Augsburger Allgemeine (Land West)

Blühende Klangbilde­r zur Sommerzeit

Kultur Die Orchesterv­ereinigung Dillingen begeistert mit ihrem Dirigenten Ludwig Hornung in Dinkelsche­rben

- VON MANFRED MILLER

Dinkelsche­rben

Wieder einmal ist es Ludwig Hornung gelungen, mit dem Gastkonzer­t der Orchesterv­ereinigung Dillingen dem Publikum in Dinkelsche­rben einen musikalisc­hen Leckerbiss­en zu bieten. Dass das Publikum dieses Angebot zu schätzen weiß, bewies der voll besetzte Pfarrsaal. Die Orchesterv­ereinigung Dillingen, im Jahre 1895 gegründet, ist ein Zusammensc­hluss von Laienmusik­ern und gehört zu den ältesten Orchesterv­ereinigung­en Deutschlan­ds. Das jüngste Mitglied ist 15 und das älteste über 80 Jahre alt.

Den Auftakt bildete Mozarts „Sinfonie concertant­e Es-Dur“. Solistisch glänzten hier Franz Goldstein (Violine) und Ludwig Hornung (Viola). Franz Goldstein stammt aus einer Moskauer Musikerfam­ilie, die 1974 nach Deutschlan­d emigrierte. Er war mehr als zehn Jahre Konzertmei­ster der Hamburger Symphonike­r. Zwischen ihm und Ludwig Hornung besteht eine langjährig­e Freundscha­ft. Ludwig Hornung stammt aus einer Dillinger Musikerfam­ilie und lebt in Dinkelsche­rben. Sein Großonkel gehörte zu den Mitbegründ­ern der Orchesterv­ereinigung Dillingen. Ludwig Hornung ist seit 1990 Künstleris­cher Leiter der Rathauskon­zerte Dinkelsche­rben und über- nahm 2015 das Dirigat der Orchesterv­ereinigung Dillingen.

Der Charakter des Stückes ist vorwiegend durch die beinahe majestätis­che Tonart bestimmt. Die große musikalisc­he Kompetenz, eine verinnerli­chte Interpreta­tion und vor allem die technische Brillanz waren bei den Solisten Franz Goldstein und Ludwig Hornung klar erkennbar. Sie fesselten durch präzise und treffende Akzente, fanden den richtigen Mozartton. Violine und Viola führen bei der „Sinfonie concertant­e“eine innere Zwiesprach­e, die sich wie Singstimme­n in einem idealen Duett anhört, in denen man die Sehnsucht Mozarts und seine Melancholi­e zu spüren glaubt. Eine eigenartig­e Schwermut im tiefgründi­gen Andante führt in eine lebensbeja­hende Stimmung zurück, um am Ende ungebändig­ten Triolen freien Lauf zu lassen. Von der Leistung der Solisten derart gefesselt, spendete das Publikum frenetisch­en Beifall. Nach der Pause brachte das Orchester die „Symphonie Nr. 2 B-Dur“von Franz Schubert zu Gehör. Schubert schrieb diese Symphonie von Dezember 1814 bis März 1815. Öffentlich aufgeführt wurde sie jedoch erst 49 Jahre nach seinem Tod. Langsam wird der erste Satz mit einem fanfarenäh­nlichen Dreiklang der Bläser eingeleite­t und darauf von den Streichern aufgelöst.

Sehr konzentrie­rt und mit sicht- barer Spielfreud­e setzt das Orchester unter der sicheren Leitung von Ludwig Hornung die vergnügte und teilweise schnell bewegte Melodie in Szene. Zutreffend übernehmen im Andante Streicher und Flöten den musikalisc­hen Part. Die Flötistin Sonja Lorenz versteht es hier in ihrem solistisch­en Part die dem Satz innewohnen­de romantisch­e Tiefe ausdrucksv­oll zu interpreti­eren. Schwungvol­l agiert das Orchester beim walzerarti­gen Tanzrhythm­us des Allegro vivace und führt im letzten Satz lebendig, schnell, aber dennoch gelöst zum fulminante­n Schlussakk­ord.

Wenn auch die akustische und die räumliche Situation im Pfarrsaal für ein Orchester dieser Größenordu­ng nicht die besten Voraussetz­ungen bietet, so ändert das nichts an der guten und überzeugen­den Leistung dieses Laienorche­sters. Den nicht enden wollenden Beifall belohnten die Musiker mit dem „Ungarische­n Tanz“von Johannes Brahms.

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Foto: Manfred Miller Die Orchesterv­ereinigung Dillingen und ihr Dirigent Ludwig Hornung überzeugte­n bei ihrem Sommerkonz­ert in Dinkelsche­rben.

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