Augsburger Allgemeine (Land West)
Haarscharf an der großen Katastrophe vorbei
Verkehr Vor sechs Jahren gab es bei Zusmarshausen ein schweres Busunglück mit 30 Verletzten
Zusmarshausen/Landkreis Augsburg
Wenn 40 Tonnen ins Rutschen kommen, wird es brandgefährlich. Im Januar 2011 krachte ein 40-Tonnen-Lastzug auf der spiegelglatten Autobahn bei Zusmarshausen in einen quer stehenden Reisebus. 30 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen, und den fast 250 Feuerwehrleuten und Rettungskräften hat sich ihr Einsatz von damals ins Gedächtnis gebrannt.
Eine äußerst seltene Wetterlage hatte die Autobahn in eine Schlittschuhbahn verwandelt, die selbst den Polizisten beim Aussteigen aus den Einsatzfahrzeugen die Füße wegzog. Experten sprachen damals von Glück, dass es zu keinem noch schlimmeren Unglück kam.
Immer wieder kommt es auf deutschen Autobahnen zu schweren Busunfällen. Zuletzt am vergangenen Montag auf der A 9 in Oberfranken. Ein Reisebus fuhr auf einen Sattelzug auf und brannte vollkommen aus. Nur 30 der insgesamt 48 Insassen entkamen der brennenden Hölle. Für 18 Menschen kam jegliche Hilfe zu spät.
Karl Kirner, Chef des ältesten Omnibusunternehmens in Gersthofen, kann sich ein derartiges Desaster, wie es sich auf der A9 ereignet hat, nur schwer erklären: „Wenn alle Sicherheitsfunktionen im Fahrzeug in Ordnung sind, ist so ein Unfall fast ausgeschlossen.“Kirner, der gelegentlich selbst noch als Busfahrer im Einsatz ist, sagt auch, dass es völlig übermüdete Busfahrer aufgrund der strengen Buskontrollen nur noch selten gebe. Auch die intensive Schulung der Fahrer macht den Bus für Kirner zu einen der sichersten Fahrzeuge.
Die Statistik spricht für das Verkehrsmittel Bus
Tatsächlich: Laut dem Bundesamt für Statistik zählen Busse zu den sichersten Verkehrsmitteln. Selbst Fahrradfahrer und Fußgänger leben auf den Straßen gefährlicher als Buspassagiere. Während bei Verkehrsunfällen mit Bussen im Jahr 2017 insgesamt 535 Personen verletzt wurden, beläuft sich die Zahl bei Fußgängern auf 2012 und Fahrradfahrer auf 4609 Personen. Bei Autos liegt die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden bei knapp 45 000.
Die Unternehmen investieren zum Teil viel Geld in die Sicherheit ihrer Busse: integrierte Abstandstempomate, Spurhalteassistenten oder auch neue Löschanlagen in Motorräumen. Max Kienberger, Betriebsleiter des Busunternehmens Egenberger in Thierhaupten, hat nur neue Fahrzeuge auf dem Hof stehen. „Wir legen viel Wert auf die Umwelt und Sicherheit.“
Doch manchmal ist die Sicherheit trügerisch. Der Sicherheitsgurt könne auch zu einer Gefahr werden, warnt Kirner. „Bricht bei einem Busbrand Panik unter den Passgieren aus, kann ein Sicherheitsgurt schnell zum Nachteil werden. Vor allem ältere Fahrgäste können den Gurt vielleicht nicht mehr schnell genug öffnen“, befürchtet er. Auch die Doppelglasfenster der Busse, die ebenfalls dem Schutz der Fahrgäste dienen, lassen sich bei einem Fahrzeugbrand nur schwer und mit viel Kraftaufwand zertrümmern. Dann bleiben nur noch die schmalen Türen als Fluchtweg.
Für Kirner sind diese tragischen Busunfälle „wirklich außergewöhnlich“. Er selbst ist in den 58 Jahren, die er als Busfahrer auf dem Buckel hat, glücklicherweise in noch keine lebensbedrohliche Situation geraten. Und das solle auch so bleiben.