Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Jagd nach der Glückszahl
Herzlichen Glückwunsch, heißt es plötzlich auf dem Bildschirm. Ich wurde als millionster Besucher ausgewählt... Gewinn... Glück... Preis... Euro... – ich klicke auf „Schließen“. Ich war schließlich noch nie einer dieser x-ten Besucher, die irgendwo irgendetwas gewonnen haben. Dabei wäre ich es so gerne einmal. Gelegenheiten dazu gibt es ja dank ausgefuchster Werbefachleute an jeder Ecke. Hier ist jedes zehnte Bier umsonst, dort wird jeder fünfzigste Kunde mit einem Gratis-Leberkäs belohnt, da gewinnt jeder hundertste Anrufer einen Tagesausflug ins österreichische Hinterland. Die Idee dahinter ist offenkundig: Der Spielund Jagdtrieb im Konsumenten soll geweckt werden. Je größer die Zahl, desto größer scheint die Anziehungskraft zu sein.
Selbiges gilt, wenn sich Unternehmen mit „Schnapszahlen“und Jubiläen selbst feiern. Der tausendfach verkaufte Krimi muss einfach spannend und der x-millionste Käfer ganz besonders zuverlässig sein. Mittlerweile scheint auch die Gesundheitsbranche immer größeren Wert auf die öffentlichkeitswirksame Präsentation von Zahlen zu legen. Dieser Tage lässt sich das Klinikum in Bad Abbach für 18 000 implantierte Knie- und Hüftgelenke feiern. Und die Urologie in Illertissen für 1000 operierte Prostata-Patienten.
Herzlichen Glückwunsch, bleibt da nur zu sagen – mit der Bitte, nicht ausgerechnet bei derartigen Zahlenspielen künftig als „Gewinner“gezogen zu werden.