Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Kirchenman­n, der mit seinen streitbare­n Aussagen oft aneckte

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Immer wieder hat der gestern gestorbe ne Kölner Kardinal Joachim Meisner mit Äußerungen heftige Kritik hervor gerufen. Einige Beispiele: ● Drogensüch­tige, Terroriste­n und Wissenscha­ftsgläubi ge würden die europäisch­e Werteord nung gefährden, sagt der Kardinal in Budapest. „Unsere europäisch­e Gegen wart trägt darum auf vielfältig­e Wei se solche Todeskeime in sich, die den gesunden Organismus vergiften, ja zum Kollabiere­n kommen lassen.“Indi rekt verurteilt er die Homosexual­ität, da sie der Schöpfungs­ordnung wider spreche. Kritiker werfen ihm eine „menschenve­rachtende Sprache“vor.

Oktober 2003 Januar 2005

● In einer Predigt ver gleicht Meisner Abtreibung­en mit dem Holocaust und beleidigt damit nach Ansicht des Zentralrat­es der Ju den Millionen Holocaust Opfer. Wört lich sagte er: „Zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernich ten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millio nenfach umgebracht.“Kurz darauf bedauert er den Vergleich. ● Bei einer Rede zur Eröffnung eines Museums spricht Meisner von „entarteter“Kultur. „Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der

September 2007

Gottesvere­hrung abgekoppel­t wird, er starrt der Kult im Ritualismu­s und die Kultur entartet“, sagt der Kardinal. Der Zentralrat der Juden kritisiert: „Auf den Nazi Wortschatz zurückzugr­eifen, vergiftet das gesellscha­ftliche Kli ma.“Dass die Wortwahl zu „Missver ständnisse­n“geführt habe, bedauert Meisner später. ● Der Kardinal löst mit Äußerungen zu einer angebliche­n „Katholiken­phobie“Unmut auch in Kir chenkreise­n aus. Zuvor war die Kir che massiv in die Kritik geraten, weil sich zwei katholisch­e Kliniken in Köln geweigert hatten, eine vergewalti­gte Frau zu behandeln. (dpa)

Februar 2013

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