Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie der Familienvan zum Ausflugsmobil wird
Verkehr In seiner neuen Halle baut Sortimo in den Ford Tourneo Freizeitausstattung ein – von Liegesitzen über eine Standheizung bis zum USB-Anschluss. So läuft die Produktion in Zusmarshausen
Zusmarshausen
In dieser unscheinbaren Halle am Rand des SortimoGeländes wird aus dem Familienvan ein Ausflugsmobil. Der Zusmarshauser Fahrzeugausstatter hat von Ford einen Großauftrag bekommen: Er baut den Tourneo so um, dass daraus ein Freizeitwagen wird – mit Sitzbank, die sich zur Liegefläche verwandeln lässt, Tisch, Standheizung, Aufbewahrungsfächern und so weiter. Werner Attinger erklärt, wie dieser „Ford Euroline by Sortimo“entsteht. Es handelt sich um sogenannte Linienfertigung, erklärt der Leiter des Supply Chain Management. Das heißt: Das Fahrzeug durchläuft in der Halle mehrere Stationen und kommt hinten fertig ausgebaut heraus. So funktioniert’s:
Der Ford Tourneo wird in der Türkei hergestellt. Das Basisfahrzeug wird nach Zusmarshausen geliefert und an der ersten Station erst einmal entkernt. Unter anderem werden Verkleidung, Bodenelemente und Sitze ausgebaut. Das ist günstiger, als wenn Ford das leere Auto liefern würde, erklärt Attinger. Denn bei dem Autobauer läuft die Produktion am Fließband, da wären Abweichungen kompliziert.
Der Wagen bekommt eine Standheizung, damit es auch immer schön warm ist, wenn er parkt. Roman Wieland installiert sie auf der Unterseite. Außerdem wird die Spur für Aluräder verbreitert.
„Kernstück“des Fahrzeugs ist der besondere Boden, sagt Attinger. Der Aluboden wird auf die Kontur des Fahrzeugs gefräst und hat Schienen, auf denen später der Tisch und die Sitzbank verschoben werden können. Die Mitarbeiter bereiten den Boden am Rand der Fertigungslinie vor und transportieren ihn dann mit einem Hebegerät zum Auto. Durch den Kofferraum heben sie in vorsichtig in den Innenraum, kleben ihn fest und verkleiden ihn mit einem Teppich. An dieser Station bekommt der Wagen außerdem ein Soundsystem, USB-Anschlüsse und eine LED-Beleuchtung. In einem weiteren Schritt bringen die Arbeiter neue Verkleidungselemente mit Aufbewahrungsboxen an und hängen Vorhänge auf.
Ein besonderes Element im „Euroliner“ist die Sitz-Liege-Kombination, die Sortimo zusammen mit einem Partner entwickelt hat, der die Sitze herstellt. Alexander Wilhelm montiert zunächst die Unterkonstruktion, dann wird diese mit der Sitzbank verbunden. Die Sitzgruppe wird mit einem kleinen Kran ins Auto gehoben und dort montiert.
Der Wagen hat fünf Sitzplätze – Fahrer- und Beifahrersitz lassen sich übrigens nach hinten drehen – und einen ausklappbaren Tisch. Auch eine Kühlbox ist dabei.
Die Sitzbank lässt sich mit weni- gen Handgriffen zur Liegefläche umbauen. Das Besondere ist hier, dass nicht einfach nur die Sitze umgeklappt werden, erklärt Pressesprecherin Jana Heiß: Die Bank wird gedreht, sodass man auf der Rückseite liegt. Diese hat eine spezielle Polsterung. Der Vorteil: Man schläft nicht auf den unbequemen Mulden der Sitze. Auf der Liegefläche von etwa 1,80 mal 1,50 Metern hat man zu zweit Platz. „Zum Camping ist das zwar nicht geeignet, aber für den Wochenendausflug“, sagt Heiß. Zum Übernachten kann man übrigens auch die Frontscheibe verdunkeln: mit einer Art „Wurfzelt“, das klein verpackt ist und mit Magneten befestigt werden kann, erklärt sie.
Neben dem Freizeitmodell „Euroline“wird in Zusmarshausen auch noch die „Business-Edition“ausgebaut. Diese ist, wie der Name schon sagt, für Geschäftskunden gedacht, zum Beispiel als Flughafenshuttle für Hotels oder Architekten, die in ihrem Wagen auf der Baustelle arbeiten wollen, erklärt Heiß. Das Modell hat sechs Ledersitze, die dreh- und verschiebbar sind, und ebenfalls einen Tisch. Die Ausstattung, zum Beispiel Verkleidung, Soundsystem und Räder, sei außerdem etwas hochwertiger.