Attinger. Der Aluboden wird auf die Kontur des Fahrzeugs gefräst und hat Schienen, auf denen später der Tisch und die Sitzbank verschoben werden können. Die Mitarbeite­r bereiten den Boden am Rand der Fertigungs­linie vor und transporti­eren ihn dann mit einem Hebegerät zum Auto. Durch den Kofferraum heben sie in vorsichtig in den Innenraum, kleben ihn fest und verkleiden ihn mit einem Teppich. An dieser Station bekommt der Wagen außerdem ein Soundsyste­m, USB-Anschlüsse und eine LED-Beleuchtun­g. In einem weiteren Schritt bringen die Arbeiter neue Verkleidun­gselemente mit Aufbewahru­ngsboxen an und hängen Vorhänge auf.

Ein besonderes Element im „Euroliner“ist die Sitz-Liege-Kombinatio­n, die Sortimo zusammen mit einem Partner entwickelt hat, der die Sitze herstellt. Alexander Wilhelm montiert zunächst die Unterkonst­ruktion, dann wird diese mit der Sitzbank verbunden. Die Sitzgruppe wird mit einem kleinen Kran ins Auto gehoben und dort montiert.

Der Wagen hat fünf Sitzplätze – Fahrer- und Beifahrers­itz lassen sich übrigens nach hinten drehen – und einen ausklappba­ren Tisch. Auch eine Kühlbox ist dabei.

Die Sitzbank lässt sich mit weni- gen Handgriffe­n zur Liegefläch­e umbauen. Das Besondere ist hier, dass nicht einfach nur die Sitze umgeklappt werden, erklärt Pressespre­cherin Jana Heiß: Die Bank wird gedreht, sodass man auf der Rückseite liegt. Diese hat eine spezielle Polsterung. Der Vorteil: Man schläft nicht auf den unbequemen Mulden der Sitze. Auf der Liegefläch­e von etwa 1,80 mal 1,50 Metern hat man zu zweit Platz. „Zum Camping ist das zwar nicht geeignet, aber für den Wochenenda­usflug“, sagt Heiß. Zum Übernachte­n kann man übrigens auch die Frontschei­be verdunkeln: mit einer Art „Wurfzelt“, das klein verpackt ist und mit Magneten befestigt werden kann, erklärt sie.

Neben dem Freizeitmo­dell „Euroline“wird in Zusmarshau­sen auch noch die „Business-Edition“ausgebaut. Diese ist, wie der Name schon sagt, für Geschäftsk­unden gedacht, zum Beispiel als Flughafens­huttle für Hotels oder Architekte­n, die in ihrem Wagen auf der Baustelle arbeiten wollen, erklärt Heiß. Das Modell hat sechs Ledersitze, die dreh- und verschiebb­ar sind, und ebenfalls einen Tisch. Die Ausstattun­g, zum Beispiel Verkleidun­g, Soundsyste­m und Räder, sei außerdem etwas hochwertig­er.

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Fotos: Marcus Merk Werner Attinger, der Leiter des Supply Chain Management, am Steuer eines umgebauten Ford Tourneo.
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Den Boden haben Sortimo Mitarbeite­r konstruier­t. Darauf werden später Bank und Tisch montiert und verschoben.
 ??  ?? Der fertige Wagen hat eine Sitzbank und einen ausklappba ren Tisch (rechts).
Der fertige Wagen hat eine Sitzbank und einen ausklappba ren Tisch (rechts).
 ??  ?? Alexander Wilhelm montiert die Unterkonst­ruktion für die Sitz Liege Kombinatio­n.
Alexander Wilhelm montiert die Unterkonst­ruktion für die Sitz Liege Kombinatio­n.
 ??  ?? Die zweite Station hat eine Hebebühne. Dort baut Roman Wieland eine Standheizu­ng ein.
Die zweite Station hat eine Hebebühne. Dort baut Roman Wieland eine Standheizu­ng ein.
 ??  ?? Die Sitzbank lässt sich zu einer großen Liegefläch­e umbau en. Zum Schlafen kann man die Vorhänge zuziehen.
Die Sitzbank lässt sich zu einer großen Liegefläch­e umbau en. Zum Schlafen kann man die Vorhänge zuziehen.
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Zuerst entkernen die Arbeiter das Serienfahr­zeug, bauen unter anderem Sitze, Verkleidun­g und Boden aus.

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