Augsburger Allgemeine (Land West)
Tja, Bella Italia halt!
Sommerurlaub Was wir an Italien lieben, aber zu Hause nicht ertragen
Augsburg
Mamma mia, nur noch drei Wochen bis zu Giuseppes erstem prego an der Strandbar. Dem ersten Sonnenaufgang über Cesenatico, während sich das Badetuch noch vor dem ersten Cappuccino seinen Platz in der ersten Liege-Reihe sucht. Ach, Bella Italia, sehnsüchtiges Herz, die Sommerferien sind nah. Wie schön, dass sich manches nie ändert. Für alle Deutschen ist das eigene Land das beliebteste Reiseziel, berichtet der ADAC. Nur nicht für uns Bayern. Für uns – naturalmente! – ist es Italien. Jeder fünfte bavarese will in diesem Jahr dorthin – und wird erstmals das Gefühl erleben, im schmalen Schatten einer toskanischen Zypresse oder in einer florentinischen Warteschlange 800 Meter vor den Uffizien heimzutelefonieren, ohne von unverschämten Roaming-Gebühren in den Ruin getrieben zu werden.
Die grande amore geht so weit, dass wir an Italien Dinge lieben, die wir vor der eigenen Haustür ignorieren – Quatsch! – niemals ertragen würden. Wir himmeln in Monte Irgendwo den morbiden Charme vernachlässigter Häuserfassaden an, wo wir den „Schandfleck!“auf Nachbars Grundstück längst im heimischen Rathaus vorgetragen hätten. Wir lauschen vergnügt dem mitternächtlichen Palaver der bambini im Hinterhof, wo wir uns zu Hause alle verfügbaren Polizeistreifen herbeiwünschen. Wir bewundern die Entspanntheit des Südländers, wenn er eine halbe Stunde zu spät kommt. Aber daheim, madonna mia, so nicht! Es soll sogar Urlauber geben, die freuen sich auf die erste Mautstation hinter Brennero (Alt Stazione), weil sie dort – naturalmente! – schon das Meer riechen können. Unser MautMinister Alexander Dobrindt dürfte vor Neid erblassen. Mamma mia, es ist halt Bella Italia. Und es ist gut so. Basta!