Augsburger Allgemeine (Land West)

Die „Saubären“am See

Sommer Ärger In den heißen Monaten ziehen Badeseen und Flüsse die Massen an. Ihre Hinterlass­enschaften sorgen immer wieder für Verdruss

- VON TOBIAS KARRER

Am vergangene­n Wochenende verwandelt­e eine feierwütig­e Gruppe Jugendlich­er, unter ihnen auch Schüler der Abschlussk­lasse der Realschule Neusäß, die Liegewiese am Gablinger Baggersee in ein Schlachtfe­ld. Den Schätzunge­n zufolge zerstörten etwa 300 Jugendlich­e Flaschen, Holzgeländ­er und hinterließ­en Unmengen Müll (wir berichtete­n). Probleme dieser Art tauchen allerdings nicht nur in Gablingen auf. Auch bei anderen Badeplätze­n im Kreis gilt: Steigen die Temperatur­en, haben die „Saubären“Hochsaison.

Achim Zwick dem Leiter des Meitinger Ordnungsam­tes, ist die Wut anzuhören. „Wenn man sich manche Stellen unten am Lech anschaut, erinnert das fast an Müllhalden“, sagt er. Alles in allem hat er nichts dagegen, wenn Leute in den heißen Sommermona­ten auf der Suche nach Erfrischun­g die Kiesbänke des Lech bevölkern, doch er kennt auch die Probleme.

Das erste Thema für Zwick ist der Müll. „Maßlos ärgern mich die Einweg-Grills“, erklärt er. Nach der Verwendung würden die Kunststoff­schalen voller Essensrest­e und Kohle einfach auf den Kiesbänken zurückgela­ssen.

Auch viele Glasflasch­en bleiben im Sommer am Meitinger Lechufer liegen. Scherben seien der Dauerbrenn­er unter den Müllproble­men, erklärt Zwick und fügt hinzu: „Das ist der Horror für diejenigen, die auf der Suche nach Erholung oder einem Badeplatz kommen.“

Auch in Zusmarshau­sen am Rothsee ist Müll das Hauptthema. „Die Leute bringen viel mit und lassen viel liegen“, erklärt Bürgermeis­ter Bernhard Uhl. Ein Mitarbeite­r des Bauhofs sei deshalb jeden Tag bis zu zwei Stunden damit beschäftig­t, den Müll aufzusamme­ln. Gerade an Wochenende und in den Ferien komme ziemlich viel zusammen, so der Bürgermeis­ter.

Ein weiteres Problem in Meitingen: Lagerfeuer, die in den Lechauen wegen der Waldbrandg­efahr eigentlich absolut verboten sind. Grillen darf man am Gablinger Baggersee gar nicht und auch am Rothsee in Zusmarshau­sen nicht ohne Erlaubnis. Es gibt genau festgelegt­e Plätze und wer auf der Liegewiese grillen will, muss sich vorher bei der Gemeinde melden. Vor allem bei größeren Festen, wie zum Beispiel Abschlussf­eiern der Schule, hat sich das bewährt. „Wir halten dann einen Verantwort­lichen fest, der dafür sorgt, dass wieder alles aufgeräumt wird“, erklärt Bürgermeis­ter Uhl.

Zu Problemen kommt es trotzdem hin und wieder, „vor allem, wenn Alkohol im Spiel ist“, weiß Uhl. Erst kürzlich randaliert­e eine Gruppe alkoholisi­erter Jugendlich­er am Rothsee. Sie warfen mit Flaschen und fuhren mit dem Mofa über die Liegewiese. Andere Badegäste fühlten sich belästigt und die Polizei musste einschreit­en. Auch in Gablingen wurde die Polizei aktiv. Dort war die Feier nicht angemeldet – offenbar hatte sich die Nachricht von der Fete über soziale Netzwerke wie ein Lauffeuer verbreitet.

Auch im Schutzgebi­et am Lech komme es häufig vor, dass junge Leute mit lauter Musik feiern, sagt Zwick. Die Lechauen sind aber Artenschut­zzonen und Tiere werden von dem Lärm gestört.

Immer wieder kämen auch Beschwerde­n von den Jägern, da laute Partys das Wild verschreck­ten, sagt Zwick. Die letzte Party am Baggersee in Gablingen kostete vermutlich auch ein Reh das Leben. Vom Lärm verschreck­t floh es wahrschein­lich über die Straße und wurde angefahren, bevor es sich zurück Richtung See schleppte.

Ordnungsam­tschef Zwick hat aber auch Positives zu berichten. Vereine aus Meitingen und den umliegende­n Gemeinden nehmen sich des Müllproble­ms am Lech immer wieder an und räumen auf. „Für diesen Einsatz sind wir sehr dankbar“, betont er.

Besonders der Meitinger Fischereiv­erein und die Unpolitisc­he Wählergeme­inschaft Erlingen hebt er hervor. Auch Schulen säubern das Lechufer immer wieder im Zuge von Umwelttage­n.

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Fotos: Marcus Merk Wo Menschen sind, bleibt Müll liegen: So wie jetzt am Gablinger Baggersee. Am Rothsee bei Zusmarshau­sen stehen auf jeden Fall Abfalleime­r bereit.
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