Augsburger Allgemeine (Land West)
Wird dieses Haus abgerissen?
Diskussion Warum es beim Thema Feuerwehrhaus in Kutzenhausen wieder keine Entscheidung gibt. Eventuell soll nun das Raiffeisengebäude durch einen Neubau ersetzt werden
Kutzenhausen
Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, ehe man in Sachen Feuerwehrhaus einen gemeinsamen Nenner fand. Obwohl inzwischen klar ist, dass die Feuerwehr samt Rathaus und Bauhof auf das Raiffeisengelände soll, sorgt das Vorhaben noch einmal für Diskussionsstoff. Geplant war, in einem ersten Bauabschnitt den hinteren Teil des Bankgebäudes abzureißen und dort das Feuerwehrhaus zu bauen. Das völlig marode Raiffeisengebäude wollte man umfangreich renovieren und so gut es geht erhalten.
Doch nun ist plötzlich wieder von einem Abriss die Rede. Im Alternativ-Konzept würde die historische Front einem modernen Neubau weichen. Es geht um Wirtschaftlichkeit und Geld. Denn mit Rathaus, Bauhof und Feuerwehr soll unter dem Namen „Technisches Gemeindezentrum“möglichst viel unter einen Hut gebracht werden.
Nach internen Debatten stellte der Architekt Roland Rieger in der jüngsten Gemeinderatssitzung beide Konzepte der Öffentlichkeit vor. In der ersten Variante bleibt das Raiffeisengebäude stehen.
Zusammen mit einem Anbau auf dem Platz der jetzigen „blauen Halle“beherbergt der Mix aus Alt und Neu das Rathaus. Jetzt aber kommt die Ausrichtung ins Spiel. Weil nämlich das Gebäude der Raiffeisenbank leicht gedreht steht, kann das Feuerwehrhaus nicht direkt angebaut werden. Auf der anderen Seite würde es sonst zu Platzproblemen kommen.
Einzige Möglichkeit: Das Feuerwehrhaus kommt ins südliche Eck und steht damit in einem anderen Winkel. Eine Verbindung zwischen beiden Häusern würde für optische Harmonie sorgen. „Sonst entsteht der Eindruck, das Feuerwehrhaus rückt dem Rathaus auf die Pelle“, meint Roland Rieger.
In Variante zwei würde das Raiffeisengebäude durch einen Neubau ersetzt werden, der in gleicher Ausrichtung wie das Feuerwehrhaus stünde. Auch diese Lösung setzt auf einen Verbindungsbau zwischen Feuerwehr und Rathaus. Hier könnte man gemeinsam genutzte Einrichtungen wie etwa Sanitäranlagen oder Umkleidekabinen für den Bauhof und die Feuerwehr unterbringen.
Nicht nur äußerlich unterscheiden sich beide Varianten. Auch die Raumkonzepte und Gestaltungsmöglichkeiten sind verschieden. Bleibt das Raiffeisengebäude, so müsse man zum Beispiel einen Aufzug einbauen, um etwa den Sitzungssaal im ersten Stock zu erreichen. Baut man hingegen neu, könnte man von Beginn an barrierefrei planen, die wichtigsten Räume im Erdgeschoss platzieren und auf den Fahrstuhl verzichten. Für die Rathausmitarbeiter würde ein Neubau zudem weniger Rennerei bedeuten, weil die Wege kürzer und nicht so sehr verwinkelt wären.
Doch egal ob Barrierefreiheit oder Fitnessfaktor – die Sanierung ist noch nicht vom Tisch. Ganz im Gegenteil. Denn die Kutzenhauser hängen am Raiffeisengebäude. Viele Anwohner kennen das alte Haus noch aus ihrer Kindheit. Das weiß man auch im Gemeinderat und tut sich deshalb schwer mit einem Abriss. Schließlich habe man sich mit der Standortentscheidung bewusst für den Erhalt des Gebäudes ausgesprochen, betonte Franz Bossek (Grüne). Für Rudolph Kaiser (CSU) käme ein Abriss gar dem Verlust der schwäbischen Identität gleich. „Wo sieht man denn sonst noch ein schwäbisches Haus? Das baut doch heute keiner mehr.“
Bleibt der Kostenfaktor als mögliche Entscheidungshilfe. Was kommt die Gemeinde billiger? Aktuell liegen beide Varianten gleichauf, erklärte der Architekt. Eine Frage des Geldes wird es wohl nicht werden. Die Pattsituation soll sich in den kommenden Wochen auflösen. Bis dahin werden beide Konzepte auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft. Zeigt sich hier kein nennenswerter Unterschied, müsste der Gemeinderat auf sein Bauchgefühl vertrauen.
Bürgermeisterin Silvia Kugelmann spricht von einer Gewissensentscheidung. „Alles hängt davon ab, wie sehr uns das Gebäude am Herzen liegt oder nicht.“