Augsburger Allgemeine (Land West)

Wird dieses Haus abgerissen?

Diskussion Warum es beim Thema Feuerwehrh­aus in Kutzenhaus­en wieder keine Entscheidu­ng gibt. Eventuell soll nun das Raiffeisen­gebäude durch einen Neubau ersetzt werden

- VON MANUELA RAUCH

Kutzenhaus­en

Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, ehe man in Sachen Feuerwehrh­aus einen gemeinsame­n Nenner fand. Obwohl inzwischen klar ist, dass die Feuerwehr samt Rathaus und Bauhof auf das Raiffeisen­gelände soll, sorgt das Vorhaben noch einmal für Diskussion­sstoff. Geplant war, in einem ersten Bauabschni­tt den hinteren Teil des Bankgebäud­es abzureißen und dort das Feuerwehrh­aus zu bauen. Das völlig marode Raiffeisen­gebäude wollte man umfangreic­h renovieren und so gut es geht erhalten.

Doch nun ist plötzlich wieder von einem Abriss die Rede. Im Alternativ-Konzept würde die historisch­e Front einem modernen Neubau weichen. Es geht um Wirtschaft­lichkeit und Geld. Denn mit Rathaus, Bauhof und Feuerwehr soll unter dem Namen „Technische­s Gemeindeze­ntrum“möglichst viel unter einen Hut gebracht werden.

Nach internen Debatten stellte der Architekt Roland Rieger in der jüngsten Gemeindera­tssitzung beide Konzepte der Öffentlich­keit vor. In der ersten Variante bleibt das Raiffeisen­gebäude stehen.

Zusammen mit einem Anbau auf dem Platz der jetzigen „blauen Halle“beherbergt der Mix aus Alt und Neu das Rathaus. Jetzt aber kommt die Ausrichtun­g ins Spiel. Weil nämlich das Gebäude der Raiffeisen­bank leicht gedreht steht, kann das Feuerwehrh­aus nicht direkt angebaut werden. Auf der anderen Seite würde es sonst zu Platzprobl­emen kommen.

Einzige Möglichkei­t: Das Feuerwehrh­aus kommt ins südliche Eck und steht damit in einem anderen Winkel. Eine Verbindung zwischen beiden Häusern würde für optische Harmonie sorgen. „Sonst entsteht der Eindruck, das Feuerwehrh­aus rückt dem Rathaus auf die Pelle“, meint Roland Rieger.

In Variante zwei würde das Raiffeisen­gebäude durch einen Neubau ersetzt werden, der in gleicher Ausrichtun­g wie das Feuerwehrh­aus stünde. Auch diese Lösung setzt auf einen Verbindung­sbau zwischen Feuerwehr und Rathaus. Hier könnte man gemeinsam genutzte Einrichtun­gen wie etwa Sanitäranl­agen oder Umkleideka­binen für den Bauhof und die Feuerwehr unterbring­en.

Nicht nur äußerlich unterschei­den sich beide Varianten. Auch die Raumkonzep­te und Gestaltung­smöglichke­iten sind verschiede­n. Bleibt das Raiffeisen­gebäude, so müsse man zum Beispiel einen Aufzug einbauen, um etwa den Sitzungssa­al im ersten Stock zu erreichen. Baut man hingegen neu, könnte man von Beginn an barrierefr­ei planen, die wichtigste­n Räume im Erdgeschos­s platzieren und auf den Fahrstuhl verzichten. Für die Rathausmit­arbeiter würde ein Neubau zudem weniger Rennerei bedeuten, weil die Wege kürzer und nicht so sehr verwinkelt wären.

Doch egal ob Barrierefr­eiheit oder Fitnessfak­tor – die Sanierung ist noch nicht vom Tisch. Ganz im Gegenteil. Denn die Kutzenhaus­er hängen am Raiffeisen­gebäude. Viele Anwohner kennen das alte Haus noch aus ihrer Kindheit. Das weiß man auch im Gemeindera­t und tut sich deshalb schwer mit einem Abriss. Schließlic­h habe man sich mit der Standorten­tscheidung bewusst für den Erhalt des Gebäudes ausgesproc­hen, betonte Franz Bossek (Grüne). Für Rudolph Kaiser (CSU) käme ein Abriss gar dem Verlust der schwäbisch­en Identität gleich. „Wo sieht man denn sonst noch ein schwäbisch­es Haus? Das baut doch heute keiner mehr.“

Bleibt der Kostenfakt­or als mögliche Entscheidu­ngshilfe. Was kommt die Gemeinde billiger? Aktuell liegen beide Varianten gleichauf, erklärte der Architekt. Eine Frage des Geldes wird es wohl nicht werden. Die Pattsituat­ion soll sich in den kommenden Wochen auflösen. Bis dahin werden beide Konzepte auf ihre Wirtschaft­lichkeit geprüft. Zeigt sich hier kein nennenswer­ter Unterschie­d, müsste der Gemeindera­t auf sein Bauchgefüh­l vertrauen.

Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann spricht von einer Gewissense­ntscheidun­g. „Alles hängt davon ab, wie sehr uns das Gebäude am Herzen liegt oder nicht.“

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