Augsburger Allgemeine (Land West)
Schluss mit der Routine!
Parktheater Der neue Leiter Stefan Weippert stellt sein erstes Spielzeitprogramm vor und spart nicht mit Kritik
Herr Weippert, seit November 2016 sind Sie jetzt hier am Parktheater. Jetzt haben Sie Ihr erstes Programm vorgestellt. In welchem Zustand haben Sie das Haus vorgefunden?
Stefan Weippert: Das Haus lief sehr gut, aber es haben doch einige Basics gefehlt. Also wirklich Grundlegendes. Hier haben Veranstaltungen stattgefunden, ohne Feuerwehr und die nötige Sicherheit. Dinge, die man schlicht so nicht machen darf. Ich will niemandem auf die Füße treten, aber gewisse Vorschriften müssen eingehalten werden. Es hilft niemandem, eine Veranstaltung möglichst günstig durchzuführen, wenn dafür ein unkalkulierbares Risiko dahintersteht. Aber konzeptionell war das Haus sehr gut vorbereitet.
Auf was haben Sie bei der Programmgestaltung Wert gelegt?
Weippert: Mir ist wichtig, dass eine Produktion einen Qualitätsanspruch erfüllt. Das heißt, wir verpflichten Schauspieler, die ihr Handwerk können, und Musiker, die wissen, was sie machen. Natürlich achtet man auch darauf, welche Veranstaltungen dem Publikum in der Vergangenheit gefallen haben. Dass aber bei über 170 Veranstaltungen einzelne Dinge dabei sind, die am Ende nicht so gut werden wie gewünscht, ist klar. Aber der Anspruch zum Bestmöglichen ist immer da. Daneben wollte ich gewisse Routinen aufbrechen. Gerade dann, wenn der ein oder andere Künstler nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist mit seinem Schaffen, sollte man den vielleicht vorerst nicht mehr engagieren. Gleichzeitig war es mir wichtig, keinen Bruch in das Programm zu bringen, sondern dieses eher weiterzuführen. Letztlich ist so ein Programm nicht für mich, sondern für das Publikum gedacht.
Das bedeutet, man muss gewisse Kompromisse eingehen?
Weippert: Natürlich haben die Leute bestimmte Erwartungen. Also ganz frei ist man nicht. Es ist dann schon ein Spagat. Einerseits muss man das Haus möglichst voll bekommen. Das ist nicht immer einfach. Auf der anderen Seite sagt man manchmal, das ist fantastisch, das muss gezeigt werden, wird aber nur bei einem kleinen Publikum ankommen. Manche Leute fragen auch, ob hier nicht mal Helene Fischer auftreten könnte. Dass so etwas nicht geht, ist klar. Dafür ist das Haus einfach zu klein.
Augsburg hat mit dem Stadttheater ein vielfältiges Theaterprogramm. Außerdem finden hier regelmäßig Musikfes- tivals und Konzerte statt. Auch Kabarett ist reichhaltig vertreten. Wo findet da das Parktheater seinen Platz?
Weippert: Wir sind ganz klar auf Unterhaltung ausgerichtet. Und es macht, gerade aufgrund der vielen anderen Bühnen, keinen Sinn, da querzuschlagen. Im Bezug auf die Kleinkunst sehe ich das Publikum aber hier bei uns. Auf der anderen Seite ist mir klar, dass wir ein gewisses Publikum damit nicht erreichen werden. Daher ging es bei der Programmentwicklung auch darum, im Kern ein Unterhaltungsprogramm zu schaffen, aber versehen mit kulturellen, speziellen Aufführungen, die sonst an anderen Bühnen keinen Raum finden. Ich meine z. B. Mischformen wie die atmosphärische Trickfilmlesung „Der Elefantenmensch“oder den gesprochenen Liederabend „Der Blumen Rache“, bei dem Melodramen der Romantik zu Klaviermusik vorgetragen werden.
Bei dieser Konzentration auf Kleinkunst, welche Qualitätsmerkmale setzen Sie an?
Weippert: Gerade in der Kleinkunst gibt es viele richtig gut ausgebildete Künstler. Aufpassen muss man dabei nur, dass es nicht immer mehr in Richtung Comedy abgleitet. Das
passiert im Moment vielfach. Am Ende aber kommt es darauf an, dass etwas vor allem handwerklich gut ist. Unabhängig davon, ob das dann meinen eigenen Geschmack trifft oder nicht. Kunst ist subjektiv, jedoch gibt es gewisse, messbare Kriterien.
Und wie sieht es mit den Künstlern der Region aus? Wollen Sie denen eine Bühne bieten?
Weippert: Natürlich soll das regionale Amateurtheater hier auch eine Bühne finden. Diese Veranstaltungen sind im Programm dann aber auch als solche gekennzeichnet.
Muss ein Haus wie das Parktheater eigentlich diese Vielzahl an verschiedenen Veranstaltungen anbieten? Fühlt sich das Publikum damit vielleicht auch überfordert?
Weippert: Natürlich müssen wir das Haus irgendwie finanzieren. Es müsste aber tatsächlich nicht so eine Vielzahl von verschiedenen Veranstaltungen sein, sondern man könnte öfters Wiederholungen bringen. Aber viele Leute schätzen gerade diese Programmvielfalt. Das ist bei uns ähnlich wie in einem Programmkino. Es gibt beinahe jeden Tag etwas anderes.
Interview: Alexander Rupflin