Augsburger Allgemeine (Land West)
Die paar Radler...
Sind wir eine quengelnde Minderheit? Es gibt Zahlen und einen Unterstützer, mit dem nicht zu rechnen war
von 25 Prozent Radverkehr ist noch ein Stück. 17 Prozent sind aber immerhin ein Wort. Wer „echte“Zahlen möchte, wird auf der Internetseite der Stadt fündig.
Seit September 2016 werden nämlich in der Konrad-AdenauerAllee die Radfahrer gezählt. Automatisch und praktisch unsichtbar über eine Messschleife im Boden. Was schätzen Sie, wie viele Menschen sind dort am bislang besten Tag entlanggefahren? Stand Mittwoch war es der 30. Juni, also der Freitag in der vergangenen Woche. 4632 Radfahrer sind an Messstelle nahe der Einmündung zur Hallstraße vorbei gekommen. Rekord. Im Schnitt der waren es seit September 2281 pro Tag – ein trügerischer Wert, weil der Winter mit Schnee- und Eistagen enthalten ist – der Sommer aber zwangsläufig noch nicht ganz. Nimmt man alleine den Juni, liegt die Zahl knapp über 3000. Rund um den Jahreswechsel fiel der Wert auch schon mal auf 100. Doch unter dem Strich bleibt festzuhalten: Alleine an dieser einen Stelle sind schon ziemlich viele Radler unterwegs. Und alle, die aus Göggingen oder Pfersee etwa zum Bahnhof
fahren – sind schon mal nicht dabei. Es gibt sie aber und wenn es mehr werden, ist das kein Schaden. Warum? Bessere Luft, mehr Platz für Autos, weniger Lärm – und praktisch keine Nachteile für den Autoverkehr. Darauf hat neulich der ADAC hingewiesen, ja, der mit dem zweiten A und nicht der ADFC für die Radler. Also absolut unverdächtig, der Radler-Lobby anzugehören. Im Juni beschäftigte sich ein Artikel auf der Homepage mit der Frage: „Neue Radwege: Werden Autofahrer ausgebremst?“Zitiert werden Studien aus den USA. Demnach kommen Autos schneller voran, wenn es eigene Radspuren gibt; und je höher der Radanteil ist, desto höher fällt der Gewinn aus. In New York wurden Autospuren verschmälert, um eine Radspur anzulegen – die Autos kamen um 35 Prozent schneller ans Ziel und es gab weniger Unfälle. Selbst eine gestrichene Fahrspur für Autos habe dort praktisch keinen Zeitverlust gebracht. Fazit des ADAC: Die Ergebnisse seien nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar, aber: „Sie zeigen jedoch, dass die landläufige Meinung, der Autoverkehr würde durch die Einrichtung von Radfahrstreifen auf der Fahrbahn ausgebremst, nicht stimmen muss.“Er plädiert für eine sorgfältige Abwägung der Interessen. Gerne. Eine Abwägung aller Interessen ist wunderbar. Früher fiel das Fahrrad dabei oft mal hinten runter. Wenn sich das ändert, prima.
Marcus Bürzle,
41, ist täglich mit dem Rad in der Stadt unterwegs. Warum? Es hat sich so ergeben.
*** Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Mein Augsburg“mit typisch Augsburgerischen Ansichten und Geschichten.