Augsburger Allgemeine (Land West)
Indische Klänge in der Simpertkirche
Gottesdienst Kaplan Joshi feiert in Dinkelscherben eine besondere Messe. Das beeindruckt nicht nur die Ministranten
Dinkelscherben
„Joshi, des hosch gut g’macht“– so lobte der kleinste Ministrant seinen Kaplan anerkennend im breitesten Schwäbisch nach dem Auszug aus der Kirche. Ein weiterer Ministrant bat ihn: „Gell, das machen wir wieder.“Sie hatten gerade einen besonderen Gottesdienst gefeiert: im syro-malabarischen Ritus, wie er im Süden Indiens üblich ist. Dort kommt auch Pater Joshi Valikulan her, der seit September Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft Dinkelscherben ist. Die Gläubigen aus den sechs Orten der Pfarreiengemeinschaft Dinkelscherben erlebten bei der Messe ein Stück Weltkirche in der voll besetzten Simpertkirche. Es war eine kurzweilige, auch für hiesige Katholiken gut nachvollziehbare 90-minütige Gottesdienstfeier. Auch in einer vorangegangenen Ministrantenstunde hatte der Kaplan mit seinen Erzählungen über seine Heimat, seine Sprache und eigene Schrift großen Eindruck hinterlassen und Bewunderung gefunden, erzählte Pfarrer Martin Gall. Kaplan Joshi kommt aus Kerala in Südindien.
Er ist seit knapp zwei Jahren in Deutschland, davon ein knappes Jahr in Dinkelscherben. In Kerala leben 40 Prozent Christen. Viele werden Priester und Ordensleute. Sie wirken in der Missionsarbeit in Indien und weltweit. Zwei Schwestern von Pater Joshi gehören wie er einem Orden an, zwei Brüder und eine Schwester sind verheiratet und haben Familie.
Als Hauptzelebrant in seiner Heimatsprache war Pater Joshi bei der Liturgie in der Simpertkirche vor allem als Sänger gefordert. Die Rolle der Gläubigen als Chor und Volk übernahmen zwei weitere indische Geistliche, die sich dazu am Keyboard begleiteten.
Der örtliche Kinderchor Kirchenmäuse trug einige Lieder in Deutsch und eines in indischer Sprache bei, für das die Kinder freilich fleißig üben mussten. Mitzelebrant war der ebenfalls aus Indien stammende Pater Robin aus Pfaffenhofen an der Roth, Pfarrer Martin Gall und Diakon Josef Knöpfle sprachen die Gebete in deutscher Sprache. Die Mitfeiernden waren über ein Textblatt mit Übersetzungen der indischen Lieder und Erklärungen zu den Merkmalen des Ritus der Thomas-Christen und für die Antworten einbezogen.
Bilder und Berichte aus der indischen Heimat, die nach der Messe im ebenso gut besuchten Pfarrsaal mit Kostproben der indischen Küche geboten waren, stießen auf großes Interesse bei den Gläubigen. Der Gummibaum, Tee, Kokosnuss, Ananas und Mango, Pfeffer und scharfe Gewürze, Manjok vergleichbar mit der Kartoffel, sind typisch für Kerala, das das drittkleinste der 25 Bundesländer Indiens ist. An religiösen Gebäuden zeigte der Kaplan einen reichen Hindu-Tempel, zu dessen Festen Elefanten eine wichtige Rolle spielen, eine Moschee und die allein von den Gläubigen gespendete christliche Kirche seiner Heimat.