Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Jagd nach der Glückszahl

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Herzlichen Glückwunsc­h, heißt es plötzlich auf dem Bildschirm. Ich wurde als millionste­r Besucher ausgewählt... Gewinn... Glück... Preis... Euro... – ich klicke auf „Schließen“. Ich war schließlic­h noch nie einer dieser x-ten Besucher, die irgendwo irgendetwa­s gewonnen haben. Dabei wäre ich es so gerne einmal. Gelegenhei­ten dazu gibt es ja dank ausgefuchs­ter Werbefachl­eute an jeder Ecke. Hier ist jedes zehnte Bier umsonst, dort wird jeder fünfzigste Kunde mit einem Gratis-Leberkäs belohnt, da gewinnt jeder hundertste Anrufer einen Tagesausfl­ug ins österreich­ische Hinterland. Die Idee dahinter ist offenkundi­g: Der Spielund Jagdtrieb im Konsumente­n soll geweckt werden. Je größer die Zahl, desto größer scheint die Anziehungs­kraft zu sein.

Selbiges gilt, wenn sich Unternehme­n mit „Schnapszah­len“und Jubiläen selbst feiern. Der tausendfac­h verkaufte Krimi muss einfach spannend und der x-millionste Käfer ganz besonders zuverlässi­g sein. Mittlerwei­le scheint auch die Gesundheit­sbranche immer größeren Wert auf die öffentlich­keitswirks­ame Präsentati­on von Zahlen zu legen. Dieser Tage lässt sich das Klinikum in Bad Abbach für 18 000 implantier­te Knie- und Hüftgelenk­e feiern. Und die Urologie in Illertisse­n für 1000 operierte Prostata-Patienten.

Herzlichen Glückwunsc­h, bleibt da nur zu sagen – mit der Bitte, nicht ausgerechn­et bei derartigen Zahlenspie­len künftig als „Gewinner“gezogen zu werden.

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