Augsburger Allgemeine (Land West)
Neues Berufsschulzentrum feierlich eingeweiht
Einweihung Das neue Berufsschulzentrum ist einzigartig in Deutschland. Warum auch der Kultusminister schwärmt
Das neue Neusässer Berufsschulzentrum hat fast 40 Millionen Euro gekostet. Gestern wurde es feierlich eingeweiht.
Neusäß
Mit einem stimmungsvollen und fröhlichen Festakt ist gestern in Neusäß das neue berufliche Schulzentrum offiziell eingeweiht worden. Lehrer und Schüler waren dabei, spielten Musik und sangen, allen voran Solistin Maria Kuhn, und sorgten mit den einzelnen Fachabteilungen für passenden Blumenschmuck (Floristen), ansprechende Verköstigung (Ernährung) und ein bleibendes Erinnerungsstück (Kunst). Auch Kultusminister Ludwig Spaenle war dabei und er war sichtlich begeistert: „Ein Wunder“sei das, was in Neusäß entstanden sei, ja er sprach gar davon, dass diese Einweihung „eine der größten Freuden in diesem Jahr“für ihn sei.
Ziel der Begeisterung war dabei allerdings nicht allein das schmucke und doch schlichte neue Schulgebäude, das jetzt Berufsfachschulen, Berufs- und Fachoberschule (BOS/ FOS) sowie einzelnen Berufsschulen eine neue Heimat ist. Sie galt vor allem dem Leiter des Berufsschulzentrums, Jürgen Wunderlich, seinem langjährigen Wegbegleiter in der Schulpolitik. Und hier ging es ihm im Besonderen um die Willkommenskultur, die in den Berufsschulen gelebt werde. Er sprach damit das Konzept der Integrationsklassen an den Berufsschulen an, mit denen junge Flüchtlinge auf Schulalltag und Berufsleben in Deutschland vorbereitet werden. Das Prinzip dieses Unterrichts wurde in Neusäß maßgeblich mitentwickelt.
Doch Spaenles Begeisterung für die „große und starke Schulfamilie der beruflichen Schulen“ging noch weiter. Er sprach davon, dass inzwischen bis zu 50 Prozent aller jungen Menschen mit Zugangsberechtigung zu den Hochschulen aus dem Bereich der beruflichen Schulen oder direkt aus dem Beruf kämen. Mit seinem breiten Spektrum von berufsvorbereitenden Klassen bis hin zur Möglichkeit der allgemeinen Hochschulreife seien die beruflichen Schulen das Modell für Durchlässigkeit schlechthin und böten vor allem Kindern aus Familien, in denen bislang noch niemand einen Studienabschluss habe, gute Möglichkeiten.
Lange genug hatte die Schulfamilie auf den Neubau warten müssen, wie Landrat Martin Sailer in seinem Grußwort zugab. In einer Glückwunschkarte im Jahr 2010 hatte er Schulleiter Jürgen Wunderlich noch versprochen, „die Bagger kommen bald“. Dann hatte es doch länger gedauert, erst im Frühjahr 2015 wurde der Bau begonnen, dafür war man schließlich wie erhofft zwei Jahre später fertig. „Hier lässt sich gut lehren und vor allem lernen“, so der Landrat.
Das sieht auch Schulleiter Jürgen Wunderlich so. Seine Schule sei für die kommenden Herausforderungen wie Digitalisierung und Inklusion nun gut gerüstet. „Licht, Luft und Raum“bräuchten junge Leute, um ihre Begabungen entfalten zu können – und das fänden sie nun im neuen Berufsschulzentrum. Diese Einschätzung bestätigten übrigens schon nach wenigen Wochen im Haus die drei Schüler Johanna Herb, Luka Schwaninger und Flavia Schade, die durch das Programm führten. Sie dankten unter anderem dem Architekten Manfred Felix vom Büro Felix und Jonas aus München. Felix selbst war übrigens ganz ergriffen vom festlichen Rahmen der Einweihung. Immerhin konnte auch er seine theoretischen Planungen, die gemeinsam mit dem Schulteam um die stellvertretende Schulleiterin Monika Stockinger-Warm stattfanden, nun erstmals im „Alltag“mit so vielen Menschen sehen. Eine besondere Herausforderung sei gewesen, so Felix weiter, die Anforderungen der unterschiedlichen Fachrichtungen von „Schlepperhalle bis Wickeltisch“unter einem Dach zu vereinen. „Diese Konstellation ist einmalig in Deutschland“, sagte er. Der Bürgermeister von Neusäß, Richard Greiner, sprach die städtebaulichen Möglichkeiten an, die sich in Zukunft ergeben, wenn das alte Schulgebäude einmal leer ist. Zudem habe man Gestaltungsmerkmale der Fassade bereits an der Eichenwaldschule aufgegriffen. Den geistlichen Segen gaben dem Gebäude die Pfarrer Christian Agnethler (evangelisch) und Wolfgang Kretschmer (katholisch). »Kommentar