Augsburger Allgemeine (Land West)
Wenn der Wald zur tödlichen Gefahr wird
Forst In Bayern sind 2017 bereits 16 Menschen bei Fällarbeiten umgekommen. Was der Borkenkäfer damit zu tun hat
Augsburg
Der Borkenkäfer frisst sich durch Bayerns Bäume – und bringt Waldarbeiter damit in große Gefahr. In diesem Jahr sind bereits 16 Menschen gestorben, weil Bäume beim Fällen in sich zusammen- und unkontrolliert zu Boden gestürzt sind – drei der Opfer kamen aus Schwaben. Die Zahl der tödlichen Waldunfälle liegt damit bereits jetzt zum Juli so hoch wie im gesamten Jahr 2016. Alois Schilling, Leiter der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft in Schwaben, ist angesichts dieser tragischen Vorfälle besorgt. „Das Problem mit den Borkenkäfern wird uns noch die nächsten Jahre begleiten“, sagt er.
In trockenen Sommern verbreitet sich der Schädling rasant. Auch 2015 sei ein solches Hitzejahr gewesen. Damals sei noch Sturm Niklas hinzugekommen, der großen Schaden in den Wäldern angerichtet habe.
Welche Auswirkungen das hatte, wird derzeit deutlich: In einigen Gebieten Schwabens wurde wegen akuten Borkenkäferbefalls die höchste Warnstufe ausgerufen. Besonders betroffen sind etwa die Landkreise Donau-Ries und Neuburg-Schrobenhausen sowie das Ostallgäu. Eine stets aktualisierte Karte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Internet dokumentiert die Verbreitung der Schädlinge und informiert Waldarbeiter.
Doch der Borkenkäfer ist Schilling zufolge nicht das einzige „heiße Thema“. Das Eschentriebsterben, für welches ein Pilz verantwortlich ist, erhöht die Gefahr in Laubwäldern drastisch. Durch die beiden Schädlinge verliere das Holz an Masse, die Baumkronen werden licht, die Äste dürr. „Manchmal reicht eine kleine Erschütterung, schon kracht ein Ast zu Boden“, warnt Schilling.
Im Unterallgäu etwa kippte ein Baum um, weil ein anderer Baum diesen im Fall gestreift hatte, und begrub einen Mann. Zu einem weiteren Todesfall kam es, weil sich eine Esche beim Fällen spaltete und ein Teil herabstürzte. Ein Radius von zehn Metern um einen Baum zählt daher als Gefahrenbereich, den es zu meiden gilt. Schilling sagt zudem: „Ich rate dringend dazu, die eigenen Grenzen zu erkennen.“Denn viele Menschen, die eine Motorsäge bedienen, hätten nicht die nötige Erfahrung, um einen kaputten Baum zu fällen. Gerade Landwirte und Privatwaldbesitzer, die nicht täglich in ihren Wäldern arbeiten, gingen zu unbekümmert an Fällarbeiten heran. Das nötige Sicherheitsbewusstsein und die Scheu vor großen Bäumen fehle vielen, so Schilling. Besser sei es, Experten um Hilfe zu bitten. Denn manchmal sind spezielle Schnitttechniken und zusätzliche Geräte nötig, um einen Baum sicher zu Fall zu bringen.