Augsburger Allgemeine (Land West)
Lechfeld ist Favorit für eine Airbus Basis
Bundeswehr A400M-Transporter sollen hier auch für Tschechien und Österreich starten. Doch noch ist nichts fix
Lagerlechfeld
Wohin sonst, wenn nicht aufs Lechfeld? Die Auswahl an Standorten für die Stationierung zusätzlicher Transportflugzeuge vom Typ A400M ist gering. In Süddeutschland ist nurmehr der Fliegerhorst bei Lagerlechfeld im Rennen. Das erfuhr unsere Zeitung nun in Berlin. Und die neue Transportbasis wird genau im Süden des Landes gebraucht. Denn geplant ist, mit den 13 zunächst für den Weiterverkauf gedachten Maschinen eine multinationale Transporteinheit aufzubauen. Als Partner haben sich Tschechien und Österreich beworben, auch die Schweiz soll Interesse angemeldet haben. Insbesondere Tschechien drängt auf eine rasche deutsche Entscheidung.
Als Alternative zum Lechfeld käme für diese neue Einheit nur der Fliegerhost Wunstorf bei Hannover infrage. Dort ist bereits ein AirbusTransportgeschwader im Aufbau. Es gibt längst entsprechende Schulungen, von dort starten schon einige A400M. Der Fliegerhorst Wunstorf soll der Hauptstandort der deutschen A400M-Flotte werden.
Nun geht es darum, wo weitere Flugzeuge des Transall-Nachfolgers stationiert werden. Der Hintergrund: Wie bei gemeinsamen internationalen Neuentwicklungen unter Entwicklerstaaten üblich, hat zumindest Deutschland den Kauf von mehr Maschinen vertraglich fest zugesagt, als die Bundeswehr selbst braucht. Diese Zusatzkontingente sollen die Stückpreise senken und dem Export an Drittländer dienen. Der Weiterverkauf scheiterte jedoch bislang an ernsten technischen Problemen des A400M bei seiner Einführung. Airbus sieht sie mittlerweile behoben. In dieser Woche stoppte der Haushaltsausschuss des Bundestages endgültig die Anstrengungen zum Verkauf von 13 überschüssigen Flugzeugen. Vielmehr stellte er Geld bereit, um diese Maschinen nicht nur mit der ursprünglich vorgesehenen Grundausstattung, sondern in einer Militärversion nach den Anforderungen der Bundeswehr bauen zu lassen und in Dienst zu stellen – entgegen eines Rats des Bundesrechnungshofs. So weit erfuhr es unsere Zeitung in Berlin.
Nach der Sitzung des Haushaltsausschusses im Bundestag war auch der Name des Fliegerhorstes Penzing nach außen gedrungen. Vielleicht aus Wunschdenken einiger Fürsprecher aus der Region Landsberg oder wegen eines Missverständnisses. Der heimische Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) winkt jedenfalls entschieden ab: „Penzing war nie als Standort für den A400M im Gespräch.“Für die Größe des neuen europäischen Lufttransporters seien die Örtlichkeiten zu klein, vorhandene Infrastruktur nicht mehr ausreichend, erläuterte unserer Zeitung auch ein Militärexperte in Berlin.
Für Durz steht zumindest fest: „Favorit ist Lechfeld.“Die Standortentscheidung fällt jedoch nicht in politischen Gremien des Bundestages, sondern unterliegt der fachli- chen Verantwortung des Verteidigungsministeriums. Und dieses lässt sich offenbar Zeit. „Es besteht auch kein Zeitdruck“, sagt Durz. „Erst müssen einmal genug A400M für Deutschland gebaut sein“, so der heimische Abgeordnete. Diese würden dann in Wunstorf stationiert. Erst wenn dort das geplante Kontingent aufgefüllt ist, wären die übrigen Maschinen an geeigneter Stelle unterzubringen. Bevor der Fliegerhorst bei Augsburg darauf vorbereitet würde, müssten jedoch Details geprüft und Kosten berechnet werden. Natürlich setzt dies voraus, dass entsprechende Vereinbarungen mit Partnern einer multinationalen Einheit tatsächlich getroffen werden. Der Fliegerhorst Lechfeld hat jedenfalls einen Teil der Qualifikationsnachweise längst erbracht, heißt es. Die Start und Landebahn ist sogar länger als in Penzing, welches bislang für Bundeswehrtransporte als Drehkreuz nach Süden galt. Doch zum Jahresende wird dieses Kapitel dort mit der Auflösung des Lufttransportgeschwaders 61 abgeschlossen. Anders als in Penzing seien die Rollwege für den großen A400M am Lechfeld breit genug. Schon jetzt verfüge der Fliegerhorst über sehr tragfähige Stellplätze, die bereits einige Transporter aufnehmen könnten. Denn anders als Eurofighter und andere Kampfjets brauchen die Airbus-Flieger – ebenso wie die Transall in Penzing – keine Hangars oder Shelter, sondern stehen auch nachts im Freien. Die Abstände zu Gebäuden und die Wendekreise seien dafür am Lechfeld groß genug. Bei ersten Starts und Landungen eines A400M sammelte auch die Bodenmannschaft am Lechfeld mehrfach Erfahrungen und machte Tests. Darüber weist der Nato-Flugplatz Lechfeld einiges an Infrastruktur auf, was zum Beispiel Penzing nie hatte.
Und bei Einsätzen in südlichen Richtungen erspart ein Standort im Alpenvorland viel Flugzeit und Sprit. Hinzu käme die Nähe zu potenziellen Partnern einer neuen multinationalen Transporteinheit.
Seine endgültige Entscheidung, wo die zusätzlichen A400M stationiert werden, werde das Verteidigungsministerium jedoch vermutlich erst „in einigen Monaten“bekannt geben, heißt es in damit befassten Kreisen.
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„Es besteht auch kein Zeitdruck.“Bundestagsabgeordneter Hansjörg Durz Gute Bedingungen am Lechfeld