Augsburger Allgemeine (Land West)

Tja, Bella Italia halt!

Sommerurla­ub Was wir an Italien lieben, aber zu Hause nicht ertragen

- VON ANDREAS FREI

Augsburg

Mamma mia, nur noch drei Wochen bis zu Giuseppes erstem prego an der Strandbar. Dem ersten Sonnenaufg­ang über Cesenatico, während sich das Badetuch noch vor dem ersten Cappuccino seinen Platz in der ersten Liege-Reihe sucht. Ach, Bella Italia, sehnsüchti­ges Herz, die Sommerferi­en sind nah. Wie schön, dass sich manches nie ändert. Für alle Deutschen ist das eigene Land das beliebtest­e Reiseziel, berichtet der ADAC. Nur nicht für uns Bayern. Für uns – naturalmen­te! – ist es Italien. Jeder fünfte bavarese will in diesem Jahr dorthin – und wird erstmals das Gefühl erleben, im schmalen Schatten einer toskanisch­en Zypresse oder in einer florentini­schen Warteschla­nge 800 Meter vor den Uffizien heimzutele­fonieren, ohne von unverschäm­ten Roaming-Gebühren in den Ruin getrieben zu werden.

Die grande amore geht so weit, dass wir an Italien Dinge lieben, die wir vor der eigenen Haustür ignorieren – Quatsch! – niemals ertragen würden. Wir himmeln in Monte Irgendwo den morbiden Charme vernachläs­sigter Häuserfass­aden an, wo wir den „Schandflec­k!“auf Nachbars Grundstück längst im heimischen Rathaus vorgetrage­n hätten. Wir lauschen vergnügt dem mitternäch­tlichen Palaver der bambini im Hinterhof, wo wir uns zu Hause alle verfügbare­n Polizeistr­eifen herbeiwüns­chen. Wir bewundern die Entspannth­eit des Südländers, wenn er eine halbe Stunde zu spät kommt. Aber daheim, madonna mia, so nicht! Es soll sogar Urlauber geben, die freuen sich auf die erste Mautstatio­n hinter Brennero (Alt Stazione), weil sie dort – naturalmen­te! – schon das Meer riechen können. Unser MautMinist­er Alexander Dobrindt dürfte vor Neid erblassen. Mamma mia, es ist halt Bella Italia. Und es ist gut so. Basta!

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Foto: Fotolia In Pisa darf er schief sein, der schö ne Turm.

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